Drogenkurier vor Gericht:Haschisch - die "Frau seines Lebens"

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42-Jähriger versucht, 289 Gramm der Droge in Fingerlingen in seinem Magen am Flughafen einzuschmuggeln

Von Gerhard Wilhelm, Erding/Flughafen

"Die Frau seines Lebens" hat einem 42-jährigen Spanier jetzt eine Haftstrafe von einem Jahr und sechs Monaten eingebracht, die er allerdings nur durch das Wohlwollen des Schöffengerichts nicht antreten muss, sondern auf drei Jahre Bewährung ausgesetzt wurde. Die Liebe seines Leben läuft allerdings nicht auf zwei Füßen herum und ist weiblicher Gestalt, sondern ist die Droge Haschisch, die er seit seinem 17. Lebensjahr konsumiert. 30 Fingerlinge voll mit der Droge waren in seinem Magen, als er am 18. September am Münchner Flughafen landete. Für die unerlaubte Einfuhr von 289 Gramm Haschisch wurde er nun verurteilt. Den Vorwurf der Drogenkuriertätigkeit wurde fallen gelassen, da er glaubhaft versichern konnte, dass er die Menge nur für den Eigenbedarf benötigt hätte.

Die Zollbeamten am Flughafen hatten ihn routinemäßig nach der Landung kontrolliert, wegen mehrerer Verdachtsmomente: Zum einen war er aus Tanger in Marokko über Lissabon nach Deutschland eingereist, zum anderen nur mit kaum Gepäck, und in seinem Pass waren etliche Reisen 2017 nach Marokko verzeichnet. Ein Drogenschnelltest war dann positiv ausgefallen, wie der Zollbeamte vor Gericht aussagte. Einer weiteren Leibeskontrolle hatte der Spanier aber nicht zugestimmt, weshalb die Beamten einen diesbezüglichen Beschluss abwarten wollte. Bis der kam, überführte den 42-Jährigen eine "gerüchliche Wahrnehmung", wie der Beamte sagte. Vier der 30 Fingerlinge hatten nämlich in der Zeit ihren natürlichen Weg durch Magen und Darm des Mannes genommen. Die ausgeschiedenen Fingerlinge mit dem Haschisch wollte er zunächst in seiner Tasche verstecken, aber der Geruch entlarvte alles und er gestand, Drogen in seinem Körper zu haben. Die restlichen 26 "Body-Bags", wie die Fingerlinge genannt werden, wenn sie für Drogentransporte verwendet werden, kamen auf der Intensivstation der Erdinger Klinik wieder ans Licht.

Gekauft hatte der 42-Jährige das Haschisch in einem Bergdorf bei Tanger, wo die Cannabispflanze direkt angebaut werde, wie der Angeklagte sagte. 200 Euro habe er für die 300 Gramm bezahlt. Mit den 300 Gramm wollte er nach seiner Aussage die rund drei Monate bei seinem Freund bei Salzburg über die Runden kommen - bei einem Verbrauch von rund fünf Gramm am Tag. Nach Salzburg habe er mit dem Bus fahren wollen. Die zehn Euro, die er noch bei sich gehabt habe, hätten dafür gereicht - und zum großen Erstaunen von Richter Björn Schindler, der beiden Schöffenrichter und des Staatsanwaltes, kostet eine Fahrt vom Flughafen nach Salzburg per Bus tatsächlich weniger als zehn Euro. Warum er so oft seit Anfang 2017 in Marokko war, erklärte der 42-Jährige mit einer neuen Freundin dort - allerdings tatsächlich mit einer Zweibeinigen.

Die Staatsanwaltschaft plädierte nach der Beweisaufnahme für ein Jahr und zehn Monate Haft ohne Bewährung, weil sie für den Angeklagten keine positive Sozialprognose sah und der 42-Jährigen in seinem Heimatland bereits elf Einträge in das dortige Strafregister hat und mehrmals in Haft saß. Unter anderem wegen Drogendelikten. Sein Verteidiger sprach sich für ein Jahr auf Bewährung aus.

Das Schöffengericht wertete die Tatsache, dass es sich nur um eine weiche Droge und nicht beispielsweise um Kokain handelte, sowie seine "erhebliche Steuerungsunfähigkeit" wegen seiner Drogenabhängigkeit allerdings strafmildernd. Die Aufzählung der verschiedenen Drogensubstanzen in seinem Körper dauerte Minuten. Der Angeklagte solle die Bewährung nun nutzen, um in Spanien eine Drogentherapie zu machen.

© SZ vom 15.02.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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