Drei Jahre nach dem Hochwasser in Erding:Mulmiges Gefühl

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Die Hochwasserkatastrophen wecken Erinnerungen. Die Lage in Erding ist aber ruhig.

Von webe, Landkreis

Vielen Erdinger wird es dieser Tage mulmig, wenn sie die Nachrichten aus den Hochwassergebieten der Republik hören und sehen. Vor fast genau drei Jahren sah es in manchen Teilen des Landkreises ähnlich aus wie heute zum Beispiel in Simbach: Wasser in den Kellern und im Erdgeschoss, Schlamm in den Straßen, Katastrophenfall. Obwohl es auch hier im Landkreis in den vergangenen Tagen immer mal wieder sehr viel auf einmal geregnet hat, von einem drohenden Hochwasserfall in Erding geht man im Münchner Wasserwirtschaftsamt nicht aus.

Die Grundwasserpegel sind normal.

Josef Höschl, im Amt für Erding zuständig, beobachtet ständig die Regenmengen, die Pegel- und Grundwasserstände. Er bleibt ruhig: Im Mittel, sagt er, seien in den vergangenen Tagen etwa 20 Liter auf den Quadratmeter niedergegangen; kein Vergleich zu den 120 Litern, die Anfang Juni 2013 die Flüsse und das Grundwasser haben ansteigen lassen. Auch letzteres mache keine Probleme: Der Grundwasserpegel liege nur knapp über dem jährlichen Mittel, in Moosinning zum Beispiel 20 Zentimeter. In der Stadt Erding liegt der Pegel sogar unter dem Mittel.

Entwarnung also, aber das mulmige Gefühl bleibt. Denn was würde passieren, würde es wie in Simbach auch im Landkreis Erding stark regnen? Dass es zu einem neuerlichen Hochwasser kommen würde, kann Höschl nicht ausschließen. Er sagt, dass Erding sicherlich heute "organisatorisch besser vorbereitet" wäre. In der Tat wurde die Feuerwehr in Erding in den vergangenen Jahren mit einer modernen Hochwasserausrüstung ausgestattet. Aber baulich? Viel hat sich gerade im Erdinger Stadtgebiet noch nicht getan: Der Steg über die Sempt in Altenerding wurde abgerissen, einige Bäche wurden ausgeräumt. Doch die verbauten Bäche im Stadtgebiet, die im Fall des Falles mit den Wassermassen wieder überfordert wären, warten noch auf ihre Freilegung. Auch ein Hochwasserschutzkonzept für die Stadt Erding lässt weiter auf sich warten. Oberbürgermeister Max Gotz (CSU) sprach im vergangenen Jahr darüber, dass es bis zum Ende des Jahren 2015 stehen könnte.

Am Mittwoch gibt es ein Gespräch.

Weiter ist zumindest das Wasserwirtschaftsamt mit den Hochwasserplanungen entlang der Sempt. Das Amt hat einen Vorentwurf eines Maßnahmenkataloges an die Regierung von Oberbayern übersandt, die, so heißt es, eine mögliche Variante bevorzugt. Am kommenden Mittwoch wird es ein Gespräch zwischen dem Wasserwirtschaftsamt, der Regierung, Gotz und dem Wörther Bürgermeister Thomas Gneißl (ÜPWG) geben. Dass Gneißl mit am Tisch sitzt, lässt darauf schließen, dass es wohl zu dem präferierten, enormen Hochwasserrückhaltebecken auf Wörther Flur kommen wird, das im Hochwasserfall Druck von der Sempt nehmen soll. Entsprechend kleiner könnten dann die Maßnahmen im Erdinger Stadtgebiet ausfallen.

Josef Höschl hat Verständnis, wenn die Erdinger mit Sorge auf das Hochwasser in Niederbayern und anderswo blicken. Es zeigt, wie schnell wieder so eine Katastrophe über den Landkreis hereinbrechen könnte. Er erinnert aber auch daran, dass das Wasserwirtschaftsamt schon vor drei Jahren gesagt habe, dass es so schnell nichts werden wird mit einem umfassenden Hochwasserschutz. Bis alle Verfahren durchlaufen seien, bis die Finanzierung stehe, bis die Bürgerbeteiligung abgeschlossen werde, bis Gerichte entschieden hätten, würde es wohl 2020 werden. Es sieht danach aus, als ob dieser Zeitplan realistisch ist.

© SZ vom 04.06.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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