Neue Nahversorgung

Der Dorfladen in Langenpreising war noch gar nicht beschlossen, da wussten die Langenpreisinger schon, welcher Bäcker den Kuchen dort anbieten wird: Vom Grundner aus Moosburg sollte er kommen. Da man sich bei der Kuchenfrage nicht lange aufhielt, konnte mehr Energie in den Dorfladen selbst gesteckt werden: Am 4. Juni wird er nun eröffnet und Langenpreising stemmt sich so gegen einen Trend. In Bayern, vor allem in ländlichen Gebieten, machen immer mehr Nahversorger zu, wie Zahlen der Bayerischen Staatsregierung und des Bayerischen Rundfunks kürzlich gezeigt haben. Allerdings ist der Landkreis Erding von diesem Ladensterben weniger stark betroffen. Nur einen Laden weniger gibt es seit 2005 im Landkreis, weil auch einige neue aufgemacht haben - deren Ladenfläche hat zudem zugenommen. In Langenpreising ist Michael Brandt Mitglied des Arbeitskreis 1 und damit zuständig für die ortsnahe Grundversorgung in Langenpreising, also für den Dorfladen. Hilfe bekommt der Arbeitskreis von Wolfgang Gröll. Der Unternehmensberater unterstützt seit mehr als 20 Jahren Gemeinden, die einen Dorfladen gründen möchten. So auch Langenpreising: "Es ist ein sehr guter Standort. Die Ortschaft ist groß, kompakt und die Bevölkerung steht hinter dem Konzept", sagt Gröll. Nur die im Ort beliebte Metzgerei Haslacher könnte es dem Dorfladen schwer machen, fürchtet Gröll: "Die Bürger kaufen ihre Wurst und ihr Fleisch schon immer beim Metzger. Das bedeutet, dass der Dorfladen in diesem Sektor nicht groß einsteigen kann". Wurst- und Räucherwaren bietet der Dorfladen dennoch an, man sehe sich nicht als Konkurrenten, so Brandt. Die Metzgerei Haslacher beliefert den Dorfladen sogar, in Langenpreising arbeitet man zusammen. Und das gilt nicht nur für die Unternehmen, sondern auch für die Bewohner. "Für den langfristigen Erfolg ist entscheidend, dass sich die Bürger ihrem Dorfladen verbunden fühlen", sagt Gröll. Das garantiert unter anderem die genossenschaftliche Organisation des Dorfladens. Die Langenpreisinger können für 250 Euro einen Anteil an ihrem Dorfladen erwerben - so wurde das erforderliche Startkapital von 70 000 Euro zusammengetragen. Erwirtschaftet der Laden Gewinn, erhalten die Anteilseigner Einkaufsgutscheine. "Dank diesem Konzept haben die Bürger ihren Laden selbst aufgebaut und werden direkt am Erfolg beteiligt", so Gröll. Rund 230 Anteilseigner sind es bereits und es werden immer mehr. In Langenpreising will man dem Ladensterben offensichtlich etwas entgegensetzten. "Ein Dorfladen muss den Kunden einen Mehrwert bieten. Das können besondere regionale Produkte, selbstgemachte Salate oder Brotaufstriche sein - Hauptsache, es gibt sie nicht bei Aldi oder Edeka", sagt Berater Gröll. Der Arbeitskreis 1 beherzigt seinen Rat und nimmt glutenfreie Mehle der Deggendorfer Drax-Mühle in das Sortiment auf, einige Langenpreisinger hatten sich das ausdrücklich gewünscht. "Für uns ist es von Vorteil, wenn wir flexibel auf Sonderwünsche reagieren. Dann kommen die Kunden auch wirklich zu uns. Für das Mehl müssten sie sonst extra in einen Biomarkt fahren", sagt Michael Brandt vom Arbeitskreis. Auch das Kaffeesortiment des Dorfladens stammt aus der Region. Den Kaffee von "Mei Allgäu Barrista" kann man gemahlen oder als Bohnen kaufen. Irgendwann soll es sogar ein eigenes Label geben, eine eigene Dorfladenmarke. Bis dahin kann man sich auf eine Tasse des Allgäuer Kaffees im Dorfladencafé treffen. "Denn das Wichtigste ist, dass wir in unserem Laden einen Treffpunkt für Langenpreising schaffen", sagt Brandt. Zum Kaffeeplausch mit der Nachbarschaft lässt man sich im Dorfladen ein Stück Kuchen schmecken. Und der, das steht schon lange fest, muss vom Grundner aus Moosburg sein.