Plastische Chirurgie am Klinikum:Die Zahlen steigen und steigen

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Ein weiteres Spezialgebiet der florierenden Sparte am Klinikum Erding ist der mikrochirurgische Brustwiederaufbau nach Brustkrebs. (Foto: Klinikum Erding)

Eine Erfolgsgeschichte: Die Abteilung für Plastische und Ästhetische Chirurgie floriert. Patienten kommen sogar aus Russland, um sich hier behandeln zu lassen

Von Andreas Junkmann, Erding

Manchmal sind es nur kleine Eingriffe, um die lästigen Falten zu straffen. Manchmal ist es aber auch das unbedingte Streben nach dem perfekten Äußeren. Der Boom der Schönheitsoperationen in Deutschland ist weiterhin ungebrochen. Da ist es nicht verwunderlich, dass auch die Abteilung für Plastische und Ästhetische Chirurgie im Klinikum Erding alle Hände voll zu tun hat. "Wir sind sehr gut ausgebucht", sagt Chefarzt Cvetan Taskov mit einem von Stolz erfülltem Lächeln im Gesicht. Und Taskov kann tatsächlich zufrieden sein, denn die Abteilung hat sich seit ihrer Gründung im Jahr 2010 zu einer wahren Erfolgsgeschichte entwickelt. Dies lässt sich auch leicht an den Patientenzahlen ablesen: Waren es vor sechs Jahren noch 130 stationäre Patienten, hat sich die Anzahl 2015 mit etwa 270 mehr als verdoppelt. Hinzu kommen noch 150 Patienten, die sich ästhetischen Behandlungen unterzogen haben.

Patienten aus Russland

Einen großen Anteil am Erfolg der chirurgischen Abteilung trägt dabei der Chefarzt höchstpersönlich. Nach Abschluss seines internationalen Medizinstudiums absolvierte Taskov eine sechsjährige Weiterbildung zum Facharzt für Plastische Chirurgie am Klinikum Rechts der Isar, ehe er mehrere Jahre als Oberarzt für Plastische Chirurgie in der Amperkliniken AG Dachau gearbeitet hat. Mit Taskovs Wechsel nach Erding wurde auch die dortige Abteilung für Plastische und Ästhetische Chirurgie ins Leben gerufen. Seither hat sich Cvetan Taskov den Ruf eines absoluten Experten auf seinem Gebiet erarbeitet. Das Klientel kommt inzwischen von weit her, um sich in Erding behandeln zu lassen. "Maximal die Hälfte der Patienten ist aus dem Landkreis", sagt der Chefarzt. Der Rest komme aus ganz Deutschland und den angrenzenden europäischen Ländern. Selbst aus Russland seien schon Patienten zur Behandlung extra nach Erding angereist. Und die Wartelisten werden immer länger.

Auch deshalb sei laut Taskov sogar eine Erweiterung der Abteilung denkbar. Bestand die Plastische und Ästhetische Chirurgie am Anfang noch aus zwei Ärzten, ist das Team mittlerweile auf sechs Mediziner angewachsen - Tendenz steigend. n Erding wird das komplette Spektrum der Chirurgie angeboten. Neben den Bereichen der rekonstruktiven Chirurgie und der Verbrennungschirurgie sind das auch solche Behandlungen, die gemeinhin als Schönheitsoperationen bekannt sind.

Die meisten informieren sich im Internet

"Wir bezeichnen das auch gerne als Wohlfühlchirurgie", sagt Taskov. Denn um das Wohlfühlen im eigenen Körper geht es den meisten Patienten, die in Erding vorstellig werden. Viele kämen dabei, so Taskov, schon mit recht konkreten Vorstellungen in sein Büro: "Die meisten haben sich vorher schon im Internet informiert. Aber das ist mit Vorsicht zu genießen, denn da steht ja bekanntlich auch viel Unsinn drin."

Ohne die nötige medizinische Fachkenntnis sei es schwer, sich über die Möglichkeiten von Behandlungen ausreichend informieren zu können. Das müssen viele Patienten auch im Gespräch m it dem Chefarzt feststellen. Nachdem sie ihr Anliegen vorgetragen haben, erfolgt zunächst eine objektive Prüfung, was gemacht werden kann - und ob überhaupt etwas verändert werden muss. "Es ist schon vorgekommen, dass jemand über seine schiefe Nase geklagt hat. Aber wenn man dann genau hinsieht, stellt man fest, dass sie in Wirklichkeit kerzengerade ist." Auch wenn in der Schönheitschirurgie vieles möglich ist, gibt es dennoch Grenzen. "Den groben Rahmen über das, was geht, stecken wir ab. Die Details kann und muss dann der Patient selbst entscheiden", erklärt Taskov.

Über die Körbchengröße entscheidet die Patientin

Darunter fällt etwa die Auswahl, welche Körbchengröße es denn am Ende werden soll. Vor eben dieser Entscheidung stehen viele Patientinnen in Erding, denn nach wie vor sind Brustoperationen der große Renner, wie Taskov bestätigt. Aber auch Männer legen sich immer häufiger unters Messer. Hier stehen Lidstraffungen und Fettabsaugungen ganz oben auf der Wunschliste.

"Extrem im Kommen" seien laut Taskov die sogenannten operationslosen Behandlungsmethoden. Als solche werden vor allem Unterspritzungen mit Botulinumtoxin - kurz Botox - und Hyaluronsäure zur Faltenbehandlung bezeichnet. Demnächst wird im Erdinger Klinikum auch eine neue Methode zur Verringerung von Fettdepots angeboten. Dabei werden die betroffenen Stellen einer einstündigen Kühlung unterzogen, woraufhin sich die Fettzellen nach und nach von selbst abbauen. Da dieser Vorgang mit handelsüblichen Kühlakkus leider nicht funktioniert, schafft die chirurgische Abteilung derzeit ein entsprechendes Gerät an. Der Bedarf ist jedenfalls gegeben.

Ein weiteres Spezialgebiet der florierenden Sparte am Klinikum Erding ist der mikrochirurgische Brustwiederaufbau nach Brustkrebs. (Foto: Klinikum Erding)

Immer mehr Behandlungen ohne Operation

"Patienten kommen immer häufiger aktiv auf uns zu und fragen nach operationslosen Behandlungen", sagt Cvetan Taskov. Alleine im vergangenen Jahr verzeichnete die Klinik dabei einen Zuwachs von mehr als dreißig Prozent. So seien von den 150 ästhetischen Behandlungen schon jetzt etwa 110 operationslos verlaufen. "Das war vor fünf Jahren noch genau andersrum", erinnert sich der Chirurg.

Außer den ästhetischen Behandlungen, die in aller Regel vom Patienten selbst bezahlt werden müssen, haben Taskov und sein Team aber noch weit mehr im Programm. "Wir sind nicht nur für die Optik, sondern auch für die Funktion da." Damit spielt der Chefarzt vor allem auf die medizinisch notwendigen Behandlungen an wie die Versorgung von Brandverletzungen und die Rekonstruktion der Form und Funktion von Körperoberflächen. Taskovs Spezialgebiet ist der mikrochirurgische Brustwiederaufbau nach Brustkrebs, der europaweit in nur sehr wenigen Zentren angeboten wird. Bei dieser hoch komplizierten Behandlung wird die weibliche Brust aus körpereigenem Gewebe in mühevoller Kleinstarbeit wieder zusammengesetzt. Dazu wird der Patientin Bauchhautgewebe entnommen und an anderer Stelle wieder eingepflanzt.

"Als würde man einen Gartenschlauch anstecken"

Damit der Körper die neue Brust annimmt, müssen die etwa einen Millimeter großen sogenannten "epigastrischen Gefäße" freigelegt und an ihrem Bestimmungsort angeschlossen werden. "Das muss man sich vorstellen, als würde man einen Gartenschlauch anstecken", erklärt Taskov ganz so, als wäre die fast fünfstündige Operation eine Lappalie. Komplett ohne ästhetischen Aspekt kommt aber auch dieser Eingriff nicht aus. Eine positive Nebenwirkung der Brustrekonstruktion sei nämlich, dass die Patientin zusätzlich zur neuen Brust auch gleich noch eine Bauchstraffung bekommt.

Die Brustrekonstruktion ist nur eine von vielen spektakulären Operationen, die Taskov und sein Team in den vergangenen Jahren in Erding bewältigt haben. So stellte Taskov durch die Transplantation von Eigengewebe die Nase einer jungen Frau wieder her, die sie durch einen Hundebiss verloren hatte. Einem Bergsteiger konnten die Erdinger Chirurgen nach einem komplizierten Bruch den Unterschenkel retten, der ansonsten hätte amputiert werden müssen. Zudem ist die Abteilung in Erding eines der wenigen Zentren für geschlechtsangleichende Operationen in Deutschland, die außer den Rekonstruktionen zu den schwierigsten Eingriffen in der Chirurgie gehören. Es sind Geschichten wie diese, die den Patienten das Gefühl geben, bei Taskov und Kollegen in guten Händen zu sein. Und auf die Hände kommt es bei einem guten Chirurgen ganz besonders an: "Wir arbeiten teilweise unter zwanzigfacher Vergrößerung mit Fäden, die dünner sind als menschliche Haare. Da ist definitiv kein Platz für zitternde Hände." In einem Metier, bei dem jede Bewegung sitzen muss, sei ein ruhiges Händchen Grundvoraussetzung um seine Patienten zufrieden zu stellen. Und dieses scheint Cvetan Taskov definitiv zu haben.

© SZ vom 05.03.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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