Die Pflanze profitiert vom Klimawandel:Interesse an Sojabohnen aus Bayern wächst

Lesezeit: 2 min

Alle Hände voll zu tun: Raphaela Lex vom Biohof Lex aus Bockhorn Emmling mit einem Teil der Sojaernte. (Foto: Renate Schmidt)

Immer mehr Landwirte im Landkreis bauen neben Mais und Weizen auch die Leguminose an. Mit den Pflanzungen soll auch die Unabhängigkeit von Importen aus Südamerika gefördert werden

Von Marianne Westenthanner, Erding/Bockhorn

Dass die Beliebtheit von Soja in den vergangenen Jahren zugenommen hat, ist in den Supermärkten klar erkennbar. Ob Sojamilch, Tofu oder Tempeh, immer mehr Produkte bevölkern die Regale. In den vergangenen Jahren hat sich die Leguminose auch auf den Feldern im Landkreis ausgebreitet: In diesem Jahr war die Ackerfläche im Landkreis Erding, auf der Soja gepflanzt wurde, mit 467 Hektar nahezu doppelt so groß wie 2017. Die Gründe für den Boom sind vielfältig.

"Mittlerweile ist das Umweltbewusstsein auch in der Landwirtschaft angelangt", sagt Biobäuerin Bernadette Lex, viele Bauern würden sich heute gegen den Import von Futtersoja aus Südamerika entscheiden, für dessen Anbau vielerorts Regenwälder abgeholzt werden. Der Familienbetrieb Lex in Bockhorn blickt beim Sojaanbau auf eine lange Geschichte zurück, vor über 30 Jahren entschied sich Lorenz Lex dafür, die asiatische Nutzpflanze erstmals auf den Feldern anzubauen. Mittlerweile ist der Hof einer der 100 Demonstrationsbetriebe des Deutschen Sojanetzwerks und bewirtschaftet verschiedene Versuchsparzellen. "Wir testen verschiedene Sorten und deren Eigenschaften, und bauen Soja in Mischkulturen zusammen mit anderen Pflanzen an", erklärt Bernadette Lex. Der Fokus läge derzeit auf Mischkulturen mit Blühpflanzen, sodass neben dem Ertrag auch das Erhalten der heimischen Insektenkultur gelinge.

In ganz Bayern ist die Anbaufläche von Soja dieses Jahr nach Angaben des Statistischen Bundesamtes um 46 Prozent gestiegen, und das trotz verschärfter EU-Regelungen. Den Grund dafür sieht Anton Mitterer vom Landwirtschaftsamt Erding unter anderem in neuen staatlichen Zuschüssen für ökologisch verträgliche Landwirtschaft: "Um Förderungen aus dem neuen Programm für eine vielfältige Fruchtfolge zu erhalten, sind zehn Prozent Leguminosen vorgeschrieben, da ist die Sojabohne eine gute Wahl." Auch beim Greening, einer Maßnahme zur Schaffung ökologischer Räume in der Landwirtschaft, könne der Anbau angerechnet werden. Um als Landwirt EU-Direktzahlungen zu erhalten, ist Greening seit 2015 verpflichtend, dazu gehört unter anderem die Bestellung ökologischer Vorrangflächen mit Zwischenfrucht oder eben Leguminosen. "Im Vergleich zu anderen gängigen Arten wie zum Beispiel der Ackerbohne hat Soja außerdem den höchsten Deckungsbeitrag", damit sei Soja durchaus rentabel, so Mitterer. Auch die aktuelle Witterung sei günstig für die Pflanze, die eigentlich in wärmeren Regionen gedeiht. "Normalerweise erntet man Soja Ende September oder Anfang Oktober, durch den heißen Sommer wurde dieses Jahr schon Anfang September geerntet", sagt Mitterer, auch die Erträge hätten nicht stark gelitten. Damit ist die Bohne eine der wenigen Pflanzen, die vom Klimawandel tatsächlich profitiert.

Durchschnittlich sei die Ernte heuer gelaufen, sagt Landwirt Markus Liebl aus Bockhorn, dieses Jahr hat er nach einigen Jahren Pause erstmals wieder Soja gesät. Die Bohne ist auf den Äckern des konventionellen Betriebs Teil der mehrjährigen Fruchtfolge, acht Hektar waren es in diesem Jahr insgesamt. "Die Sojabohne lässt sich besser verkaufen als andere Leguminosen", betont Liebl den Vorteil der Kultur, die Nachfrage sei groß. Zudem sei der Anbau förderlich für eine gesunde Bodenstruktur und die Nachbearbeitung einfach. Seine Sojaernte verkauft er über die regionalen Lagerhäuser in die Futtermittelbranche.

Heimisches Soja hat sowohl für die Landwirte als auch für die Verbraucher Vorteile. Während in südamerikanischen Massenkulturen vielerorts gentechnisch verändertes Saatgut zum Einsatz kommt, ist das Soja aus bayrischem Anbau völlig gentechnikfrei. "Der Großteil des Ertrags geht in die Tierfütterung", erklärt Mitterer, ein kleiner Teil fließe in die Tofuproduktion, zum Beispiel der vom Biohof Lex. "Wir arbeiten seit langem mit Firmen zusammen, die Sojaprodukte wie Tofu, Tempeh oder Sojamilch herstellen", sagt Lex. Außerdem vermehrt der Betrieb Bio-Saatgut.

Soja ist nach wie vor eine der kleineren Kulturen im Landkreis, kann aber in den vergangenen Jahren nach Angaben des Landwirtschaftsamts die größte Zunahme verzeichnen und wird weiterhin gefördert - nicht zuletzt, um mit der heimischen Sojabohne eine Unabhängigkeit von den Importen aus Südamerika zu schaffen.

© SZ vom 23.10.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: