Die meisten Arten sind friedlich:Nervige Insektenpolizei

Die meisten Arten sind friedlich: Der Duft von süßem Gebäck oder süßen Getränken lockt Wespen an. Schädlinge sind die Tiere deshalb aber nicht.

Der Duft von süßem Gebäck oder süßen Getränken lockt Wespen an. Schädlinge sind die Tiere deshalb aber nicht.

(Foto: Marco Einfeldt)

Im Spätsommer haben Wespen Hauptsaison. Viele Menschen haben Angst vor den Tieren. Dabei fressen sie Schädlinge und bestäuben Blüten. Manfred Drobny vom Erdinger Bund Naturschutz rät zu mehr Gelassenheit

Von Carolin Fraunhofer, Erding

Er sieht nicht gut aus und obendrein juckt er auch noch. Ein Wespenstich. Wahrscheinlich ist er ein entscheidender Grund dafür, warum der Mensch diese Insekten nervig findet. "Das juckt greislig", stimmt Manfred Drobny zu, Geschäftsführer der Kreisgruppe Erding des Bund Naturschutzes. Trotzdem dürfe man das große Ganze nicht aus den Augen verlieren, meint Drobny: "Wespen sind Schädlingvertilger, Bestäuber und auch die Aufgabe einer Gesundheitspolizei übernehmen die Wespen, indem sie Aas fressen." Wespen sind also durchaus nützliche Insekten.

So gesehen ist es keine schlechte Nachricht, dass gerade besonders viele Wespen unterwegs sind. "Derzeit ist Hochsaison der Wespen", sagt Drobny. Zum einen entwickelt sich die Wespenpopulation jedes Jahr aufs Neue, da nur die Königin den Winter überlebt, wie das Landesamt für Umwelt (LfU) mitteilt. Die Königin legt die Eier, aus welchen die Wespen schlüpfen. Die volle Stärke erreicht das Wespenvolk erst im Spätsommer. Zum anderen wären die Wespen in dieser Zeit besonders an Fallobst und Süßerem interessiert, erklärt Drobny, was die Insekten verstärkt in die Nähe des Menschen bringen würde.

Grundsätzlich sind die die meisten Wespen friedlich. Laut LfU würden von den acht heimischen und staatenbildenden Wespenarten nur zwei Arten an menschliche Nahrungsmittel fliegen: die Deutsche Wespe (Vespula germanica) und die Gemeine Wespe (Vespula vulgaris). Doch auch vor diesen Arten müsse man keine Angst haben, erklärt Drobny: "Wespen sind geruchsgesteuert und noch dazu etwas kurzsichtig. Auch wenn das oft wie ein Angriff aussieht, wenn die Insekten sehr nah an uns heranfliegen, wollen sie sich eigentlich nur umsehen oder wurden von dem Duft von Essen oder süßen Getränken angelockt." Es helfe also, die Getränke beispielsweise abzudecken und im Garten das Fallobst einzusammeln.

Drobny zufolge sei die Anzahl der Insekten - verglichen mit der Zahl vor 20 Jahren - zurückgegangen. "Gerade deshalb sollte man sich lieber freuen, dass etwas rumfliegt und es mit Interesse beobachten", sagt Manfred Drobny. Er appelliert zu mehr Gelassenheit: "Ruhig verhalten, die Tiere sind friedlich, solange sie sich nicht bedroht fühlen." Wer selbst ein Wespennest am Haus oder im Garten hat, kann sich in der Regel keine Hilfe bei der Feuerwehr holen. "Wir sind für die Wespen nicht mehr zuständig. Das geben wir ab an die Kammerjäger", klärt Manfred Kordick, Kommandant der Erdinger Feuerwehr.

Nur in speziellen Gefahrensituationen rückt die Feuerwehr aus, etwa bei Allergikern oder in Kinderschlafzimmern, wenn der Kammerjäger nicht erreichbar ist. Kostenlos sei die Entfernung oder Umsiedlung jedoch nur bei Allergikern mit dementsprechenden Ausweis. Auch, wenn dies die Feuerwehr vornehme, erklärt Stephan Stanglmaier, Stadtbrandmeister in Erding. Bisher habe die Feuerwehr in diesem Jahr zwei Einsätze wegen Wespen gehabt.

Drobny erläutert, bevor man eine Umsiedlung oder Entfernung des Wespennestes vornimmt, müsse dies erst geprüft werden und eine artenschutzrechtliche Ausnahmegenehmigung bei der Naturschutzbehörde eingeholt werden. Die Wespenarten, die markante runde Kugeln als Nester bauen, würden jedoch nicht zu den Arten der Gemeinen oder Deutschen Wespe gehören, sagt Drobny. Diese würden das Essen in Ruhe lassen. Hier würde es ausreichen, die Fenster mit Mückengittern zu schützen, um friedlich und ungestört nebeneinander herleben zu können.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: