Die "große Familie" aus Köchen und Servicekräften wird getrennt:Pächterwechsel im Bräustüberl

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Nach nur zweieinhalb Jahren nehmen Jutta Heimrath und Axel Steinmann Abschied von Grünbach, da ein für ihr Konzept nötiger Umbau nicht umgesetzt wird. Nachfolger werden Bernhard Scholl und Elisabeth Koschella

Von Florian Kistler, Grünbach

"Jetzt haben wir alles erreicht, was eine bayerische Wirtschaft erreichen kann und nun ist es vorbei." Jutta Heimrath fällt der Abschied vom Bräustüberl in Grünbach sichtlich schwer. Noch vor Kurzem wurde das Lokal, das sie zusammen mit ihrem Lebensgefährten Axel Steinmann leitet, unter die 100 besten Heimatwirtschaften in Bayern gewählt. Im Juni hatte das Grünbacher Lokal zudem eine Auszeichnung für ihre "ausgezeichnete bayerische Küche" erhalten. Doch nun ist Schluss. Ende September öffnet das Lokal seine Türen zum letzten Mal. "Wahrscheinlich ist der 27. September der letzte Betriebstag", sagte Heimrath. "In den restlichen Tagen wird dann geputzt und aufgeräumt. Wir wollen die Wirtschaft g'scheid übergeben, so wie sich das gehört." Am 1. Oktober übernimmt dann ein neuer Pächter das Bräustüberl.

"Schön ist es nicht. Wir haben uns unheimlich gut in Grünbach eingelebt", sagt Heimrath. Erst vor rund zweieinhalb Jahren hatten sie und ihr Lebensgefährte das Lokal übernommen. Zu der Zeit sei der Betrieb "total tot" gewesen. Die nötigen Aufbauarbeiten hätten viel Zeit, Kraft und Geld gekostet und wären jetzt eigentlich abgeschlossen gewesen. Dass es jetzt nicht weitergeht, liegt am Konzept der Inhaber. Die legen höchsten Wert auf frische und regionale Produkte. "Bis auf Pommes und Speiseeis machen wir alles selbst", betont Heimrath, denn: "Wir lieben die frische Küche. Für uns kommt nichts anderes in Frage".

Jutta Heimrath fällt der Abschied vom Bräustüberl in Grünbach schwer. (Foto: Renate Schmidt)

Für die Umsetzung eines solchen Konzepts muss aber viel Geld in die Hand genommen werden. Um die Kosten für den hohen Aufwand zu decken wäre eine Kapazitätserweiterung im Bräustüberl notwendig gewesen. An der Nachfrage hätte es laut Heimrath nicht gemangelt. Bei gutem Wetter sei der Biergarten, der Platz für rund 200 Gäste bietet, und die beiden Räume im Bräustüberl mit etwa 90 Plätzen immer sehr gut gefüllt. Eng wird es, wenn es regnet oder die Temperaturen fallen. Dann würde schlichtweg Platz im Inneren des Lokals fehlen. Oft habe man bis zu 50 Gäste wieder wegschicken müssen: "Auf der einen Seite ist das ein Kompliment für unsere Arbeit, andererseits ist das aber sehr schade, weil die Nachfrage ja da wäre."

Ursprünglich war geplant, den alten Malzboden der Brauerei umzubauen und als Saal für Hochzeiten, Theater, aber auch für den täglichen Betrieb zu nutzen. Das hätte 160 zusätzliche Plätze geschaffen. Daraus wird nun nichts. Der teure Umbau der Malztenne ist laut Karl Gratzl, Prokurist der Schlossbrauerei Grünbach, derzeit wirtschaftlich nicht umsetzbar.

Der Abschied vom Bräustüberl bedeutet auch, dass die "große Familie", wie Heimrath liebevoll das Team aus Köchen und Servicekräften nennt, auseinandergerissen wird. "Wir verstehen uns wirklich alle super und unternehmen auch oft privat was zusammen. Schade, dass wir nun getrennte Wege gehen", sagte Heimrath. Der Wirtin sei wichtig, dass die Angestellten wieder einen guten Arbeitsplatz finden. Viele Mitarbeiter hätten auch bereits eine Zusage. "Wir versuchen jedem zu helfen. Mit unserer Auszubildenden suche ich gerade nach einem Betrieb, bei dem sie ihre Ausbildung fertig machen kann", sagte Heimrath. In Grünbach will sie, wie auch der Rest des Teams, nicht weitermachen.

Auch für ihren Lebensgefährten Axel Steinmann ist es nicht leicht, Abschied von Grünbach zu nehmen. (Foto: Renate Schmidt)

Was die Zukunft für das Wirtepaar bringt, ist derzeit noch offen. Sie wollen in jedem Fall in der Gastronomie bleiben. "Das steckt mein Herzblut drinnen", betont Heimrath. Konkrete Pläne gibt es jedoch noch nicht. "Wir kümmern uns erst einmal darum, dass hier alles ordentlich über die Bühne geht. Es macht keinen Sinn sich parallel darum zu kümmern."

Wann das Bräustüberl neu eröffnet, ist laut Prokurist Karl Gratzl noch nicht endgültig geklärt: "Angepeilt ist ein Termin zwischen dem 7. und 9. Oktober." Die neuen Pächter sind in der Gastronomieszene nicht unbekannt. Bernhard Scholl wird zusammen mit seiner Lebensgefährtin Elisabeth Koschella das Lokal übernehmen. Derzeit leiten sie das "Sakrisch Guat" in München. Gratzl freut sich auf die Zusammenarbeit mit dem "echten Urbayer und Bierguru". "Ich kenne keinen, der so viel über Bier redet wie er", scherzt Gratzl. Der Prokurist der Brauerei Grünbach lobt in diesem Zusammenhang auch die scheidenden Pächter: "Die beiden haben wirklich immer hervorragende Arbeit geleistet."

Heimrath wünscht sich für die Zukunft, dass die Gäste weiterhin nach Grünbach fahren: "Klar macht der neue Pächter es ein wenig anders, aber ich hoffe, dass die Leute weiterhin gerne kommen."

© SZ vom 03.09.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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