Die Grillsaison beginnt:"Fast wichtiger als das Auto"

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Hochwertige Ausrüstung, feinstes Fleisch: Erding startet in eine neue Grillsaison. Bevor aber die Kohle angezündet wird, lohnt sich ein Blick in den Mietvertrag

Von Regina Bluhme, Erding

Jetzt steigt im Landkreis wieder der Rauch auf: Die Saison hat begonnen für Steak, Fisch, Gemüse und - seit neuestem - auch Pizza vom Grill. Wer heuer an einer der öffentlichen Stationen am Kronthaler Weiher wieder grillen will, hat allerdings Pech, denn dort laufen gerade Sanierungsarbeiten. Bleiben noch die vier öffentlichen Grillplätze im Waldbad Taufkirchen oder Balkon und Garten. Zwar ist auch in einem Mehrparteienhaus Grillen grundsätzlich möglich - allerdings sollte zuvor ein Blick in den Mietvertrag oder die Hausordnung geworfen werden, rät der Mieterverein Erding.

"Wann und wie lange jemand grillen darf, dafür gibt es keine gesetzliche Regelung", sagt Stefan Priller, Pressesprecher am Amtsgericht Erding. Allerdings habe laut Bürgerlichem Gesetzbuch jeder, der sich zum Beispiel durch Rauch oder Geruch gestört fühle, einen sogenannten Unterlassungsanspruch. Der greife aber nicht, wenn die Emission "ortsüblich" sei, so Priller. "Ich würde sagen, bei uns ist im Sommer Grillen auf dem Balkon oder im Garten ortsüblich", sagt Priller. Einmal die Woche müsste seiner Ansicht nach Rauch vom Nachbar akzeptiert werden. "Etwas anderes ist es, wenn dreimal am Tag gegrillt wird", so Priller. Es kommt also auf die Verhältnismäßigkeit an.

Bei Mietwohnungen sieht es ein wenig anders aus. Um Ärger mit dem Nachbarn oder sogar die Wohnungskündigung zu vermeiden, sollten die Bewohner auf jeden Fall klären, ob der Mietvertrag oder die Hausordnung Grillen auf dem Balkon überhaupt erlaube, ist vom Mieterverein Erding zu erfahren. Manchmal sei genau geregelt, wann und wie gegrillt werden darf. Daran müssten sich die Mieter auch halten. Darüber hinaus müsse neben Rauch und Ruß auch noch auf eine weitere Emission geachtet werden: den Lärmschutz. Lustige Grillrunde hin, laue Sommernacht her: Ab 22 Uhr muss im Garten oder auf dem Balkon Ruhe herrschen.

Die grundlegende Frage beim Grillen lautet aber seit jeher: Gas oder Holzkohle? "Da scheiden sich die Geister", weiß Christian Kowohl von der Grillabteilung des Dehner-Fachmarkts. In Erding liege die Quote bei "fifty-fifty", denkt er. Wobei das Gas eher in der Stadt zum Zuge komme, die Holzkohle eher auf dem Land, so seine Erfahrung. Kowohl hat übrigens auch festgestellt, dass die privaten Grillmeister zunehmend auf professionelles Zubehör zurückgreifen. So stünden Thermometer, die den Garpunkt des Fleisches anzeigen, hoch im Kurs. Offensichtlich inspiriert von so mancher Kochserie im Fernsehen, versuchten sich die Erdinger auch in ausgefallenen Grillvariationen. Nicht nur Steak oder Gemüse komme auf den Grill, sondern mittlerweile auch Pizza und Flammkuchen. "Sie werden auf einem eigenen heißen Stein im Grill gebacken", erklärt Kowohl.

Metzgermeister Ludwig Stuhlberger aus Wartenberg kommt es manchmal vor, "als ob das Grillen mittlerweile für manchen fast wichtiger ist als das Auto." Seit einiger Zeit sei Dry Aged Beef der große Renner, also Rindfleisch, das mehrere Wochen gereift ist. Die Kunden gäben dafür auch gutes Geld aus. Dafür sei das Steak dann auch "super zart und besonders im Geschmack", lobt Stuhlberger. Er persönlich tendiert übrigens beim Grillen ganz klar zur Holzkohle.

Diese Grillkohle hat die Feuerwehr besonders im Visier. Nur gut abgekühlte Grillkohle dürfe entsorgt werden, erklärt der Erdinger Stadtbrandinspektor Manfred Kordick. "Es passiert immer wieder, dass noch heiße Kohle in die Aschentonne geschüttet wird - und dann kann es zum Brennen anfangen", warnt Kordick. Auch so manches Gartenhäuschen sei in der Vergangenheit in Flammen aufgegangen, weil im Mülleimer glühende Kohlen lagen. Schwere Grillunfälle habe es in jüngster Zeit zum Glück nicht gegeben, fügt er hinzu. Allerdings habe sich 2011 in Wörth ein Schüler an einem Grill schwere Verbrennungen zugezogen. Damals war Brennspiritus zum Anzünden der Holzkohle verwendet worden. Manfred Kordick rät: "Auf keinen Fall sollte Brennspiritus verwendet werden und man sollte immer genügend Abstand zum Grill einhalten."

Keine Probleme hat es bisher beim Grillen im Waldbad Taufkirchen gegeben, wie dort zu erfahren ist. Vier öffentliche Grillplätze stehen hier während der Saison zur Verfügung, bei schönem Wetter sind sie ab 15 Uhr ständig in Betrieb. Am Kronthaler Weiher gibt es auch öffentliche Grillplätze, die jedoch heuer wegen der umfangreichen Umbauarbeiten nicht genutzt werden können. Somit wird wohl verstärkt auf Balkone und Gärten ausgewichen. Bodo Urban, der stellvertretende Leiter der Polizeiinspektion Erding, befürchtet aber keineswegs einen Anstieg von Streitigkeiten wegen Rauch- oder Geruchsbelästigungen. Die letzten Jahre habe die Polizei ohnehin kaum einschreiten müssen. "Wenn es Ärger beim Grillen gibt", lautet Urbans Erfahrung, "dann meistens wegen Ruhestörung."

© SZ vom 07.05.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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