Die Erdinger Musikerin Janine Hecht:"Mein Leben ist weitergegangen"

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Vor drei Jahren wurde die Erdinger Musikerin Janine Hecht plötzlich deutschlandweit bekannt, als Teilnehmerin an einer Castingshow. Mit dieser Zeit hat die 25-Jährige abgeschlossen, aber der Musik ist sie treu geblieben

Von Sophia Fürmann, Erding

Ein kleiner Pavillon als Bühne, eine Gitarre und ein Keyboard: Mehr benötigt Janine Hecht nicht, um die Zuhörer mit ihrer Stimme zu verzaubern. Beim Sommerfest der Lebenshilfe Erding war sie am vergangenen Wochenende gemeinsam mit Bonifaz Prexl, dem Singer-Songwriter, aufgetreten. "Servus erst einmal", begrüßte Hecht die Zuhörer. Schon mit ihrem ersten Song, dem Cover "When you're gone", haben sie das Publikum begeistert, danach ging es akustisch weiter; Prexl begleitete ihre volle Stimme nur mit Gitarre oder Keyboard. Bei sommerlichen Temperaturen waren die Bierbänke vor dem Edeltraud-Huber-Haus schnell gefüllt.

Janine Hecht, die mit so viel Spaß auf der kleinen Bühne der Lebenshilfe singt, stand vor einigen Jahren auf einer sehr viel größeren. Die 25-Jährige nahm 2013 an der Fernsehsendung "The Voice of Germany" teil, in der Castingshow schaffte sie es bis in die dritte Runde. Diese Zeiten sind aber vorbei: Heute habe sie keinen Bezug mehr zu der Sendung, sagt sie. Einzig der Wunsch, Klavier zu lernen, den habe sie aus dieser Zeit mitgenommen. Die Show, sagt sie, ziele mehr darauf ab, die Jury und den Gewinner zu vermarkten als Einzelkarrieren zu unterstützen. "Es war eine coole Erfahrung - aber das war's auch schon. Das auszuprobieren war eine Gaudi", sagt Hecht heute. Und sie betont: "Mein Leben ist weitergegangen."

Nicht ganz bis zum Ziel hat es Janine Hecht 2013 in der Castingshow "The Voice of Germany" geschafft. Nicht so schlimm, sagt sie heute. (Foto: Peter Bauersachs)

Eine Karriere wollte sie sowieso noch nie aus der Musik machen, "sonst würde es mir keinen Spaß mehr machen", sagt Hecht. Musik sei einfach nur ihr liebstes Hobby. Ihr Geld verdient sie anderswo: Die junge Frau hat sich als Grafikdesignerin mit der "Grafikkiste Bach" selbständig gemacht, die sie neben ihrer Arbeit als Grafikdesignerin im Marketing der Therme Erding betreibt.

"Ich werde weiter Musik machen und bin präsent in Erding, ich bin jetzt aber kein Superstar", sagt sie bescheiden. Sie war mittlerweile bei verschiedenen Musikprojekten in der Region aktiv: Etwa bei einem 70er-Jahre-Soulprojekt, einem Jazzprojekt mit Kontrabassist Johannes Ochsenbauer und 2015 besetzte sie eine Rolle beim "Dschungelbuch" der Volksspielgruppe Altenerding. Nichts dauerhaftes sei das, sondern "Ensembles, die sich immer mal wieder zum Musizieren treffen", sagt Hecht. Überregional bekannt bleibt sie trotzdem: Im Januar hat sie auf Anfrage von Antenne Bayern als erste "Das Cover der Woche" vorgestellt: Der Radiosender spielte eine Woche lang ihr Cover von John Legend "All of me". Und ganz aktuell tritt sie nicht nur zusammen mit Bonifaz Prexl auf, sondern auch mit Dieter Geitz, dem Gitarrenlehrer der Kreismusikschule Erding, mit dem sie schon seit zwölf Jahren Musik macht. Zusammen geben sie Akustikkonzerte im Münchner Umland.

Auf der Bühne fühlt sich Janine Hecht wohl - das sah man auch beim Sommerfest der Lebenshilfe. Die große Bühne aber sei ihr zu stressig, man müsse sich viel vorschreiben lassen. "Ich habe mehr Spaß auf der kleinen Bühne und da will ich auch bleiben. Mit bekannten Leuten im Publikum, bei denen man sich nicht mehr beweisen muss." Deshalb singe sie unter anderem gerne auf Hochzeiten - nicht nur bei vielen ihrer Freunden, sondern auch bei ihrer eigenen Hochzeit. Dort hat sie auch ein selbst komponiertes Stück gesungen, was ihr in der Vergangenheit eigentlich immer schwer gefallen war. "Aber langsam gewöhne ich mich daran", sagt Hecht. Auf jeden Fall wolle sie aber irgendwann ein eigenes Album, mit eigenen Songs, aufnehmen. Ohne Musik geht in Janine Hechts Alltag nichts: Sie höre drei Stunden täglich Musik - alles Querbeet von 60er über Pop bis Soul. Sie selbst spielte neun Jahre lang Querflöte und seit sie elf Jahre alt ist die Gitarre. Außerdem singe sie von klein auf. "Das ist für mich wie für andere Kaugummi kauen", sagt sie lachend, "Meine Eltern sagen immer, ich hätte als Baby nicht geschrien, sondern gesungen." In der Mädchenrealschule Heilig Blut habe damals alles angefangen, als sie vorgesungen hat und das gut angekommen war. Danach stand für sie fest, dass sie professionellen Gesangsunterricht nehmen will, den hatte sie dann elf Jahre lang. Bald kamen die ersten Auftritte auf Schulfesten und auch auf dem Sinnflut-Festival. "In Erding ist viel mit Musik, da fühle ich mich gut aufgehoben", sagt Hecht.

Auf der kleinen Bühne fühlt sich Janine Hecht heute wohl, wie hier beim Auftritt bei der Lebenshilfe zusammen mit Bonifaz Prexl. (Foto: Renate Schmidt)

Und die Gäste beim Sommerfest fühlten sich mit Janine gut aufgehoben. Nachdem es mit der gefühlvollen Ballade "Calm after the Storm" ruhiger wurde, heizte "Don't stop believin'" den Gästen richtig ein: Alle tanzten, egal ob alt oder jung, mit Rollator oder mit Rollstuhl. Eine Zugabe verlangten die Gäste schon, als das Konzert noch gar nicht vorbei war. Und die gab es dann auch: Mit "Time after Time" verabschiedete sich das Duo von der Bühne, aber nicht ohne dem ein oder anderen Zuhörer ein Autogramm gegeben zu haben. "Ich bin einfach froh, in Erding zu sein", sagt Janine Hecht. Hier findet sie auch Unterstützung von ihrem Freundeskreis, in dem viele Musiker sind. In Zukunft werde sie sich aber einem ganz speziellen Projekt widmen: Ihrer Familie. Janine Hecht hat im Mai geheiratet, einen Musiker natürlich; Benno Bach war Schlagzeuger der Erdinger Rockband Größe 4. "Außerdem mache ich ein bisschen weniger, weil ich im fünften Monat schwanger bin", verrät sie. Trotz ihrer Zeit als kleiner Fernsehstar vor einigen Jahren würde sie ihrem eigenen Kind nie raten, bei einer Sendung wie "The Voice of Germany" mitzumachen. Das sei viel zu nervenaufreibend, sagt sie.

© SZ vom 26.08.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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