Die Corona-Pandemie hat massive Auswirkungen:Fehlende Planungssicherheit

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Das Jahr 2019 war für die Erdinger Stadthalle ein gutes Jahr. Aber dann ging es bergab. Geschäftsführerin Kistner sieht einen Preiskampf unter Veranstaltungsstätten auf sich zukommen

Von Antonia Steiger, Erding

Die Fallhöhe ist beachtlich: 2019 ging es mit der Stadthalle Erding nach oben, mehr Belegungstage, mehr Veranstaltungen und mehr Besucher als im Jahr zuvor. Auch das Jahr 2020 versprach, ein gutes zu werden, bis Corona alles kaputt gemacht hat. Für die Zukunft befürchtet die Geschäftsführerin Jutta Kistner noch Schlimmeres: Viele Veranstalter hätten für 2021 alles abgesagt oder verschoben. Es sei ein Preiskampf unter den Häusern zu erwarten, wenn nicht sogar eine Marktbereinigung. Das Veranstaltungsangebot auf das alte Niveau hochzufahren, werde nicht so einfach möglich sein. So liest man es in Kistners Bericht. In der Sitzung des Stadtrates, dem sie die Zahlen vorlegte, gab sie sich jedoch kämpferisch.

Kistner hat einiges unternommen, um die Verluste der Stadthalle so gering wie möglich zu halten: Ganz früh seien viele Mitarbeiter in Kurzarbeit geschickt worden, manchen sei auch gekündigt worden. Man sei ganz stark "auf die Kostenbremse" getreten, deswegen sei das Haus "mit einem blauen Auge davongekommen". Andere Häuser hätten ihren Zuschussbedarf mehr als verdoppelt, das sei in Erding nicht der Fall. Sie suchte auch schon nach anderen Möglichkeiten, um die Räume der Stadthalle zu vermieten - zum Beispiel an die Stadt Erding. Auch die Stadtratssitzung am Dienstag fand im großen Saal statt, und das wohl nicht zum letzten Mal, wie OB Max Gotz (CSU) eingangs gesagt hatte. Prüfungen wurden in der Stadthalle abgehalten, dafür sei ja genügend Platz, sagte Kistner. Sie rechnet mit weiteren Anfragen der Schulen. Auch das Landratsamt Erding hat sich in der Stadthalle mit dem Contact Tracing Team eingemietet, das sich die Nachverfolgung von Kontakten von am Coronavirus Erkrankten zur Aufgabe gemacht hat und das erst kürzlich laut dem Landratsamt Erding wieder aufgestockt worden ist.

Gotz kündigte an, im Laufe des Jahres eine Sondersitzung einberufen zu wollen, um über Möglichkeiten zu reden, wie die Stadthalle ihren "Satzungsauftrag" als kommunale Veranstaltungszentrum erfüllen könne. Der sei, wie Kistner sagte, den Bürgern ein breit gefächertes Angebot zu unterbreiten, vor allem an öffentlichen Kulturveranstaltungen und Messen. Das sei zuletzt auch gut gelungen, sagte Kistner in ihrem Rückblick. 2019 sei der Stadthalle mit 950 000 Euro ein Umsatzrekord gelungen. Dank der gleichzeitigen "konsequenten Kostenkontrolle" sei die "schleichende Verschlechterung, wie sie für den strukturell defizitären Veranstaltungsbetrieb systemimmanent ist", abgebremst worden. Kistner erinnerte daran, dass die Stadthalle wegen des sich zuspitzenden Fachkräftemangels wieder einen Veranstaltungstechniker am Haus angestellt habe. So sei das Auftragsvolumen an Technikfirmen gesunken, die Personalkosten aber gestiegen. Außerdem wurde die lange vakante Marketingstelle in Voll- statt in Teilzeit besetzt, zusätzlichen Finanzaufwand gab es durch Altersteilzeit, Tarifanpassungen und Mindestlohnerhöhungen sowie Überstunden für Krankheitsvertretungen. Dies alles ließ die Personalaufwendungen stark ansteigen von 695 000 Euro im Vorjahr auf 851 000 im Jahr 2019.

Eine positive Trendwende habe die Stadthalle aber beim Pro-Kopf-Zuschuss erreicht, der sich von 11,44 Euro im vorangegangen Jahr auf 10,83 Euro verbessert habe. Etabliert hat sich das Haus der Geschäftsführerin zufolge auch als Kongress- und Tagungsstandort. Unter anderem die Deutsch-Griechische Versammlung des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit sei ein Beleg dafür, dass sich die Stadthalle in der "oberen internationalen Kongressliga" bewege. Die Gäste begeistere an Erding die gute Erreichbarkeit, die kurzen Wege und der "Puppenstubencharakter" der Innenstadt. Kistner benannte aber auch schwierige Rahmenbedingungen wie die anhaltende Parkplatzproblematik, die Baustelle bei der benachbarten Sparkasse und der "Hinterhofcharakter" des Alois-Schießl-Platzes. Für die Zukunft wies Kistner darauf hin, dass nach wie vor "jegliche Planungssicherheit und Perspektive" fehle. In der Branche mache sich eine gewisse Resignation bereit, schreibt sie in ihrem Bericht. Wichtig sei, sagte sie, dass die Politik hinter der Stadthalle stehe.

© SZ vom 30.01.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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