DGB-Diskussionsrunde:Sozialverbände hadern mit der SPD

Auf den Tischen stapelten sich die Flyer, einer forderte vehement einen "Kurswechsel", ein anderer "Raus aus der Armutsfalle". Es war kaum zu übersehen, worüber Guido Hoyer an diesem Abend diskutieren wollte. "Es geht in Deutschland ungerecht zu", sagte Hoyer, der dem Deutschen Gewerkschaftsbund (DGB) in Freising vorsitzt. Deshalb hatten sich verschiedene Sozialverbände in einem Erdinger Lokal getroffen. Man musste reden, über die Forderungen, die man an eine neue Bundesregierung stellen wolle. Sprich: über die Zukunft.

Der Frust sitzt tief bei den Gewerkschaftlern. "Schröder hat die Armut eingeführt", schimpfte einer. Man müsse "die SPD anschieben", ein anderer. Und außerdem: "Es gibt keine Garantie, dass es mit der SPD einen Richtungswechsel geben wird." Schließlich hätten die Sozialdemokraten die meiste Zeit mitregiert und wären deshalb mitverantwortlich für die soziale Ungleichheit in Deutschland. Vor allem die Agenda 2010, der viele den derzeitigen wirtschaftlichen Erfolg zuschreiben, wiegt noch immer schwer an der sozialen Basis.

Stadträtin Jutta Harrer versuchte gar nicht erst, ihren Ärger darüber zu verbergen, "wie hart hier mit der Partei ins Gericht gegangen wird". Die Situation zu Beginn der Nullerjahre sei eine "ganz andere gewesen als heute". Die Wirtschaft steckte im Tief, die Arbeitslosenzahlen waren hoch - "es musste etwas passieren". Natürlich gefalle ihr auch nicht alles, gab Harrer zu. Vor allem das Zögern der Koalition, den Arbeitsmarkt sozial verträglicher zu gestalten. Das ließe sich aber korrigieren, vorausgesetzt man hadere nicht ständig mit der eigenen Vergangenheit.

© SZ vom 21.07.2017 / fema - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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