Deutlicher Temperaturanstieg:Wenige Körner an dünnen Halmen

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Erntetermin in Wattendorf, am Getreidefeld von Franz Bauschmid junior, (2. v. links): Die Weizenernte fällt heuer deutlich geringer aus. (Foto: Renate Schmidt)

Trockenheit und Hitze plagen die Landwirte im Landkreis zu Beginn der Getreideernte. Einige rechnen mit Verlusten

Von Max Ferstl, Landkreis

Franz Bauschmid wedelt mit dem prächtigen Weizenhalm, den er in der Hand hält: grün und kräftig, mit vielen großen Körnern an der Spitze. Es gibt ihn also doch noch, den guten Weizen. "So sollte der Woaz ausschauen", erklärt der Landwirt. Doch er hat ein Problem: Das Feld in seinem Rücken ist nicht grün, sondern strohgelb. Die wenigen Körner, die an dünnen Halmen hängen, sind klein wie Stecknadelköpfe. "Verdörrt", sagt Bauschmid: "Da rentiert sich das Ernten kaum." Die Vorzeichen könnten besser sein, jetzt, da im Landkreis die Getreideernte beginnt.

Der Erdinger Kreisverband des Bayerischen Bauernverbandes (BVV) zieht um diese Zeit traditionell eine Zwischenbilanz. Am Mittwochvormittag hat er deshalb nach Walpertskirchen, auf Bauschmids Hof, eingeladen. Ironischerweise regnet es. "Alle warten schon sehnsüchtig", sagt BBV-Kreisobmann Jakob Maier. Der Sommer war bislang sehr trocken, viele Landwirte spüren nun die Folgen.

Hinzu kommt: Die Temperaturen lagen deutlich über den Werten der vergangenen Jahren. "Zwei, teilweise sogar vier Grad", sagt Josef Schächtl vom Erdinger Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten. Beide Probleme haben sich zuletzt gegenseitig verstärkt: Je heißer es wird, desto mehr Wasser wäre nötig, um die hohe Verdunstung zu kompensieren. Schächtl befürchtet: "Diese Kombination dürfte sich auf den Ertrag auswirken." Vor allem beim Getreide.

Bauschmid rechnet damit, dass die Weizenernte im Vergleich zum Vorjahr um zehn bis 30 Prozent geringer ausfallen dürfte: "Am Ende fehlt uns der Gewinn." Er hofft, das Defizit durch gute Qualität zumindest im erträglichen Rahmen zu halten. Helfen könnte außerdem, dass die Preise wohl generell steigen dürften, weil auch Anbaugebiete in Italien und Spanien kämpfen müssen. "Das ist im Moment noch Spekulation", sagt Bauschmid. Er hat es ja noch relativ gut erwischt hat. Sein Feld, auf dem der verdörrte Weizen steht, ist eher die Ausnahme als die Regel.

Um Erding herum bestehen viele Böden aus Lehm, der das Wasser aufsaugen kann wie ein Schwamm. Deshalb setzt die Trockenheit den Landwirten hier nicht so stark zu wie andernorts. Bauschmid kennt aber extreme Fälle. Einen Bekannten, der in der Nähe von Garching anbaut, hätte es richtig schlimm erwischt. Die Kiesböden dort könnten speichern das Wasser nicht: "Sein Weizen ist ein kompletter Ausfall." Bauschmid hofft nun, dass sich wenigstens der Mais positiv entwickelt. Mais ist neben Weizen typisch für die Landwirtschaft im Landkreis Erding. "Das sind die beiden dominanten Hauptkulturen", sagte Schächtl. Es gibt im Landkreis ungefähr 2000 Betriebe. Diese bewirtschaften 60 000 Hektar Land, 40 Prozent davon mit Mais. Eigentlich sind die Maisstauden robuste Pflanzen, die Wasser in ihren trichterartigen Blättern auffangen und hohen Temperaturen standhalten. Doch Bauschmid hat eine beunruhigende Beobachtung gemacht: "Der Mais wird nicht so hoch wie letztes Jahr."

Das hat einmal mehr mit dem Wassermangel zu tun. Ohne Wasser wächst auch der Mais nicht wie gewohnt. Dabei hatte es ja einmal heftig geregnet, erinnert sich Bauschmid. Nur eben zum falschen Zeitpunkt, direkt nach der Aussaat Mitte April. Als die Körner eine trockene, warme Umgebung gebraucht hätten, war es nass und kalt. "20 Prozent sind nicht aufgegangen. Die werden uns fehlen", sagt Bauschmid. Er ist kein Einzelfall. "Das Bild ist durchwachsen", bestätigt BVV-Obmann Maier, aber noch sei Zeit. Die Maisernte beginnt erst Mitte September. Die Pflanze fangen gerade erst an zu blühen. Sie bräuchten Wasser, um ihre Körner auszubilden, erklärt Bauschmid: "Es muss regnen, viel regnen." So gesehen war der Mittwoch immerhin ein Anfang.

© SZ vom 13.07.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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