Der Vater von zwei kleinen Buben wird in Teilzeit arbeiten:Ausgleichender Charakter

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Richter in Teilzeit: Andreas Tietz ist neu am Amtsgericht Erding. Die Direktorin Ingrid Kaps ist zufrieden. (Foto: Stephan Görlich)

Andreas Tietz verstärkt das Team am Amtsgericht Erding. Er arbeitete auch schon als Rechtsanwalt. Auf beide Seiten eingehen zu können, liegt ihm aber mehr, wie er sagt

Von Regina Bluhme, Erding

Andreas Tietz ist seit April am Amtsgericht Erding als Richter für Zivilsachen und Wohnungseigentum zuständig. Der Vater von zwei kleinen Buben hat sich ausdrücklich für eine Teilzeitstelle beworben, wie er sagt. Einige der Akten wird er auch zuhause abarbeiten. Gegen Homeoffice hat Amtsgerichtsleiterin Ingrid Kaps überhaupt nichts einzuwenden, wie sie bei der Vorstellung des 35-Jährigen erklärte. Der Heimarbeitsplatz sei bereits beantragt und genehmigt.

Andreas Tietz ist am Erdinger Gericht, um als "halber Richter" seine Kollegin Sabine Schmaunz während deren Erziehungsurlaub bei den Zivilsachen zu vertreten. Die andere halbe Stelle teilten sich zwei Erdinger Kolleginnen, die ihr Arbeitspensum entsprechend aufgestockt hätten, berichtete Direktorin Ingrid Kaps bei der Pressekonferenz in ihrem Büro. "Wir sind sehr froh, dass wir die ganze Stelle abdecken konnten", fügte sie an. Hier zeige sich im Übrigen auch, dass bei der Justiz familienfreundliche Teilzeit gut machbar sei, oft leichter als in der freien Wirtschaft.

Er habe sich ausdrücklich für eine Teilzeitstelle beworben und freue sich nun sehr, "dass es in Erding gleich geklappt hat", sagte Andreas Tietz. Der Vater von zwei Buben im Alter von zwei Jahren und wenigen Monaten will damit seine Frau entlasten, die im Jurastudium steckt. Er habe auch die Möglichkeit, ab und zu zuhause zu arbeiten. Feste Arbeitszeiten gebe es nicht, fügte Ingrid Kaps hinzu. Dafür sei das Arbeitspensum festgelegt. Eine bestimmte Anzahl von Fällen muss der 35-Jährige pro Monat erledigen.

Mit Richter Tietz hat das Amtsgericht "jetzt 15 Köpfe einschließlich Amtsleiterin", berichtete Kaps. Die Arbeit werde nicht weniger, betonte sie. Im Gegenteil. "Im Mai hatten wir bei den Zivilsachen 400 Eingänge. Und ich gehe davon aus, dass wir die Zahlen vom vergangenen Jahr übertreffen." Das Gros machten Streitsachen rund um Flugverspätungen und -ausfälle am Münchner Airport aus. Andreas Tietz hat in Erding mittlerweile auch schon einige Entschädigungsfälle in diesem Bereich verhandelt.

Geboren ist Andreas Tietz in Südafrika. Seit seinem fünften Lebensjahr wohnt er in Deutschland. Vor dem Jurastudium in München lebte er ein Jahr in den USA. Ein Studienjahr hat er in Prag absolviert, wie er in der Pressekonferenz berichtete. Der Schwerpunkt seiner Masterarbeit lag im Bereich Mediation. Nach dem zweiten Staatsexamen arbeitete er als Rechtsanwalt, unter anderem in einer großen amerikanisch-englischen Sozietät. Jetzt wechselt er die Seiten: "Ich denke, das Richteramt entspricht eher meinem Naturell", erklärte Tietz. Da könne er auf beide Seiten eingehen und vergleichend einwirken. "Meine erste Güteverhandlung am Erdinger Amtsgericht konnte auch mit einem Vergleich abgeschlossen werden", fügt er hinzu.

Der 35-Jährige wohnt mit Frau und Kindern in Heimstetten. Ein Umzug nach Erding ist nicht geplant, wie er sagte. "Die S-Bahn-Verbindung ist sehr gut." Der ehemalige Basketballspieler beim FC Bayern München treibt in der Freizeit Sport, er wandert gerne und er ist für den Job als Papa gut gerüstet. Denn er ist auch ein begeisterter Koch, wie er verriet.

© SZ vom 13.06.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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