Der Ursprung des Problems hat einen Namen: Niklas:"Die Lage ist ernst"

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Wenn der Borkenkäfer einen Baum befallen hat, ist es zu spät: Der Baum muss entfernt werden. Ansonsten breitet sich der Schädling weiter aus. (Foto: Christian Endt)

Die Förster im Landkreis Erding kämpfen mit massivem Borkenkäfer-Befall. Die äußeren Umstände haben den Schädling in der Vergangenheit begünstigt. Betroffene Bäume müssen gefällt werden und zwar möglichst schnell

Von Max Ferstl, Erding

Der Ursprung des Problems hat einen Namen: Niklas. So hieß das Sturmtief, das im Frühjahr 2015 übers Land fegte. Der Orkan blies mit bis zu 192 Stundenkilometern. Bäume bogen sich, Äste brachen ab, die Wälder blieben zerrüttet zurück. Niklas trägt damit eine Mitschuld an der Plage, welche die Förster im Landkreis Erding gerade in Atem hält. Er hatte die Fichten erheblich geschwächt. Als kurz darauf die Borkenkäfer anrückten, hatten sie keine Chance. Die Schädlinge konnten sich ungestört vermehren, wie auch im sehr langen Sommer des Folgejahres.

Die bayerischen Förster bekommen gerade die Auswirkungen zu spüren. Der Borkenkäfer hat auch den Landkreis Erding fest im Griff. "Es kommt alles zusammen, was sich in den zwei Jahren zuvor aufgestaut hat", erklärt Stefan Warsönke, Bereichsleiter Forsten im Erdinger Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten. Er sagt: "Die Lage ist ernst."

Wie ernst, das zeigt ein Blick auf die Internetseite der Bayerischen Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft. Dort gibt es eine Karte, die belegt, wie sehr der Borkenkäfer in diesem Jahr wütet. Der Landkreis Erding ist - wie die meisten Gebiete - rot unterlegt, also gefährdet. Die Landkreise in Niederbayern und im bayerischen Wald hat es zwar noch schlimmer erwischt. Doch Warsönke erhält keine guten Meldungen von seinen Revierleitern: "Wenn es so weitergeht, wird es auch bei uns akut."

Für 90 Fichten im Eicherloher Park ist es bereits zu spät. Etwa die Hälfte ist befallen. Der Gemeinderat beschloss, alle Fichten zu fällen, weil der Rest kaum Überlebenschancen hätte. Der Borkenkäfer befällt vor allem Fichten, die etwa 80 Prozent aller Bäume im Landkreis ausmachen. Es gibt also viele potenzielle Nistplätze.

In diesem Jahr sind die Borkenkäfer besonders früh ausgeschwärmt, schon Anfang April, als es sehr warm war. Sie bohrten sich in die Rinden. Fichten können sich wehren, indem sie dem Käfer klebriges Harz entgegen pumpen. Dafür bräuchten sie aber viel Wasser, und der Sommer war trocken. Die Borkenkäfer hatten leichtes Spiel, sie legten Eier zwischen Stamm und Rinde und kappten so die für den Baum lebenswichtigen Versorgungsadern. Ab dem Moment geht nur um Schadensbegrenzung: "Befallene Bäume müssen schnell entfernt werden, damit die Brut nicht ausschwärmen kann", sagt Warsönke.

Für die Förster bedeutet das vor allem: Stress. "Wir stehen unter Druck, sehr aufmerksam zu sein und fleißig unsere Fichtenbestände zu kontrollieren", sagt Alexandra Hörand, Försterin der Waldbesitzervereinigung Erding. Regelmäßig muss sie ihre Fichten auf verräterische Harztropfen und Bohrmehl absuchen. So will es das Gesetz. Es schreibt auch vor, dass Förster betroffene Bäume fällen und von anderen Bäumen entfernen müssen - kein ungefährliches Unterfangen.

Bis zur Mitte dieses Jahres sind bayernweit schon 16 Menschen bei Arbeitsunfällen im Wald tödlich verunglückt. Über 4 000 verletzten sich allein beim Kampf gegen den Borkenkäfer. Im Landkreis Erding sei in diesem Jahr bisher nichts Gravierendes passiert, sagt Hörand. Andererseits: "Waldarbeit bleibt gefährlich", betont Warsönke. Er empfiehlt, sich im Zweifelsfall professionelle Hilfe zu holen.

© SZ vom 08.08.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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