Erdinger Schiaßn:Der Pächter geht

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Wie es in der Schiaßn weitergeht, ist unklar. Angeblich gibt es interessierte Pächter. (Foto: Renate Schmidt)

Die Parteien einigen sich vor Gericht. Bei der Fischers Stiftung haben sich offenbar schon neue Interessenten gemeldet.

Von Mathias Weber, Erding/Landshut

In fünf Minuten sei alles vorbei, das glaubte Matthias Vögele am Dienstagvormittag vor dem Sitzungssaal 8 des Landshuter Landgerichts. Die Verhandlung hat dann doch etwas länger gedauert, fast zwei Stunden. Vor dem Gericht in Landshut war Vögele, Geschäftsführer der Fischers Wohltätigkeitsstiftung, wieder auf Matthias Stangier getroffen, dem Pächter der Schiaßn am Erdinger Volksfestplatz. Der Fischers Stiftung gehört die Schiaßn. Und weil Stangier seit Herbst 2015 keine Pacht mehr bezahlt hatte und der Stiftung fast 30 000 Euro schuldet, hatte Vögele im November 2015 eine Räumungsklage angestrengt. Damals wurde ihm Recht gegeben. Weil Stangier aber bei der Verhandlung nicht dabei war und Einspruch eingelegt hatte, kam es jetzt zu einer neuen Verhandlung. Und die ging anders aus als im November: Mit einem Vergleich, auf den sich jeder der Beteiligten einlassen konnten - nach zähem Ringen.

Lange Zeit hatte es nicht so ausgesehen, dass es zu einer Einigung kommen könnte. Das lag auch an dem Umgang zwischen Stangier und Vögele. Es wurde klar, dass in den vergangenen Monaten sehr viel Porzellan zerschlagen worden war. Vögele hält Stangier für nicht vertrauenswürdig, da die Pacht über Monate nicht bezahlt worden sei und trotzdem weiterhin Veranstaltungen in der Schiaßn stattfinden würden. Richtig genervt hat ihn offensichtlich, dass Stangier ankündigte, vielleicht noch mit dem Biergartengeschäft im Mai beginnen zu wollen. "Ich kriege Sie!",sagte Vögele zu Stangier, und: "Der zahlt!" Stangier hingegen machte ebenso klar, was er von Vögeles Umgang hält: Er erinnerte daran, dass Vögele nicht mehr mit ihm reden wollte und alle Vorschläge zur Lösung der Situation konsequent abgelehnt habe. Besonders sauer stößt Stangier ein Vorfall auf, als er bei der Fischers Stiftung mit Vögle habe reden wollen und "wie ein Schulbub" im Gang abgekanzelt worden sei.

Dass man am Ende der zweistündigen Verhandlung doch noch zueinander gefunden hat, ist zum Großteil der Verdienst der Anwälte und des Richters Ralph Reither. Er versuchte immer wieder, einen gemeinsamen Ansatzpunkt zu finden, der zu einem Vergleich führen könnte. Schnell war klar, dass Stangier mit seinen Erwartungen nicht weit kommen würde. Er hatte sich erhofft, durch den Verkauf des Inventars der Schiaßn seine Mietschulden begleichen zu können. Vögele lehnte kategorisch ab, Teile oder das ganze Inventar abzulösen, auch ein möglicher Nachmieter wolle davon nichts haben. Klar war aber auch: Hätte der Richter am Dienstag ein Urteil gesprochen, der Rechtsstreit hätte sich trotzdem weiter hingezogen. Auch wenn Vögele immer wieder energisch betonte, sämtliche Rechtsmittel ausschöpfen zu wollen, um Stangier aus der Schiaßn raus zu kriegen, würde dieser Weg doch "Zeit, Energie und Geld" kosten, wie Richter Reither sagte.

Daher ist der mühsam ausgehandelte Vergleich für beide Parteien gangbar: Matthias Stangier wird zum 29. Februar die Schiaßn verlassen. Bis dahin kann er noch das Faschingsgeschäft mitnehmen und Veranstaltungen durchführen. Das Inventar muss raus: Stangier hat die Möglichkeit, es zu verkaufen und dadurch bis Ende Februar die Schulden in Höhe von knapp 27 600 Euro an die Fischers Stiftung zu bezahlen. Die Kosten des Vergleichsverfahrens teilen sich die Parteien.

Stangier sah man nach der Verhandlung an, dass sie ihn mitgenommen hat. Zumindest die Streitigkeiten mit der Stiftung sind nun fürs erste geklärt. Aber während der Verhandlung hieß es, er habe noch weitere Verbindlichkeiten rund um die Schiaßn. Stangier selbst nahm auch das Wort "Privatinsolvenz" in den Mund. "Perfekt", sagte hingegen Geschäftsführer Vögele, der mit dem Vergleich sehr zufrieden war: keine neue Räumungsklage, der Mieter geht raus, das Inventar auch. Sein Nachmieter, den er offensichtlich schon an der Hand hat, kann bald in der Schiaßn starten. Den Beginn der Biergartensaison wird er mitnehmen wollen.

© SZ vom 03.02.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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