Denkmalschutz nicht mehr gegeben:Letzter Halt Bauernhausmuseum

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Das wohl älteste Profangebäude im Landkreis soll von Pesenlern nach Erding umziehen. Vom Originalbau 1672 ist aber nicht mehr sehr viel vorhanden. Es soll um neuzeitliche Elemente ergänzt dort den zentralen Eingang bilden

Von Gerhard Wilhelm, Erding/Pesenlern

Das wohl älteste erhaltene bäuerliche Baudenkmal im Landkreis Erding, ein Bauernhaus mit einem zweigeschossigen Walmdachbau aus dem Jahr 1672 im Ort Pesenlern, soll ins Bauernhausmuseums an der Taufkirchener Straße in Erding versetzt werden. Zudem soll ein Gesamtnutzungskonzept für das Museum erarbeitet werden. Es soll attraktiver werden, zum Beispiel durch Dauer- und Sonderausstellung, durch Bildung von Sammlungsschwerpunkten und einem museumspädagogischen Konzept. Das hat der Ausschusses für Bildung und Kultur des Kreistags einstimmig in seiner Sitzung am Mittwoch beschlossen.

Recht viel vom ursprünglichen Bauernhaus wird nach Landrat Martin Bayerstorfer jedoch nicht mehr an seinen neuen Standort umziehen. "Wir dürfen uns nichts vormachen, es ist nicht mehr 100-prozentig das originale Haus." Im Lauf der Zeit sei vieles verschwunden, zum Beispiel die Tenne und der Stall. Ziel müsse es sein, möglichst viel der noch erhaltenen Originalmaterialien zu erhalten und wo nichts mehr vorhanden sei, durch neues zu ersetzen. Und das müsse bald geschehen, da sich der Zustand des Gebäudes von Tag zu Tag verschlechtere. "Eigentlich haben wir schon sauber zu lange gewartet", sagte Landrat Bayerstorfer. Zur Zeit würde der Zustand durch Notsicherungsmaßnahmen erhalten.

Laut Denkmalschutzliste des Bayerischen Landesamtes für Denkmalschutz handelt es sich bei dem Gebäude um den "ehemaligen Wohnteil eines Bauernhauses mit einem zweigeschossigen Walmdachbau mit übertünchtem Blockbau-Obergeschoss, Traufschrot, Balkenköpfen und altem Türgerüst, bez. 1672". Das Erdgeschoss wurde aber im 19. Jahrhundert vollständig ausgemauert, ist also nicht mehr original. Daher soll das Erdgeschoss bei der Überführung ins Bauernhausmuseum neu errichtet werden, wie Bayerstorfer sagte. Damit gehe zwar der Denkmalschutz verloren, aber dies habe den Vorteil, die Raumeinteilung frei gestalten zu können. Dabei ergebe sich Platz für dringend benötigte behindertengerechte Toiletten und Veranstaltungsräume, aber auch für Lagerräume und eine Küche. Zusätzlich könnte eine Tenne - dem historischen Vorbild gemäß - an das Wohngebäude angebaut werden, was den Platz für Veranstaltungen oder Ausstellungen noch erweitern würde. Man erhalte dadurch für das Bauernhofmuseum einen richtigen, zentralen Eingang. Eventuell könnte dann auch der Bauernmarkt dort einen Standort finden.

Das Obergeschoss zeigt nach der Sitzungsvorlage eine Reihe original charakteristischer Bauteile wie zum Beispiel eine Laube mit vier auffallend reich gestalteten Laubensäulen, besonders "charaktervoll gestaltete Bretterköpfe über der Laube und ornamentales Fries über die gesamte Traufseite". Diese Bauteile sollen erhalten bleiben und beim Aufbau im Freilichtmuseum wieder verwendet werden. Das Haus soll Stück für Stück abgetragen werden. "Es soll natürlich möglichst viel der historischen Substanz erhalten bleiben", sagte Landrat Bayerstorfer. Im Prinzip setze man auf ein neues Erdgeschoss, das noch vorhandene Bauernhaus aus dem Jahr 1672. Wo dies nur mit neuem Baumaterial möglich sei, dürfe klar erkennbar sein.

Billig wird die Maßnahme nicht, gab der Landrat auf Nachfrage zu. Bayerstorfer geht bei "einer ersten Hausnummer" von rund einer Million Euro aus. Aber durch die Planung spare man an anderer Stelle ein, denn die neue Toilettenanlage würde auch rund 150 000 Euro kosten.

Damit das Gebäude die Originalausrichtung nach den Himmelsrichtungen hat, muss es neben der Kegelbahn aufgestellt werden. Daher müssen Pavillon und Bienenhaus weichen und auf die gegen überliegende Seite der Wiese umgesetzt werden. Auch dies koste Geld. Da der Denkmalschutz nicht mehr vorhanden sei, gebe es auch keine Zuschüsse, sagte Bayerstorfer. Der Ausschuss billigte trotzdem einstimmig die Pläne für den Umzug. Die Kosten für bauliche Änderungen und die Umsetzung eines Museumskonzeptes sollen in den Haushalt für 2017 und 2018 eingestellt werden.

© SZ vom 07.10.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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