Für jeden Einwohner ein Buch - das war das Ziel der Stadtbücherei Erding bei ihrer Gründung vor 50 Jahren. Als sie am 25. Februar 1967 in der Kirchgasse, wo heute das katholische Bildungswerk ist, ihre Türen öffnete, wies der Bestand jedoch noch überschaubare 3000 Exemplare auf. Erst zehn Jahre später, 1977, waren die 13 000 erreicht, so viele Einwohner hatte Erding damals. Heute hat die Bücherzahl die der Menschen überholt: 55 000 Medien stehen in den Regalen der Stadtbücherei, die inzwischen im Aeferleinweg 1 ihr Zuhause gefunden hat. 30 000 weitere Titel kann man von Zuhause aus als E-Book ausleihen. Ingrid Müller-Hess, die Leiterin der Bücherei, zeigt sich erfreut über die Entwicklung der letzten Jahrzehnte. Zum 50-jährigen Bestehen öffnet die Stadtbücherei am Sonntag, 7. Mai, ihre Türen.
Unter den beliebtesten Titeln im Gründungsjahr waren die Abenteuer der "Fünf-Freunde" von Enid Blyton und "Wer die Nachtigall stört" von Harper Lee. "Die Fünf Freunde werden heute noch gelesen", sagt Müller-Hess. Und auch die "Nachtigall" von Lee war als überarbeitete Fassung 2015 erst auf der Bestsellerliste des Spiegel. Doch einiges hat sich auch verändert: Es sind mehr Bücher geworden und die Art der Medien hat sich geändert. 1977 hatte die Stadtbibliothek zum ersten Mal Platzprobleme, deshalb zog sie 1984 in zwei Stockwerke der Stadthalle um. 1996 wurde die EDV eingeführt, seither werden die Ausleihen über Computer verbucht. Da der Bestand weiter wuchs, wurde es zwei Jahre später wieder eng, es ging in die Planung eines eigenen, größeren Gebäudes. Das entstand im Aeferleinweg 1, 2002 zog die Stadtbücherei ein - und ist bis heute dort geblieben. "Das Gebäude ist optimal für die Bedürfnisse der Stadtbücherei", sagt Müller-Hess, die bereits von 1999 an in der Bücherei tätig ist und an den Planungen des Neubaus beteiligt war. Der letzte große Veränderung kam im Jahr 2013 mit der E-Book-Ausleihe über den Verbund "Lesen Online Suedbayern", kurz: Leo-Sued, an dem rund 60 Büchereien beteiligt sind. "Man merkt den Medienwandel schon sehr", sagt Müller-Hess. "Es wird sowohl bei den Erwachsenen als auch bei den Kindern weiniger gelesen". Deshalb müsse sich die Stadtbücherei an moderne Medien wie elektronische Bücher anpassen.
Obwohl man die E-Books von Zuhause aus ausleihen kann, bliebe die Bücherei nicht leer. "Die Lesungen und anderen Veranstaltungen werden gut besucht", sagt Müller-Hess. 245 000 Ausleihen zählte die Bücherei im vergangenen Jahr, davon entfielen lediglich knapp 34 000 auf E-Books. Ab sofort können sich Leser per E-Mail daran erinnern lassen, dass die Leihfrist ihrer Medien abläuft. Neu ist auch die Ausleihzahl, die bei DVDs und Brettspielen von zwei auf fünf Medien erhöht wurde. Leiterin Müller-Hess zeigt sich zufrieden im Jubiläumsjahr. "Es ist ein schönes Haus und das Angebot wird sehr gut angenommen", sagt sie. 2017 gibt es noch ein zweites, kleineres, Jubiläum zu feiern: Seit vergangenem Jahr hat die Stadtbücherei einen Ableger in Klettham, der aus der Pfarrbücherei hervorgegangen ist.
Doch gefeiert wird nun das 50-Jährige, zu dem die Stadtbücherei Erding am Sonntag, 7. Mai, von 13 bis 17 Uhr einen Tag der offenen Tür veranstaltet, mit einem Bücherflohmarkt, einer Bücher-Rallye, einem Bilderbuchkino und einer Verlosung. Um 14 Uhr spielt der Kulturpreisträger des Landkreises Konrad Huber auf der Gitarre, der bereits in der Bücherei spielte, als sie noch in der Stadthalle untergebracht war. Den Tag über können Besucher Medien ausleihen, Fair-Trade-Kaffee oder heiße Schokolade trinken. Wer im Mai seinen 50. Geburtstag feiert und sich in dieser Zeit neu anmeldet, wird zudem mit einem kostenlosen Jahresausweis belohnt.