Corona im Landkreis:Erhöhtes Arbeitsauf­kommen

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Eine typische Handbewegung, die täglich hundertfach im Landkreis ausgeübt wird: Ein Coronatest wird vorgenommen. (Foto: Renate Schmidt)

Apotheken und Testzentren untersuchen jeden Tag hunderte von Bürgern auf Coronaviren. Die Kapazitäten sind erschöpft, doch Entspannung ist nicht in Sicht - im Gegenteil

Von Irem Özkalgay, Erding

Die Testzentren kommen an ihre Belastungsgrenzen. Es reicht nicht mehr aus, geimpft oder genesen zu sein, um zum Friseur gehen zu können. Jeder muss dazu einen negativen Coronatest vorweisen können, und den gibt es bei Schnelltestzentren und in Apotheken. Mehrere hundert Testwillige gibt es jeden Tag im Landkreis Erding, aber das Personal ist nicht immer vorhanden, um diese Tests auch abnehmen zu können. Weder in den Testzentren noch in den Apotheken. "Ja, wir sind gestresst", sagte Martina Nötel vom Corona Testzentrum Wartenberg.

Seit Beginn der Pandemie kommen die Kunden in die Apotheken nicht nur, um Medikamente zu kaufen, sondern auch um sich auf eine Coronainfektion testen zu lassen. Im Testzentrum Wartenberg benötigt man dazu eine vorherige Onlineanmeldung. Die Tests bringen zwar mehr Kundschaft in die Apotheken, aber auch mehr Stress: "Wir sind mit unseren Kapazitäten am Ende. Genauer gesagt, sind wir alle am Ende", sagte Alexandra Ismair, Inhaberin der Marien-Apotheke in Moosinning. Sie müsse neben den Coronatests das normale Geschäft am Laufen halten, alle Mitarbeiter seien vollkommen überlastet. "Wenn wir zukünftig auch noch impfen müssen, wird es schwierig."

Auch Jens Krautscheid, Inhaber der Park Apotheke in Dorfen, bietet seit Anfang des Jahres Bürgertests an. "An manchen Tagen testen wir bis zu 240 Leute", sagte er. Die Kunden müssen zwingend vorher online einen Termin buchen. "Das klappt innerhalb von fünf Minuten und spart uns und den Kunden Wartezeiten." Dem kann auch Kreisgeschäftsführer der Malteser in Erding, Sebastian Oberpriller, zustimmen: "Je nachdem, ob sich die Leute vorab anmelden oder nicht, bekommen wir etwa 100 bis 180 Leute am Tag durch", bestätigte er. Neben Corona-Testzentren in Forstern und Bockhorn eröffneten die Malteser am 6. Dezember eine neue Teststation in Erding mit Öffnungszeiten nach dem Feierabend, um dem großen Ansturm gerecht werden zu können.

Der Testablauf ist bekannt: "Mit dem QR-Code, der bei der Anmeldung konstruiert wird, müssen sich die Kunden nochmals vor Ort registrieren. Anschließend wird ein Abstrich durch Mund oder Nase genommen, und nach etwa 15 Minuten bekommt man das Ergebnis auf seine Mailadresse", erklärte Oberpriller. Der Andrang sei groß, sagte er. Seit es 3G am Arbeitsplatz gäbe, testen sie täglich 130 bis 170 Leute. An der Erdinger Therme wird das noch übertroffen: In zwei Containern mit jeweils vier Testzentren können 180 Leute pro Stunde getestet werden, wie der Betreiber des Testcenters, Sebastian Friedberg, sagte: "An guten Tagen kommen schon mal mehr als tausend Menschen." Seit der Einführung von 2-G-plus sei die Nachfrage nach kostenlosen Corona-Tests weiter gestiegen. Die meisten wollen anschließend in die Therme gehen.

Auch Krautscheid hat bemerkt, dass die Testbereitschaft gestiegen sei, wie er sagte. "Schließlich kann man nirgendwo mehr hin ohne einen Schnelltest." Mit 200 bis 250 Terminen am Tag habe er ordentlich zu tun. Neben dem morgendlichen Schwung an Eltern mit Kindern und Angestellten, die ins Büro fahren, stellt Martina Nötel eine dritte Gruppe an Testwilligen fest: "Jetzt kommen nicht nur die, die sich testen lassen müssen, sondern auch die, die es aus Vorsicht machen wollen." Als die Tests nicht kostenfrei waren, habe das anders ausgeschaut. "Da hatten wir am Tag vielleicht zehn Leute", erinnerte sich Sebastian Oberpriller zurück.

Um jedem seine Freizeitaktivitäten zu ermöglichen und ein Testzertifikat ausstellen zu können, hat Alexandra Ismair in ihrer Apotheke in Moosinning zusätzlich eine Zeitspanne von 15 bis 18 Uhr eingeführt, in der auch Leute ohne einen Termin vorbeikommen können. "Wir versuchen, alle dazwischen zu schieben, aber wenn wir schlecht besetzt sind, müssen wir auch mal absagen", sagte die Inhaberin der Marien-Apotheke. Trotz vier fester Mitarbeiter und drei Aushilfen benötige sie noch Unterstützung, doch sei es momentan schwierig, gute Mitarbeiter zu finden. Auch Sebastian Friedering ist der Personalmangel bekannt: "Momentan sind wir gut aufgestellt, aber zwischenzeitlich hatten wir auch großes Problem mit fehlendem Personal", sagte der Inhaber des Testzentrums an der Therme. Er könne nicht jeden nehmen, denn die Präzision der Arbeit sei im Testzentrum entscheidend. Um dies zu gewährleisten, arbeitet Martina Nötel Schritt für Schritt neue medizinische Mitarbeiter ein, die auch eine spezielle Fortbildung vorweisen müssen: "Wir arbeiten mehr Leute ein, bieten zusätzliche Öffnungszeiten an und versuchen mehr Schnelltests zu organisieren.

Bis Weihnachten befürchtet Nötel ein noch höheres Testaufkommen. "Ansonsten navigieren wir aber auf Sicht, weil einfach nichts planbar ist." Ihre Mitarbeiter und sie sind wie andere Testzentren auch über die Weihnachtsfeiertage und Silvester für die Bürger im Landkreis Erding da. "Wenn sich bis zum Frühjahr genug Leute boostern und impfen lassen, hoffe ich, dass sich die Testlage wieder entspannt.""

© SZ vom 11.12.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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