Corona im Landkreis:Der Impfstoff fehlt

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Nikolausmützen im Ebersberger Impfzentrum: Dort wurden am Mittwoch erstmals Kinder zwischen fünf und elf Jahren geimpft. (Foto: Christian Endt)

Im Ebersberger Impfzentrum wurden die ersten Kinder geimpft, in Freising passiert das in wenigen Tagen. In Erding gibt es Anlaufschwierigkeiten, weil eine Bestellfrist versäumt wurde

Von Antonia Steiger, Erding

Zeichentrickfilme im Impfzentrum, eine telefonische Anmeldung über eine Hotline des Landkreises und Sonderaktionen am Wochenende: Das Impfzentrum Ebersberg immunisiert seit diesem Mittwoch fünf- bis elfjährige Kinder und hat sich auf die veränderten Herausforderungen eingestellt. Das Impfzentrum im Landkreis Erding hinkt hinterher. Frühestens vom 10. Januar an steht der Impfstoff im Impfzentrum zur Verfügung. Der Grund: Er ist nicht rechtzeitig bestellt worden, das bestätigt Hermann Schöberl, der ärztliche Leiter des Impfzentrums Erding.

Während in Ebersberg eine eigene Hotline eingerichtet wurde, wo Eltern einen Termin für ihre Kinder vereinbaren können, ist das Impfzentrum Erding, dessen Trägerschaft der Landkreis dem Bayerischen Roten Kreuz überantwortet hat, weiterhin telefonisch nur schwer zu erreichen. Termine für Kinderimpfungen kann das Impfzentrum ohnehin keine anbieten. Das ginge erst, wenn der Impfstoff auch da sei, also voraussichtlich von 10. Januar an, hieß es dort gestern. Die Situation für das Impfzentrum Erding ist verzwickt, es hat mit Problemen zu kämpfen, die es anderswo offenbar nicht gibt.

So musste das Zentrum in neue Räume umziehen, weil die Turnhalle am Lodererplatz abgerissen wird. Dort war das Impfzentrum von Anbeginn untergebracht. Jetzt hat es schönere Räume, eigenen Aussagen zufolge aber weniger Platz im ehemaligen Möbelhaus Falterer an der Haager Straße. Wie es schon vor einigen Wochen hieß, sollen Räume dazu gemietet werden, doch noch ist dies offenbar nicht gelungen. Trotzdem habe man sich dafür entschieden, am Montag, 27. Dezember, die ersten fünf- bis elfjährigen Kinder zu impfen, sagt Schöberl. Als der Impfstoff hätte bestellt werden sollen, sei zu erfahren gewesen, dass es dafür nur einen Bestelltermin gegeben habe - und der war da schon verstrichen. Der nächste ist am 4. Januar.

Die Regierung von Oberbayern bestätigt dies: Bestelltermin für eine Auslieferung in dieser Woche wäre der 7. Dezember gewesen. Das entspreche einer Festlegung des Bundesgesundheitsministeriums, wie Pressesprecher Wolfgang Rupp mitteilte. Impfstoff für Erwachsene könne dagegen wöchentlich bestellt werden. Erst am Sonntag hatte der bayerische Gesundheitsminister Klaus Holetschek (CSU) noch einmal ordentlich Druck gemacht. In einer über die Presse verteilten Mitteilung hatte er die Impfzentren dazu aufgefordert, zügig Angebote für Kinder zu machen und gesonderte Impfstraßen anzubieten. Laut Holetschek hatten die Impfzentren Impfstoff für "rund 240000 Impfungen" bestellt. Die Zentren sollten Familienimpftage organisieren, eigene Impflinien oder Kooperationen mit Kinderärzten. Und die Impfzentren sollten kindgerecht gestaltet werden. Für das alles hat das BRK in Erding noch einige Wochen Zeit, während in Ebersberg zügig rechtliche Fragen geklärt werden sollen, um Disney-Filme zeigen zu können.

Aber auch eine Kooperation mit den Kinderärzten hatte das BRK bislang nicht in Erwägung gezogen, wie Pressesprecherin Danuta Pfanzelt sagte. Die Kinderärzte sind aber selbst aktiv geworden: Am Montag, 20. Dezember, werden die ersten Kinder in der Praxis der Kinderärztin Nadezda Isaeva in Erding geimpft. Der Impfstoff sei schon da, heißt es dort. Er werde vor Weihnachten komplett verimpft. Weil die Praxis dann Urlaub macht, geht es mit den Kinderimpfungen am 17. Januar weiter. Auch andere Praxen beginnen mit Impfungen.

Die plötzliche Eile sei nicht erwartbar gewesen, sagt Schöberl. Aber auch weil in Erding die Strukturen anders seien als in Ebersberg und in Freising, wo in der kommenden Woche erstmals Kinder im Impfzentrum immunisiert werden, habe man sich zunächst bedeckt gehalten. Als dann aber der dringende Wunsch nach Kinderimpfungen an das Impfzentrum herangetragen worden sei, "hatten wir keinen Zugriff mehr". Dass es nur die eine Chance zum Bestellen gegeben habe, sei nicht bekannt gewesen. Schöberl sagt, dass die Nachfrage bis vor kurzem noch nicht sehr groß gewesen sei. "Jetzt hat sie aber sehr stark angezogen." Auch in Freising, wo das BRK eine eigene Mailadresse für interessierte Eltern eingerichtet hat. 450 Anfragen gingen innerhalb einer Woche ein.

© SZ vom 16.12.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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