Bundesweit gibt es nur ungefähr 1000 dieser Tiere:Tibetische Grunzochsen grasen in Flanning

Lesezeit: 3 min

Josef Kaiser hat sich im Rahmen der Umstellung auf die Biolandwirtschaft eine Yak-Herde zugelegt. Die Tiere sind kleiner als herkömmliche Rinder und kommen mit dem Klima in Bayern gut zurecht

Von Florian Kistler, Flanning

In der Regel sind Yaks vor allem im Himalaya und dem tibetischen Hochland verbreitet. Derzeit können die exotischen Rinder jedoch auch auf der Weide des Landwirts Josef Kaiser bestaunt werden. Wer mit dem Auto zwischen Erding und Dorfen unterwegs ist, dem dürfte bei der Durchfahrt in Flanning die kleine zottelige Yak-Herde auf der linken Straßenseite bereits ins Auge gefallen sein.

Auf die Frage, wie man überhaupt auf die eher ungewöhnliche Idee kommt Yaks zu halten, muss Kaiser schmunzeln. "Das war eigentlich Zufall. Da wir zurzeit unseren Betrieb auf Bio umstellen, waren wir auf der Suche nach einer passenden Rinderart, die zu unserem Hof passt. Auf einem Verbandstreffen zur Umstellung auf Biolandwirtschaft habe ich dann zufällig Alfons Kohl kennengelernt." Der Biolandwirt aus der Gemeinde Taufkirchen im Landkreis Mühldorf betreibt schon seit 1999 eine Yakzucht und vertreibt dort verschiedene Fleischspezialitäten wie Yak-Braten, Yak-Gulasch und verschiedene Yak-Würste. Über diesen Kontakt kam Kaiser dann schließlich auch zum ersten Mal in Berührung mit der Rinderart. "Ich war von Beginn an begeistert. Mich hat sofort die ruhige Mentalität und die unkomplizierte Art der Tiere angesprochen", erinnert sich der 36-Jährige. "Am Ende fiel dieser Entschluss aber in Absprache mit meiner Frau und meinen zwei Kindern. Mir war wichtig, dass wir das zusammen entscheiden." Da auch die Familie vom Yak, der wegen seiner grunzähnlichen Laute auch als Tibetischer Grunzochse bezeichnet wird, fasziniert war, stand schließlich die Entscheidung fest.

Landwirt Josef Kaiser hält auf seinem Hof derzeit elf Yaks. Darunter ist auch der Stier "Fritzi". Eventuell gibt es schon im Juli Nachwuchs. (Foto: Renate Schmidt)

Seit Oktober 2017 schon grast die Yakherde, bestehend aus zehn Kühen und einem Stier, inzwischen auf einer Weide nahe des Hofes. Die Tiere im Alter von ein bis zwei Jahren hat Kaiser von Alfons Kohl erhalten. Ob der jetzige Bestand in Zukunft noch weiter vergrößert wird, sei zwar noch offen, jedoch gar nicht so unwahrscheinlich. "Wir müssen jetzt erst einmal schauen, wann die ersten Kälber kommen und wie viele weibliche Yaks da überhaupt dabei sind", sagte Kaiser. "Wenn wir Glück haben, sind bereits einige Tiere trächtig und es gibt schon ab Juli Nachwuchs." Einen Tierarzt zu rufen, um dies zu untersuchen, sei für den Landwirt nicht so wichtig. "Wenn welche da sind, sind eben welche da", sagte Kaiser lachend.

Ob die Yaks später einmal geschlachtet werden, kann der Landwirt zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht sagen. "Das wäre auch erst frühestens in fünf Jahren möglich." Yaks wachsen nämlich von Natur aus langsam und sind erst in einem Alter von acht Jahren komplett ausgewachsen. Das qualitativ hochwertige Fleisch der Tiere ist laut Kaiser inzwischen ein echtes Nischenprodukt und aufgrund seines geringen Fett- und Cholesteringehalts gesünder als herkömmliches Rindfleisch. Je nachdem wie groß die Nachfrage nach lebendigen Tieren zur Zucht ist, wird auch ein Weiterverkauf in Erwägung gezogen. "Das würde uns durchaus gefallen", sagte Kaiser.

Neben schwarzen und braunen existieren auch rote, weiße und gescheckte Yaks. (Foto: Renate Schmidt)

Dem Landwirt ist vor allem die Qualität seines landwirtschaftlichen Betriebs wichtig. "Das steht für mich im Vordergrund und geht vom Ackerbau bis hin zur Tierhaltung. Deshalb passt der Yak auch so gut zu der Art, wie ich die Landwirtschaft führen will", so Kaiser. Dazu gehöre auch, das Tier als Ganzes zu sehen und möglichst auch die Hörner und das Fell der Yaks zu verwerten.

Dass Landwirte in Deutschland selbst Yaks züchten, geht laut dem Zoologen, Verhaltensforscher und Tierarzt Hans Hinrich Sambraus bis in die 1980er-Jahre zurück. Damals hielt ein Landwirt bei Oberstdorf im Allgäu in etwa 25 Yaks. Bundesweit gibt es laut Experten etwas mehr als 1000 Tiere. Genauere Aussagen über die Größe der Bestände gibt es jedoch nicht, da kein eigener Verband für diese Tiere existiert.

Das lange Haar, das Hauptmerkmal der Tiere, kann an der Rumpfseite bis zu 40 cm lang werden. An der Unterseite des Rumpfes ist die Behaarung jedoch kurz. Alle diese Besonderheiten sind laut Sambraus Anpassungen an die große Kälte in den Heimatgebieten der Rinder. Bei den Yaks von Landwirt Kaiser handelt es sich um sogenannte Hausyaks. Im Gegensatz zu den frei lebenden Wildyaks sind diese mit einer maximalen Höhe von 130 Zentimetern sehr viel kleiner als ihre in der Wildnis lebenden Artgenossen. Die Wildform kommt inzwischen nur noch in einigen Hochtälern Tibets vor. Während der von seiner Art her aggressivere Wildyak schwarzbraun ist, sind die Farben des Hausyaks variabel. Es gibt neben braunen und schwarzen auch rote, weiße oder gescheckte Yaks.

Probleme mit den für die Tiere eher ungewöhnlich hohen Sommertemperaturen in Deutschland sieht Kaiser nicht. "Da die Yaks noch nicht so lange bei uns am Hof sind, kann ich das bis jetzt zwar noch nicht richtig beurteilen, die Erfahrungen von Alfons Kohl zeigen jedoch, dass auch die sommerliche Hitze den Rindern nicht schadet." Die Tiere würden sich laut Kaiser vielmehr an die örtlichen Gegebenheiten anpassen und unter anderem mehr Haare verlieren. Und auch so hätten die Yaks auf dem Hof die Möglichkeit sich bei starkem Sonnenschein unterzustellen. Im Winter können sich die Yaks zusätzlich in geschlossene Räume begeben. Das ist notwendig, da laut Kaiser hierzulande das Wetter feuchter als in den ursprünglichen Heimatgebieten der Tiere ist. "Zum Schluss ist das aber dann auch nur an vielleicht zwei oder drei Tagen im Jahr notwendig", sagte Kaiser.

© SZ vom 21.04.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: