Bürgerversammlung in der Stadthalle:Unruhe im Norden

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Viele Erdinger begegnen den Plänen des Rathauses für den Kronthaler Weiher und den neuen Recyclinghof mit Misstrauen und Skepsis

Antonia Steiger

Die Kreisstadt verändert sich an allen Ecken und Enden, viele Bürger begleiten diese Entwicklung mit Skepsis und Misstrauen. So stößt auch die geplante Entwicklung am Kronthaler Weiher bei den Menschen in der Freisinger Siedlung auf Widerstand, da sie eine größere Belastung durch den Verkehr fürchten. In der Bürgerversammlung am Donnerstag in der Erdinger Stadthalle musste sich Bürgermeister Max Gotz (CSU) manch kritischen Einwand anhören. Er sagte am Ende zu, sich mit Planern, Gutachtern und Anwohnern an einen Tisch zu setzen und Verkehrs- und Lärmbelastung erneut zu diskutieren.

Seit vielen Jahren ist die übermäßig hohe Verkehrsbelastung in der Freisinger Siedlung ein Thema der Stadtpolitik. Nicht nur die Badegäste im Sommer verstopfen die Johann-Sebastian-Bach-Straße. Vor allem die Lastwagen des Kiesabbauunternehmens Kronthaler stellen die Anwohner immer wieder vor eine harte Geduldsprobe. Wie Gotz auf Nachfrage des aufgebrachten Bürgers Erich Erhard erläuterte, ist es der Stadt in zwanzig Jahren nicht gelungen, die Flächen für eine Straße - die sogenannte Werkstraße - zu bekommen, die das Kieswerk und die Straße ED 19 zwischen Erding und Eitting verbinden sollte.

Nun vertritt Gotz die Auffassung, dass die Freisinger Siedlung nur mit der in Erding - ebenfalls umstrittenen - Nordumfahrung deutlich entlastet werden kann: Die Kieslaster sollen über eine Verbindungsstraße auf die Umfahrung gelenkt werden, dafür wünscht sich Gotz eine stadtnahe Trasse für die Umfahrung.

Bei dem für März geplanten Treffen mit den Anwohnern kommt auch die Verlegung der Straßen In den Hacken und An der Melkstatt zur Sprache. Sie sollen näher an die Bebauung an der Josef-Herz-Straße gerückt werden - nur noch getrennt durch einen Lärmschutzwall. Dass dadurch die Lärmbelastung sogar zurück geht, glauben die Bürger den Gutachtern jedoch nicht.

Beunruhigt verfolgen die Bürger im Norden Erdings die Pläne der Stadt, den Kronthaler Weiher weiter aufzuwerten, weil sie dann mit noch mehr Verkehr rechnen. Doch Gotz verteidigte den Plan, auf dem Gelände des Sägewerks Stoiber am Weiher eine Jugendeinrichtung mit Zeltplatz zu gründen. Er wies aber darauf hin, dass die Diskussion noch am Anfang stehe. Auch der Landkreis als Träger der Jugendarbeit habe noch nicht darüber abgestimmt. "Der Jugendzeltplatz ist aber der Wunsch vieler Verbände." Und er fehle im Landkreis. Die Feuerwehren müssten bis nach Starnberg fahren, um ein Jugendzeltlager abzuhalten. Gotz sagte, er wehre sich dagegen, die Jugend an den Rand zu drängen.

In der Bürgerversammlung, zu der vor allem die Bürger der Innenstadt und Siglfings eingeladen waren, kam auch der geplante neue Recyclinghof zur Sprache. Gotz erläuterte, die Stadt habe eine Fläche an der Straße nach Eitting gekauft, er versuchte, den Kritikern die Sorgen zu nehmen vor Lärm, Rattenplagen und einem zerstörten Ausblick.

Stefan Kittlitz hatte vorgeschlagen, den Recyclinghof an der jetzigen Stelle zu belassen, die Öffnungszeiten zu verlängern und die Abläufe zu optimieren. Doch Gotz sagte, dies würde nicht ausreichen. Stadt und Landkreis benötigten dringend einen größeren und modernen Recyclinghof, er müsse den Bedürfnissen entsprechen. In dieser Debatte kann sich Gotz zudem auf einen einstimmigen Beschluss des Stadtrates stützen.

Auch in seiner dritten Bürgerversammlung dieses Jahres hielt Gotz vor dem bis auf den letzten Platz gefüllten kleinen Saal der Stadthalle zunächst ein ausführliches Referat über Finanzen, Hoch- und Tiefbaumaßnahmen und weitere Entwicklungen der Stadt Erding. Er erläuterte, wie viel Geld die Stadt für die Bildung ausgebe - jährlich knapp 2000 Euro pro Grund- und Hauptschüler - und referierte über weitere Ausgaben für Kindergärten, Krippen und Freizeiteinrichtungen. Mit Blick auf die in Kürze anstehenden Haushaltsberatungen kündigte er an, die Stadt Erding werde ohne eine Erhöhung der Hebesätze für Grund- und Gewerbesteuer auskommen. Die Pro-Kopf-Verschuldung beträgt in Erding unterdurchschnittliche 58,80 Euro.

© SZ vom 19.11.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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