Bürgerversammlung:Fast schon zu attraktiv

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Es zieht nicht nur Investoren nach Erding

Von Antonia Steiger, Erding

Eine geordnete Finanzlage, ein großartiger Kinderreichtum und eine hervorragende Perspektive: Dieses Bild der Stadt Erding zeichnete OB Max Gotz (CSU) am Donnerstag bei der ersten Bürgerversammlung des Jahres in Eichenkofen. Er sprach aber auch Punkte an, die die Erdinger beunruhigen: die beängstigend starke Anziehungskraft des Kronthaler Weihers, die zähen Fortschritte beim Hochwasserschutz und die Diskussion um das Gewerbegebiet im Westen.

Keiner habe jemals gesagt, er wolle dort eine Logistikhalle, sagte Gotz im Gasthaus Brunold. In dem Aufstellungsbeschluss des Bebauungsplanes heiße es lediglich, dass es das Ziel sei, Arbeits- und Ausbildungsplätze zu schaffen und zu bewahren - auch im Hinblick auf den für 2021 angekündigten endgültigen Abzug der Bundeswehr. Bekanntlich gibt es Pläne des Investors VIB Vermögen AG, an der Ecke Dachauer/Sigwolfstraße unter anderem eine 80 000 Quadratmeter große Halle für Leichtindustrie und Logistik zu bauen. Diese Pläne sind nicht nur im Stadtrat umstritten, sondern stoßen auch in Teilen der Bevölkerung auf Widerwillen. Jetzt sei der Investor am Zug, sagte Gotz, und müsse ein attraktives Konzept vorlegen. Gotz erinnerte daran, dass es auch jetzt schon zwei große Logistikunternehmen gibt, geführt von Erdinger Familien: Baustoffe Auer und Alpha.

Gotz ging in seinem 90-minütigen Referat auch auf die Wohnungsnot und den Bevölkerungsdruck ein. 38 700 Einwohner hat Erding derzeit. Im Moment seien Bebauungspläne in Arbeit, durch die die Einwohnerzahl um 1500 oder 1600 Menschen steigen werde, wenn in jede neue Wohneinheit durchschnittlich zwei Menschen zögen. Weil es weitere Nachverdichtungen geben wird, zum Beispiel auf dem Gelände des Rewe-Marktes an der Freisinger Straße, werde Erding noch stärker wachsen. Gotz erinnerte an den Beschluss vom Sommer 2014, als der Stadtrat entschieden hatte, dass das jährliche Bevölkerungswachstum unter einem Prozent bleiben solle. Damit nicht alle Wohnungen im Hochpreissegment angesiedelt sind, sucht die Stadt die Zusammenarbeit mit der Baugenossenschaft, mit der Wohnungsbaugesellschaft des Landkreises und mit der Oberbayerischen Heimstätte, letztere errichtet in Klettham mehr als 100 neue Wohnungen. Die Zinspolitik sei jedoch schuld, sagte Gotz, dass Investoren ihr Geld in Immobilien steckten - gerne auch in Erding -, wo die Wertsteigerung die jeder anderen Anlageform überträfe. Dies habe aber auch zur Folge, dass nach Erding Menschen ziehen, "die sich das leisten können". Und das sieht man an den Steuereinnahmen. Im Rathaus rechnet man nicht nur mit 33 Millionen Euro Gewerbesteuer, sondern vor allem mit 27 Millionen aus der Einkommensteuer. "Der gewaltigste Sprung, seit ich in der Kommunalpolitik bin", sagte Gotz.

© SZ vom 28.10.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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