Bürgerbeteiligung:Die Erdinger planen ihre Zukunft

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Das alte Haus am Rätschenbach: Zum Tag der Städtebauförderung mit Bürgerbeteiligung gehörte auch eine Stadtführung mit Doris Bauer (Mitte). (Foto: Renate Schmidt)

Der Tag der Städtebauförderung am Samstag galt als Startschuss für mehr Bürgerbeteiligung. Quantitativ ist das Engagement noch steigerungsfähig. Wer aber gekommen war, wollte auch mitreden

Von Antonia Steiger, Erding

Mehr als 40 000 Einwohner, ein neuer Bahnhof, Zugverbindungen zum Flughafen und eines Tages vielleicht sogar nach Salzburg, mehr Besucher und Touristen und weiterhin zähe Verkehrsströme auf den Straßen: Die Zukunft Erdings in ihren groben Zügen lässt sich vorhersagen, wenngleich viele Fragen noch völlig ungeklärt sind, zum Beispiel die nach der allseits gewünschten Untertunnelung des Bahnübergangs an der Haager Straße. Mit dem Eintritt in den Prozess für ein Integriertes städtebauliches Entwicklungskonzept (ISEK) ruft nun die Stadtpolitik die Bürger dazu auf, sich über die Zukunft der Stadt Gedanken zu machen. Der Tag der Städtebauförderung am Samstag galt dabei als Startschuss. Bei einer Ausstellung im Frauenkircherl, einem Stadtrundgang und einer Bürgerwerkstatt konnten sich die Bürger informieren, sich aber auch bereits mit eigenen Ideen einbringen.

Mehrere Trinkwasserbrunnen in der Innenstadt, ein Kinderspielplatz im Gewerbegebiet, Anzeigetafeln an den S-Bahn-Übergängen, die über die Dauer der Schrankenschließzeiten informiert, Blumenkübel an den Straßenlaternen auf dem Schrannenplatz und ein Zentrum, an dem sich Bürger verschiedener Kulturkreise begegnen können: In der Bürgerwerkstatt in der Grundschule am Grünen Markt ließen sich die Erdinger durch die Gesprächsführung von Christian Bittner vom Stadtentwicklungsbüro Cima mühelos zu einem fruchtbaren Brainstorming animieren. Quantitativ sei die Beteiligung der Werkstatt noch steigerungsfähig, sagte Bittner mit Blick auf das Dutzend gesprächsbereiter Erdinger. Das sage aber nichts aus über die Qualität der Diskussion. Wer gekommen war, wollte auch mitreden und sich einbringen.

Drei Bereiche waren abgesteckt: das Ortsbild, Leben in Erding und Arbeiten in Erding, zu dem auch die Gebiete Verkehr und Wirtschaft gehörte. Viele Vorschläge verwoben diese Bereiche, zum Beispiel der Vorschlag, dass die Stadt eine energieschonende Bauweise in den Bebauungsplänen vorschreiben soll. Eine Beschränkung für die Fahrgeschwindigkeit, vielleicht an die Tageszeit gekoppelt, soll Autofahrer davon abhalten, nachts durch die Stadt zu rasen, wie es ein Bürger beobachtet haben will. Tatsächlich hat sich auch die Stadtpolitik mit diesem Thema bereits befasst: Ein Tempo-30-Konzept für die gesamte Stadt Erding ist bereits in Arbeit.

Die Vorschläge der Bürger sind alle gesammelt worden. Sie fließen in die Arbeit am Integrierten städtebaulichen Entwicklungskonzept ein. Aufmerksame Zuhörer der Veranstaltung waren daher auch die Stadtplanerin Karin Hatt, Lolita Liening und weitere Mitarbeiter aus dem Rathaus. Sie durften feststellen, dass die Bürger durchaus Redebedarf haben - auch wenn sich dies noch auf eine kleine Gruppe beschränkt. Die Werkstatt solle ein Startschuss sein, das sagte OB Max Gotz (CSU), der den Tag der Städtebauförderung eröffnet hatte und auch am Schluss wieder dabei war. Er rief die Bürger dazu auf, sich zu beteiligen, und erlaubte sich einen kleinen Seitenhieb auf die Erdinger Gewerbetreibenden, die sich seiner Beobachtung zufolge in einer nur geringen Zahl an der Gewerbeschau beteiligt hätten, die ebenfalls am Wochenende stattgefunden hat. "Man muss schon mitmachen", sagte Gotz.

Es sei auf keinen Fall nur gejammert worden, hatte zuvor schon Bittner gesagt. Im Gegenteil: Die Bürger hätten viele interessante Vorschläge gemacht und so bewiesen, dass sie nicht eindimensional dächten. Auch Bittner betonte, dass sich die Bürger und auch die Wirtschaft einbringen müssten. "Jeder muss etwas dafür tun", sagte er. Nicht alles könne die öffentliche Hand alleine bewältigen - auch nicht finanziell.

Das ISEK soll die Entwicklung der Stadt Erding bis zum Jahr 2030 ins Auge fassen. Stadträte, externe Begleiter, Stadtverwaltung und Bürger sollen gemeinsam an diesem Konzept arbeiten, das in einem ersten Entwurf bereits Ende des Jahres 2015 vorliegen soll. Die einfachste Form, sich als Bürger einzubringen, ist die Teilnahme an einem Wettbewerb: In Fotos, Zeichnungen, Gemälde und Collagen dürfen die Erdinger Bürger dokumentieren, welches Bild sie von ihrer Stadt haben. Ausdrucksstarke Bilder mit ganz persönlichen Blickwinkeln sollen es werden, sie können bis zum 7. August eingereicht werden. Wenige Tage später tagt eine Jury. Anfang September sollen die Bilder dann ausgestellt werden. Zu gewinnen gibt es für die Teilnehmer auch etwas: Sachpreise, Freikarten und Buchpreise und darüber hinaus fünf Hauptpreise.

© SZ vom 11.05.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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