Buchhandel:Die richtige Zeit für ein gutes Buch

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Zu Beginn der Sommerferien verzeichnen die Geschäfte ein steigendes Kaufinteresse

Von Sophie Fürmann, Erding

Urlaubszeit ist Lesezeit. Für die Buchläden bringt der Start in die Ferienzeit ein Zwischenhoch - neben den verkaufsstärksten Phasen zu Weihnachten und Ostern. Auch die Buchläden in Erding, Dorfen und Wartenberg verzeichnen eine höhere Kundenfrequenz statt eines Sommerloches. Vor allem in den vergangenen beiden Wochen seien durch den Beginn der Ferienzeit mehr Kunden in die Läden gekommen, sagen die Buchhändler. "Die Leute haben Zeit", betont Markus Betz, der die Buchhandlung "Bucherding" führt. Susanne Neumaier vom "Erdinger Lesezeichen" bestätigt, dass viele Leute kämen, die Tipps für eine Urlaubslektüre wollen. Daneben kommen aber auch vermehrt Touristen, die durch die Läden der Stadt bummeln.

Vergleichbar mit den Hauptverkaufszeiten zu Weihnachten und zu Ostern ist der momentane Andrang nicht. "Aber es ist durchaus eine kleine Spitze im Jahr", sagt Branko Pajtler, Mitarbeiter der "Dorfener Buchhandlung". Das bestätigt auch Marianne Lehmer, die Inhaberin der "Bücherstube am Markt" in Wartenberg. Allerdings nimmt der Kundenansturm im Laufe der Ferien wieder stark ab, weshalb sie die Öffnungszeiten im August auf Nachmittage reduziert habe.

Büchereien seien keine Konkurrenz, bestätigen die vier Buchhandlungen. Ganz im Gegenteil: "Wir arbeiten Hand in Hand", sagt Susanne Neumaier. Marianne Lehmer vermutet außerdem, dass für den Urlaub mehr Bücher gekauft als ausgeliehen werden. Ob man in Konkurrenz mit den Bibliotheken stehe, "hängt letztendlich nur davon ab, wie finanzkräftig die Umgebung ist. Und der Münchner Raum ist einfach finanzkräftig", sagt Pajtler. Die Menschen im Münchner Speckgürtel können es sich leisten, Bücher zu kaufen.

Im Sommer lesen die Leute gerne Romane, diese Erfahrungen machen viele Buchhändler: Unterhaltsam und lustig sollen sie sein, aber für so manchen auch gerne erotisch. "Vielleicht herrscht im Strandurlaub dafür die perfekte Atmosphäre", sagt lachend Neumaier. Aber wie immer werden kurz vor der Abreise auch Reiseführer gekauft. "Mit dem Zeugnisgeld und für die Kindern im Auto, die Beschäftigung brauchen, kaufen viele Kunden auch Rätselblöcke", führt Betz an.

"Lesen ist eine weiblich dominierte Tätigkeit. 70 bis 80 Prozent der Kundschaft sind erwachsene Frauen", hat Pajtler beobachtet. Bucherding hat aber auch viele jugendliche Kunden, die sich vorzugsweise von Markus Betz, ein Manga- und Comic-Spezialist, beraten lassen.

Auch hier sind sich die Buchläden einig: Durch die Online-Konkurrenz wie zum Beispiel Amazon stehen sie schon seit rund 15 Jahren unter einem hohen Druck. "Wir leben und arrangieren uns damit", verrät Betz. "Es ist Fluch und Segen zugleich." Der örtliche Handel könne mit fachlicher Kompetenz, Beratung und konkreten Leistungen punkten, darin stimmen die Buchläden überein. "Wir haben mit der Online-Bestell-Möglichkeit nachgezogen, deshalb hat sich das Problem ein wenig eingependelt", sagt Pajtler. In den Buchhandlungen kann man bis 17 Uhr bestellen, dann ist das Buch bereits am Vormittag des nächsten Tags im Laden ist. Und damit wird es wesentlich schneller geliefert als über andere Online-Verkäufer.

"Das Hauptproblem ist, dass die Leute nicht wissen, dass es eine Buchpreisbindung gibt", sagt Neumaier. Dieses Gesetz schreibt vor, dass für jedes Buch ein verbindlicher Preis bestimmt werden muss. Er gilt sowohl für gedruckte als auch für elektronische Bücher. E-books und die E-book-Reader gibt es ebenfalls in allen Buchhandlungen im Landkreis zu kaufen. "Man kommt nicht daran vorbei", so heißt es im Erdinger Lesezeichen. Allerdings stagnierten momentan die Verkaufszahlen etwas.

© SZ vom 06.08.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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