Brauereien und Corona:Langsam geht es an die Substanz

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Die Bierkästen stapeln sich, da der Absatz durch die Gaststätten weggebrochen ist. Der Verkauf in Getränkemärkten kann dies nicht ausgleichen. (Foto: Renate Schmidt)

Bei den kleinen Betrieben im Landkreis ist die Stimmung im Keller. Der zweite Lockdown macht ihnen schwer zu schaffen, am meisten beunruhigt die Braumeister die fehlende Perspektive

Von Gerhard Wilhelm, Erding

Bereits im Herbst bei Beginn des zweiten Lockdowns war die Stimmung bei den kleineren Brauereien im Landkreis gedrückt. Geschlossene Gaststätten und Restaurants, abgesagte Veranstaltungen, Vereinsfeste und Volksfeste: Die Corona-Krise sorgt bei den Brauereien für einen massiven Einbruch beim Bierabsatz. Und der zweite Lockdown hat die Situation weiter verschärft. Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes sank der Bierumsatz im Inland erneut um 15,2 Prozent, da alle Gastronomie- und Veranstaltungsunternehmen ihren Betrieb erneut einstellen mussten. Die Absatzstätten versiegten. Vor allem die Ungewissheit, wann und wie es weiter geht, nervt die Erdinger Brauer. Zudem bekommen einige keine staatliche Hilfen, was schwer nachvollziehbar ist.

"Zum Glück hat der Handel zugenommen bei uns, denn sonst geht uns der Gastrobereich komplett ab. Die Umsatzeinbußen werden aber nicht ausgeglichen. Aber momentan kommen wir noch über die Runden", sagt Beate Scharf von der Schlossbrauerei Grünbach. Im Frühjahr habe man eine staatliche Hilfe erhalten, aber momentan noch nichts. "Die Beantragung ist ein wenig kompliziert, da braucht man Steuerberater, die alles prüfen. Aber die sind arg beschäftigt", sagt Scharf.

"Wenn nicht bald Schluss ist mit dem Lockdown, dann geht es an die Substanz", sagt Barbara Lohmeier-Opper vom Bräu z' Loh in Dorfen. Staatliche Hilfen bekomme die Brauerei nicht. "So schlecht ist die Situation nicht. Das ist auf der einen Seite gut, aber wenn wir in der Situation sein sollten, wäre eh alles zu spät." Wenn der Lockdown noch ein, zwei Monate weiter gehe, dann stoße man an die Grenze. "Für eine Brauerei ist es schlimm, wenn man keine Prognosen hat. Wahrscheinlich werden die Volksfeste wieder ausfallen. Wenn die Wiesn heuer auch nicht stattfindet, dann wird es auch vorher und nachher keine Feste geben", befürchtet die Braumeisterin.

"Im Endeffekt ist alles fast unverändert gegenüber dem ersten Lockdown. Wieder hat man kein Ziel vor Augen und rätselt, wann wieder was aufmacht. Deshalb kann man keine Fässer produzieren, eine ganz schwierige Situation. Wenn man wenigstens eine Aussicht haben würde, aber die ist einfach nicht da", sagt Tobias Vincenti vom Eittinger Fischerbräu. Auch beim Fischerbräu hat man keinen Anspruch auf staatliche Hilfe. "Was ein bisserl schwierig ist, wenn man eine geschlossene Gaststätte hat und drei, vier Monate Umsatz wegbrechen. Aber wir werden als Mischbetrieb eingestuft und bekommen deshalb keine Gelder." Man könne stundenlang darüber streiten, aber das helfe auch nicht. Relativ gut gehe der Heimdienst, "der aber nicht alles auffängt", sagt Tobias Vincenti. "Alles ist mehr oder weniger ein Hoffen auf die Zukunft. Mehr bleibt uns derzeit nicht übrig. Wir hoffen auf Lockerungen im März, April."

"Ohne die Gastronomie haben wir nur den halben Umsatz ungefähr", sagt Albert Hörmann von der Dorfener Brauerei Bachmayer. Die Mitarbeiter seien in Kurzarbeit und man will staatliche Hilfen beantragen, was bestimmt nicht einfach werde. Ob das Geld reicht, das hänge von der Höhe ab und was in nächster Zeit sei. "Man hat gar keine Perspektive, das ist nicht lustig. Ich hoffe, die Wirte haben die staatliche Unterstützung beantragt, damit sie durchhalten können. Die Lust auf diese Arbeit wird durch alles aber nicht höher. Wenn man jetzt eine leer stehende Gaststätte hat, muss man sich keine Gedanken machen, wann der nächste Wirt einzieht", sagt Albert Hörmann.

"Wir haben gar nichts, das bisserl Umsatz über den Getränkemarkt kann man vergessen", sagt Elfriede Busch vom Familienbetrieb Brauerei Reiter in Wartenberg. "Im Endeffekt läuft nichts". Die Traditionsbrauerei wolle man aber erhalten. "Wir haben das Glück, dass alles im Eigentum ist, dass wir keine Pachten oder Mieten zahlen müssen. Das hilft ein wenig," sagt Elfriede Busch. Da man vor allem Gaststätten mit dem Bier beliefere, sei man von deren Öffnung abhängig. Wie beim Volksfest Wartenberg. Im Juni wie früher werde es bestimmt nicht stattfinden. Staatliche Hilfe bekomme man leider nicht, sei die Auskunft des Steuerberaters gewesen, da man keine reine Gaststätte sei. Das Hotel und das Restaurant seien ja ebenfalls seit Monaten geschlossen.

© SZ vom 08.02.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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