Bockhorn:Umstrittener Standort

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In Bockhorn stimmen die Bürgerinnen und Bürger auch über einen Mobilfunkmasten ab. Die Gemeinde hat bereits einen Vertrag mit der Telekom geschlossen, dagegen regt sich Widerstand

Von Antonia Koch, Bockhorn

Die Fronten zwischen den Befürwortern und Gegnern eines geplanten Funkmastes im Gewerbegebiet Mauggen in der Gemeinde Bockhorn sind verhärtet. Der Masten soll auf dem Gelände des Wasserzweckverbandes (WZV) Erding-Ost errichtet werden, die Telekom hatte diesen Vorschlag im Juni 2020 gemacht. Der Gemeinderat stimmte im Februar 2021 zu, was aber nicht allen Bürgern gefiel. Eine Bürgerinitiative wehrt sich gegen einen Mobilfunkmasten an diesem Standort und will dazu einen Bürgerentscheid per Bürgerbegehren herbeiführen. Am Sonntag, 26. September, dürfen die Bockhorner Bürger daher ein drittes Kreuz machen: Sie können für oder gegen den Beschluss des Gemeinderates stimmen, den Funkmast im Gewerbegebiet Mauggen zu errichten. Die Bürgerinitiative kritisiert vor allem die aus ihrer Sicht übereilte Entscheidung des Gemeinderats.

Die Bürgerinitiative ist nicht generell gegen einen neuen Mobilfunkmasten, aber gegen diesen Standort, wie Josef Pointner betont. Die Initiative schlägt einen Standort zwischen Mauggen und Kirchasch am Waldrand vor. Dieser Grund ist in Privatbesitz, der Eigentümer hat laut Pointner seit 2016 einen Vertrag mit einem Mobilfunkbetreiber über einen zehn Meter hohen Mast. Setze man diesen Mast 100 Meter weiter an den Waldrand, ließen sich mehrere Dörfer mit einem stabilem Funksignal versorgen, glaubt Pointner.

Der Standort, für den sich der Gemeinderat entschieden hat, sei dagegen nur gut für Mauggen und Bockhorn, sagt Pointner. "Mehr nicht." Er habe beim Sammeln der Unterschriften für das Bürgerbegehren viel Feedback bekommen. Demnach sei das Mobilfunksignal in Polzing und Papferding katastrophal. Auch die Baumaßnahmen wären leicht zu bewerkstelligen, es brauche "maximal eine Straßenbefestigung". Dort liegt ihm zufolge bereits eine Glasfaserleitung. Der Gemeinderat habe nicht intensiv genug nach anderen Standorten gesucht, findet er. Den Anwohnern gehe es zudem um ein Mitbestimmungsrecht. Sie wehrten sich dagegen, dass ein Großkonzern diese Entscheidung über ihre Köpfe hinweg treffe.

Bürgermeister Lorenz Angermaier (Freie Wähler) sieht das anders. Er sagt, häufig würden Funkmasten auf Privatgrund errichtet. Dadurch entstünden Verträge zwischen Privatpersonen und den Mobilfunkanbietern, auf die die Gemeinden keinen Einfluss hätten. Der Gemeinderat in Bockhorn wollte eine aktivere Rolle einnehmen. Den Standort habe die Telekom vorgeschlagen, die Gemeinde habe sich an den Wasserzweckverband gewandt, der zugestimmt habe.

Die Aussage der Bürgerinitiative, es gäbe einen anderen Mobilfunkanbieter an einem anderen Standort, sei schlichtweg falsch, sagt Angermaier. Die Telekom habe keine weiteren Standorte in Erwägung gezogen. In einem Immissionsgutachten wurden zwar drei weitere bewertet, das Gutachten ergab aber laut Angermaier: Ein anderer Standort könne den nördlichen Teil der Gemeinde, also Bockhorn und Mauggen, nicht gänzlich versorgen. Für den südlichen Bereich brauche man ebenso einen Mast, weil der Wald auf einem Kamm die Versorgung beider Bereiche durch nur einen Mast behindere.

Angermaier widerspricht auch dem Argument, es sei bereits eine Infrastruktur in Form einer Glasfaserleitung vorhanden: "Es ist naiv zu glauben, dass man sich da so einklinken kann, das ist nicht belegbar." Bürgermeister Lorenz Angermaier sagt, die Bürgerinitiative suggeriere, es gäbe einen idealen Alternativstandort inklusive Vertrag mit Mobilfunkbetreiber - was aber nicht der Fall sei.

Ein Mietvertrag über den Standort am Wasserzweckverband wurde mit der Telekom bereits im Juni aufgesetzt - unter Vorbehalt der Ergebnisse des Bürgerentscheides. "Das dient dazu, im Falle einer Zustimmung unmittelbar loslegen zu können", so Angermaier. Außerdem habe die Gemeinde der Telekom damit ihre festen Absichten signalisieren wollen. Sollte der Bürgerentscheid den Bau auf dem Gewerbegebiet in Mauggen ermöglichen, würde dies etwa ein Jahr in Anspruch nehmen, weil die baurechtliche Genehmigung noch ausstehe und der Bau circa ein Jahr erfordere.

Zur Kritik der Bürgerinitiative an der Zerstörung des Landschaftsbildes durch den Mast erklärt Angermaier, das liege im Auge des Betrachters. "Ein Mast im Wald ist auch kein Schmuckstück und ein Gewerbegebiet selbst auch keins." Er wünsche sich vor allem, "dass sich Befürworter und Gegner nicht weiter spalten".

© SZ vom 24.09.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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