BMW zeigt Interesse:Das Gewerbe drängt nach Erding

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Heute liegt das Autohaus Ewald noch an der Münchner Straße. Das Unternehmen möchte dringend an den Erdinger Stadtrand umziehen. (Foto: Renate Schmidt)

Für eine geplante 80 000 Quadratmeter große Halle gibt es laut der Investorfirma VIB Vermögen mehrere Interessenten. Aber auch die Erdinger Unternehmer haben einen hohen Bedarf

Von Antonia Steiger, Erding

Das Interesse an gewerblichen Flächen im Westen Erdings ist groß: Am Montagabend fielen erstmals die Namen von BMW und Ikea, die sich laut Investor möglicherweise für eine Ansiedlung an der Dachauer Straße interessieren könnten. Aber auch Unternehmer aus der Region haben Bedarf. Das zeigte sich, als Martin Pfandzelter, Vorstandsvorsitzender der VIB Vermögen AG, im Hotel Henry seine Pläne erläuterte. 80 000 Quadratmeter Fläche stünden in einer großen Halle zur Verfügung. Daneben ist ein Gewerbehof mit 20 000 Quadratmeter für kleinteiligeres Gewerbe geplant - möglicherweise zu wenig für den Bedarf der Unternehmer. Ob BMW tatsächlich nach Erding kommt, ist jedoch eher fraglich. Unternehmenssprecher Jochen Frey sagte der SZ, dass BMW zwar Bereiche der Zulieferung ins Umland verlegen müsse, weil es in München keine Möglichkeiten zum Wachstum gebe. Immobileinentwickler sondierten dafür bereits das Umland, "ohne dass es konkrete Aufträge gibt". Es sei nichts beschlossen. Pfandzelter hatte in Erding gesagt, dass BMW einen Standort zur Versorgung der Forschungs- und Prototypenproduktion in München suche. Dafür benötige der Münchner Automobilkonzern 35 000 Quadratmeter. Der Zeitdruck sei enorm, daher hoffe er auf eine zügige Entwicklung des Bebauungsplanes, fügte Pfandzelter an. Am Dienstag, 30. Mai, wird der vom Landschaftsarchitekturbüro Narr, Rist und Türk entwickelte Bebauungsplan dem Stadtrat vorgestellt - inklusive einer Visualisierung, die von vielen Seiten in den vergangenen Wochen vehement eingefordert worden war. Pfandzelter sagte, dass schon im nächsten Frühjahr mit dem Bau begonnen werden könne, "wenn alles optimal läuft". Soll es zügig vorangehen, müsste auch der Stadtrat flott entscheiden, wonach es zuletzt nicht aussah: Grüne, Freie Wähler und Erding Jetzt lehnen die großflächige Halle ab. Besonders großes Aufsehen hatte die Gruppierung Erding Jetzt im Internet mit einer Animation erregt, die verdeutlichen sollte, welche Folgen das Gewerbegebiet haben könnte.

Pfandzelter versuchte, die Ängste vor einer explosionsartigen Zunahme des Verkehrs zu entkräften: Bei BMW wären 100 bis 150 Lastwägen am Tag zu erwarten. Ikea, das in Süddeutschland einen Stützpunkt für die Abwicklung seines Onlinehandels suche, rechnet laut Pfandzelter im Wareneingang mit zehn Lastwagenfuhren pro Tag und zwischen sechzig und siebzig Sprinter-Fahrten zur Auslieferung. Dieser Verkehr werde sich von der Halle aus ohnehin schleunigst auf die Flughafentangente Ost bewegen.

Auch unter optischen Gesichtspunkten soll das Gewerbegebiet mit großflächiger Halle, kleinteiligerem Gewerbehof und dem zusätzlich geplanten Wertstoffhof angenehmer werden als von vielen befürchtet. Auf 60 000 Quadratmeter will die VIB Vermögen AG rund um die Nutzflächen Grünflächen mit Bäumen und Radwegen anlegen, dies ist laut Pfandzelter mit Anton Euringer abgesprochen, dem ehemaligen Leiter der Unteren Naturschutzbehörde am Landratsamt Erding. Euringer habe auf Grünstreifen gedrungen, die zwischen fünfzig und hundert Meter breit sein werden und in denen sich Pflanzen ansiedeln und Tiere heimisch werden können.

Nun hofft man bei der VIB Vermögen AG, dass die Erdinger Unternehmer ihren Bedarf deutlich artikulieren, so dass dies auch in der Stadtpolitik ankommt. Wie sich am Montag herausstellte, drängen sowohl das Autohaus Ewald als auch das Autohaus Holderried, das von Walpertskirchen wieder zurück nach Erding möchte, ganz besonders intensiv auf eine schnelle Umsetzung. Daneben haben aber auch weitere Unternehmer, unter ihnen etliche Handwerker, ihren Bedarf benannt. Er summiert sich laut einer ersten Zusammenstellung auf 40 000 Quadratmeter - mehr als im Moment zur Verfügung steht.

Einige Unternehmen könnten möglicherweise in der großen Halle unterkommen - mit dem großen Unterschied, dass diese Flächen vermietet werden. Die kleineren Flächen werden verkauft. Wie Pfandzelter sagte, sei das eigentliche Geschäft der VIB Vermögen AG die Entwicklung und Bewirtschaftung großer Gewerbeimmobilien, zu denen die Erdinger Halle bald gehören soll. Der kleinteiligere Gewerbehof sei eine zusätzliche Aufgabe, "um das Gesamtprojekt fliegen zu lassen". Im Gewerbehof sollen möglich viele Unternehmen untergebracht werden. Mit ihnen will er sich nun zusammensetzen, um den Bedarf zu konkretisieren. Aber auch für die 80 000 Quadratmeter große und bis zu 19,5 Meter hohe Halle, in der es auch Büroflächen geben wird, gibt es laut VIB weitere Interessenten neben BMW und Ikea. Ganze mittelständische Unternehmen aus München und seinem Umland dächten darüber nach, ihren Firmensitz mitsamt Administration nach Erding zu verlagern. Für viele sei dies ein "idealer Standort".

© SZ vom 17.05.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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