Blitzeis im Landkreis Erding:"Sicherheit geht vor"

Lesezeit: 2 min

Die Eisglätte am Montag und Dienstag ist unangenehm, zu Unfällen kommt es aber kaum

Von S.NeukirchneR/M.Weber, Erding

"Bei uns im Laden und auf der Langen Zeile war es wie ausgestorben. Die Leute haben es vermieden, unnötige Umwege zu gehen", sagt Inge Jungwirth, Filialleiterin von "Martins Backstube" in Erding. Sie stand am frühen Montagabend hinter der Ladentheke der Bäckerei, als der Regen Gehwege und Straßen im Nu überfrieren ließ. Am Dienstagmorgen, als die Meldungen des Deutschen Wetterdienstes zu Glättegefahr etwa in Niederbayern und dem nordöstlichen Oberbayern über das Radio liefen, blieben dann nicht nur die Kunden aus, sagt Jungwirth: "Eine Lieferung aus Landshut erreichte uns fast zwei Stunden zu spät, weil der LKW an einem steilen und vereisten Hang nicht anfahren konnte."

Blitzeis war vor allem am Montagabend überall im Landkreis ein Problem. Der Rettungsdienst des Roten Kreuzes musste in Erding am Montag und Dienstag vermehrt ausrücken. Die Transportkapazitäten wurden deshalb am Montagabend aufgestockt, nachdem es bereits zu mehreren Stürzen gekommen war. Fünf zusätzliche Fahrzeuge mit ehrenamtlichen Einsatzkräften unterstützten von 18 bis 20 Uhr den regulären Rettungsdienst.

In Landshut und zwölf weiteren Landkreisen in Oberbayern, Niederbayern und der Oberpfalz fiel am Dienstagmorgen der Unterricht aus, da der Schulbusverkehr auf den glatten Straßen nicht gesichert werden konnte. Zum Schulausfall kam es im Landkreis Erding zwar nicht, aber auch hier hatten Kinder und Lehrer Schwierigkeiten, rechtzeitig zur Schule zu kommen. Im Schulverband Schröding im Holzland etwa kamen Lehrer zu spät und manche Schüler schafften es am Dienstagmorgen gar nicht zur Schule.

Andreas Scharf, dessen Reiseunternehmen Buslinien im gesamten Landkreis bedient, berichtet von "massiven Verspätungen" im Zusammenhang mit dem Blitzeis. Auf der Linie 562 konnte eine Bushaltestelle in einem engen Siedlungsgebiet bei Inning am Holz nicht mehr angefahren werden: "Sicherheit geht vor. Wenn ein Fahrer die Situation als zu gefährlich einschätzt, ist er angewiesen, diese Entscheidung zu treffen." Die Situation sei angespannt gewesen. Schon der Hof, auf dem die Busse parken, war überfroren. "Aber zum Glück ist nichts passiert."

Dieses Glück hatten nicht alle Autofahrer: Im Stadtbereich Dorfen kam es am Dienstagmorgen aufgrund der plötzlich auftretenden Eisglätte zu fünf Verkehrsunfällen, Personen wurden dabei aber nicht verletzt. Bei Eitting geriet in der Nacht von Montag zu Dienstag ein Autofahrer ins Schleudern, seine Schlitterfahrt endete an einem Telefonmasten. Auch Radfahrer hatten es schwer: Eine 61-jährige Frau rutschte am Montagabend auf dem Kopfsteinpflaster in der Erdinger Krankenhausstraße aus, stürzte und verlor das Bewusstsein, sodass sie ins Krankenhaus eingeliefert werden musst, berichtet Mirjam Voigt, Dienstgruppenleiterin der Polizeiinspektion Erding. Man habe allerdings mit mehr Unfällen gerechnet, die Streudienste hätten ganze Arbeit geleistet.

In den drei großen Bauhöfen des Landkreises in Erding, Dorfen und Taufkirchen herrschte seit Montagabend erhöhte Alarmbereitschaft. Die Streufahrzeuge fuhren bis spät in die Montagnacht und am Dienstag bereits ab drei Uhr morgens erneut. Gerhard Zech, Leiter des Stadtbauhofes Erding schildert das Problem: "Wenn man nicht reagiert, bevor die Straße gefriert, hat man verloren." Höchste Priorität haben Hauptstraßen, Fußwege, öffentliche Plätze wie Bushaltestellen und Steigungen, sagt Zech. In Dorfen fuhr der Streudienst mit Schneeketten. Und Gerhard Patermann, Leiter des Bauhofes in Taufkirchen sagt, dass sogenannte Späher in solchen sensiblen Situationen, wenn die Temperatur um den Gefrierpunkt liegt, die Wetterlage von 1 Uhr in der Nacht an beobachten: "Wir haben so alles gut im Griff gehabt."

Diese Einschätzung hört man auch aus dem Wasserwirtschaftsamt. Dort haben sich die Experten zu Beginn der Woche zusammengesetzt und über die Hochwasserlage nach der Schneeschmelze beraten. Amtsleiterin Sylva Orlamünde gibt Entwarnung: Zwar könne es in solchen Situationen zu lokalen Überschwemmungen kommen, im Landkreis Erding sei das aber nicht zu erwarten. Die Flüsse hier könnten das Schmelzwasser abtransportieren und die Niederschlagsmengen durch den Regen seien überschaubar

© SZ vom 01.02.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: