Bildung :Mittelschulen vor dem Aufschwung

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In der Dorfener Grund- und Mittelschule ist die Sanierung abgeschlossen und man ist auf das künftige Wachstum vorbereitet. (Foto: Renate Schmidt)

Sie sollen vor allem vom Anstieg der Geburtenzahlen profitieren, heißt es in einem Gutachten. Die Aufwärtsentwicklung soll Mitte der 2020er-Jahre beginnen und stabil nach oben gehen

Von Thomas Daller, Erding

Seit 2008 ist die Zahl der Mittelschüler rückläufig: von 2924 im Jahr 2008 auf 2387 im vergangenen Jahr. Dieser Trend soll sich in den kommenden Jahren nun wieder deutlich umkehren. Im Rahmen des Mittelschulgutachtens für den Landkreis Erding kommt Statistiker Christian Rindsfüßer zu dem Schluss, dass die Zahlen bis 2030 wieder das Niveau von 2008 erreichen und es dann sogar übersteigen würden. Dieses Mittelschulgutachten wurde im Ausschuss für Bildung und Kultur vorgestellt.

Das Mittelschulgutachten gibt eine Orientierung vor dem Hintergrund einer Neuorganisation im Landkreis: Denn Erding hat im vergangenen Jahr die alte Struktur der drei Schulverbünde Erding, Taufkirchen und Dorfen aufgekündigt und zusammen mit der Gemeinde Bockhorn einen neuen, kleineren Schulverbund gegründet. Die ehemals zum Erdinger Schulverbund gehörenden Gemeinden Eitting, Oberding, Moosinning, Finsing, Neuching, Wörth, Ottenhofen und Walpertskirchen bilden nun einen neuen Schulverbund Finsing. Wenn man jedoch kleinteiligere Strukturen angesichts rückläufiger Schülerzahlen schafft, ist es sinnvoll, zu überprüfen, ob das auch zukunftsträchtig ist. Außerdem bietet so ein Gutachten auch Gemeinden wie Taufkirchen Orientierung, die für knapp 33 Millionen Euro demnächst eine neue Mittelschule mit Mehrzweckhalle bauen will.

Rindsfüßer hat die Schulbedarfsplanung in Zusammenarbeit mit dem Planungsverband Äußerer Wirtschaftsraum mit Unterstützung des Schulamtes Erding erstellt. Er sagte, 2013 sei der Tiefpunkt bei den Geburten gewesen, 2014 habe der erneute Anstieg begonnen. Es habe seither einen "überraschend starken Anstieg" bei der Zahl der Kinder pro Frau gegeben; "jetzt kommen die ersten Kinder der stärkeren Jahre in die Grundschule". Der Statistiker ging davon aus, dass die "hohe Migration" für die steigenden Geburtenzahlen ursächlich sei. Und "nicht deutsch sprechende Schüler" würden vor allem die Mittelschulen stärken. Bis 2024 wäre der Anstieg noch relativ niedrig und würde sich dann jedoch deutlich ausprägen. Einen besonders starken Anstieg prognostizierte Rindsfüßer für die Mittelschulverbünde Dorfen und Taufkirchen: 2019 lag die Zahl der Schüler im Mittelschulverbund Taufkirchen bei 800. Im Jahr 2036 sollen es 1019 werden. Das wäre ein Anstieg auf 125 Prozent. Noch stärker soll die Entwicklung im Mittelschulverbund Dorfen werden: Im Jahr 2019 gab es dort 614 Schüler, die Prognose für das Jahr 2036 beläuft sich auf 967 Schüler. Das wäre sogar ein Anstieg auf 157 Prozent.

Schwierige Jahre hat hingegen der kleinste Verbundstandort Wörth vor sich. Die einzügige Orterer-Mittelschule hatte 2019 lediglich 77 Schüler, es soll ein dreijähriger Anstieg über 80 Schüler folgen und dann sinkt die Zahl 2023 auf 67. "Wörth befindet sich unter Beobachtung", sagte Rindsfüßer, aber es sei kein Standort gefährdet. Die Erdinger Schulamtsleiterin Marion Bauer betonte in diesem Zusammenhang, dass es keine verbindliche Mindestschülerzahl für die Klassenbildung mehr gebe, sondern lediglich Empfehlungen. Maßgeblich sei, dass der Verbund genug Lehrerstunden zur Verfügung habe, um diese Klasse zu bilden. Wichtig sei ein wohnortnaher Standort der Schule, deswegen werde man bei der einzügigen Wörther Schule keine "Zahnlückenschule" zulassen, bei der einzelne Jahrgänge ausfallen würden: "Das wäre ein großer Einbruch, wir gehen diesen Weg ganz bewusst nicht." Außerdem zweifelte Bauer an der Aussage, Migranten seien vor allem für den Anstieg der Geburtenraten verantwortlich: "Erding liegt an vorletzter Stelle in Oberbayern beim Zuzug von Asylbewerbern."

© SZ vom 31.01.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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