Biergarten statt Blockbuster:Heißer Sommer war schlecht fürs Kino

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Bayerische Komödien laufen in Erding am besten: 2018 war der meistbesuchte Film "Sauerkrautkoma", 2019 kommt der nächte Teil "Leberkäs-Junkie". (Foto: Renate Schmidt)

Cineplex in Erding verzeichnete 2018 einen Rückgang von 15 Prozent der Besucher im Vergleich zum Vorjahr. Neben dem Wetter haben Umbauten der Säle und die Fußball-WM eine Rolle gespielt

Von Julia Kainz, Erding

Das Jahr 2018 war kein gutes Jahr für Kinos. Das hat auch das Erdinger Cineplex zu spüren bekommen: Mit 290 000 Besuchern ging die Zahl im Vergleich zu 2017 um 15 Prozent zurück, erklärt Geschäftsführerin Veronika Fläxl. Verglichen mit den anderen Cineplex-Kinos der Familie Fläxl in Vilsbiburg und Neufahrn hat Erding 2018 mit diesen Zahlen am schlechtesten abgeschnitten, sagt Fläxl.

Neben einem allgemein "sehr schwachen Kinojahr", wie Fläxl 2018 nennt, seien in Erding weitere "kleine Ärgernisse" für diese Entwicklung verantwortlich. Zum einen seien wegen des Umbaus mehrere Monate lang immer abwechselnd zwei der zehn Säle ausgefallen. Die Folge waren weniger Vorstellungen und Besucher. "Künftig müssen wir das besser takten", räumt Fläxl ein. Hinzu kamen Ausfälle, die eigentlich nicht "der Rede wert wären", sich aber gehäuft haben. Zum Beispiel sei ein Projektor oder die Colazapfanlage ausgefallen. "Es ist alles zusammengekommen."

Trotz dieser Umstände ist Erding immer noch im bundesweiten Branchenmittel, das bei etwa 14 Prozent liegt, sagt Fläxl. Für das schwache Kinojahr seien mehrere Faktoren verantwortlich, auf die Kinobetreiber keinen Einfluss haben, erklärt sie. Zum einen seien relativ viele Filme in das Kino gekommen, die den Geschmack des Publikums "gänzlich verfehlt" haben, auch wenn es gute und hochwertige Filme waren. "Filmproduktionen dauern mehrere Jahre", sagt sie. Bis sie fertig sind, müssen sie noch "den Puls der Zeit treffen". Hinzu kam die Fußball-WM. "Obwohl die Deutschen so früh ausgeschieden sind, hat die WM viele Besucher gekostet." Zusätzlich habe der heiße Sommer die Deutschen eher nach draußen als ins Kino getrieben. Das Interesse sei aber dennoch da, bemerkt die Geschäftsführerin. "Sobald es geregnet hat, war das Kino brechend voll."

Fläxl zufolge ist es wichtig, die Filme richtig zu takten. Das sei eine große logistische Herausforderung. "Es gibt mehr Filme als Platz." Deshalb sei es Aufgabe des Kinobetreibers, sein Publikum zu kennen und die Laufzeit der Filme anzupassen. "Bayerische Komödien gehen wahnsinnig gut", sagt Fläxl. Während bundesweit der Film "Phantastische Tierwesen" der erfolgreichste Film 2018 war, lag in Erding der bayerische Blockbuster "Sauerkrautkoma" ganz vorne. 2019 kommt der nächste Teil: "Leberkäs-Junkie", sagt Fläxl. "Da kommen jetzt schon erste Fragen, wann der Film anläuft." Außerdem funktionieren im Erdinger Kino Kinderfilme sehr gut. Der beliebteste im Jahr 2018 war "Hotel Transsilvanien". Auf das Genre hätte das Kino ein Augenmerk gelegt, sagt Fläxl: "Wir machen viel für Familien."

Ein so schlechtes Kinojahr wie 2018 macht aber auch den Start ins neue Jahr schwer, meint Fläxl. Dennoch ist sie zuversichtlich, dass sich die Situation erholen und "2019 besser als 2018" wird. In Jubel ausbrechen wolle sie aber dennoch nicht, auch wenn 2019 viele gute Filme anstehen.

Ein absolutes Highlight ist für Fläxl "König der Löwen". Im Dezember komme eine "Star Wars"-Fortsetzung und der zweite Teil des Horrorfilms "Es" laufe an. Ein Film, der Fläxl zufolge dem Erdinger Publikum gefallen könnte, ist "Der Fall Collini". Und auch mit Kinderfilmen wird das Programm 2019 "ganz reich" geschmückt sein: vom "Lego-Movie" bis zu "Asterix und das Geheimnis des Zaubertranks".

Auch wenn 2018 ein "ziemlicher Ausreißer" war, zeichnet sich doch eine langsam sinkende Entwicklung ab, räumt Fläxl ein, nicht nur in Erding, sondern allgemein. Das letzte wirklich sehr gute Jahr sei 2015 gewesen, dennoch hätte man sich auch damals schon ein paar Stufen unter den Zahlen von 2001 oder 2002 befunden. 2018 ging es dann "noch eine Stufe runter". So schlecht seien die Zahlen zuletzt vor dem Aufkommen der Multiplexkinos gewesen. "Die Kinolust scheint aber nicht zurückgegangen zu sein", sagt Fläxl. "Das Problem ist eher die Zeit." Die Leute würde mehr arbeiten und pendeln. Und für die kürzere Freizeit gebe es neben dem Kino heute viel mehr Optionen als früher. Streaming Dienste sieht Fläxl nicht als Konkurrenz.

Trotz des Besucherrückgangs ist die Geschäftsführerin zufrieden mit der Situation im Erdinger Kino. Vor allem über die vielen Stammkunden freut sie sich. "Das ist eine sehr glückliche Basis", sagt sie. Für 2019 sei kein weiterer Umbau geplant. Beim Thema Nachhaltigkeit werde sich aber etwas tun, was genau verrät Fläxl noch nicht. Bereits jetzt versucht das Cineplex Plastik zu vermeiden und Papier zu sparen.

© SZ vom 20.03.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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