Betrüger unterwegs:Heiratsschwindler im Internet

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Polizei warnt aus aktuellem Anlass vor Liebesbetrügern

Heiratsschwindler haben immer Konjunktur, auch oder gerade in Zeiten des Social Distancing. Wieder einmal, so steht es in einer aktuellen Mitteilung aus dem Polizeipräsidium Oberbayern, haben "Betrüger die Gefühle und Gutgläubigkeit zweier Opfer durch Vorspielen falscher Tatsachen finanziell ausgenutzt". In der vergangenen Woche haben zwei Frauen, die von geldgierigen Betrügern geprellt wurden, bei der Polizei Anzeige erstattet. Durch geschickte Gesprächsführung und zahlreiche Lügen ergaunerten sich die Betrüger einen sechsstelligen Betrag.

In beiden Fällen gingen die Täter nach demselben Schema vor: Über Internetplattformen nahmen sie Kontakt mit den Frauen auf und gaukelten ihnen im Chat die große Liebe vor. Die Betrüger sind ebenso geduldig wie zielstrebig. Mehr als 16 Monate lang tischten sie einer 75-jährigen Frau aus dem Landkreis Starnberg erfundene Geschichten auf, die sie dazu veranlassten, mehrere hohe Beträge an den falschen Verehrer zu überweisen. Auch bei einer 55-jährigen Ingolstädterin hielt ein Liebesbetrüger gut sieben Monate Kontakt zu seinem Opfer und verlangte immer wieder Geld für angebliche Notsituationen. Ein Ende fand das böse Spiel erst, als die beiden Frauen den Betrug erkannten.

Die angewandte Betrugsmasche ist als Romance Scamming bekannt. Die Täter suchen sich dabei ihre Opfer gezielt in Online-Partnerbörsen oder in sozialen Netzwerken. Sie flirten und umgarnen die Ahnungslosen teils über Monate, gewinnen ihr Vertrauen und bringen sie dazu, sich in ihr virtuelles Gegenüber zu verlieben. Irgendwann bitten sie ihre Opfer um Geld, da angeblich eine dringende Operation ansteht oder eine andere angebliche Notlage vorliegt. Nicht wenige, heißt es in der Pressemittelung der Polizei, gingen auf die Geldforderungen ein, da sie emotional von der Internetbekanntschaft abhängig seien.

Die Kriminalpolizei rät zu großer Vorsicht und beschreibt das Vorgehen der Betrüger, die oft über Netzwerke oder Dating-Seiten an die E-Mail-Adresse ihrer Opfer gelangten: Betrügerinnen lockten Männer natürlich oft mit Fotos von hübschen, leicht bekleideten Frauen. Betrüger, die Frauen ausnutzen wollen, präsentierten hingegen häufig Fotos von Männern in Uniform. Zwar würden sie oft in gutem Englisch kommunizieren, doch viele beherrschten auch perfektes Deutsch. Oft werde man gleich zu Anfang mit überbordenden Liebesschwüren überschüttet. Mitunter sollen zunächst seriös wirkende Nachrichten das Interesse wecken. Dann kommen Geschäftsreisen oder angebliche Probleme der Familie im Ausland ins Spiel. Schließlich bitten die Betrüger ihre Opfer um Geld, eine Heirat, ein Visum, ein gemeinsames Konto oder um Kopien von Ausweisen. Wem klar werde, dass der scheinbar liebenswerte Mensch doch ein Betrüger ist, sollte geleistete Zahlungen, wenn möglich, schnell wieder rückgängig machen. E-Mails und Chat-Texte sollten nicht gelöscht, sondern gespeichert werden - um dann unverzüglich bei der Polizei Anzeige zu erstatten.

© SZ vom 26.05.2020 / flo - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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