"Besorgniserregendes Kaputtsparen":Lob für die Basis, Tadel für Berlin

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Erdings BRK-Geschäftsführerin Gisela van der Heijden (links) dankte beim Frühjahrsempfang des Kreisverbands der DRK-Präsidentin Gerda Hasselfeldt mit einem Landkreisbuch. Rechts Kreisvorsitzender Franz Hofstetter. (Foto: Renate Schmidt)

Die neue Präsidentin des Deutschen Roten Kreuzes, Gerda Hasselfeldt, spricht beim Frühjahrsempfang des Erdinger BRK

Von Philipp Schmitt, Erding

Die seit einem Jahr als Präsidentin des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) agierende frühere Vizepräsidentin des Bundestages, Gerda Hasselfeldt (CSU), hat Freitagabend im Schrannensaal der Sparkasse am Frühjahrsempfang des Kreisverbands des Bayerischen Roten Kreuzes (BRK) teilgenommen und zur in Erding geleisteten guten Arbeit gratuliert. Zudem wies Hasselfeldt auf aktuelle Herausforderungen für Wohlfahrtsverbände durch demografischen und gesellschaftspolitischen Wandel und geplante Kürzungen bei der freien Wohlfahrtspflege hin. Der Kreisverband mit der breiten Palette von Kinderbetreuung bis zur Pflege und in der Region wichtigen neuen Aufgaben (Frauenhaus und rollender Supermarkt) "verkörpert das, was das Rote Kreuz ausmacht", sagte die frühere Bundesministerin für Bauwesen (1985 bis 1991) und Gesundheit (1991 bis 1992), die von 2011 bis 2017 in Berlin Chefin der CSU-Landesgruppe war: Sie komme "in Erding zu Freunden", bei einem Kreisverband, der "stolz" auf den Beitrag von qualifizierten und motivierten Mitarbeitern sein könne, die "ihre Talente für die Gesellschaft einbringen, um Menschen in schwierigen Lebenssituationen zu helfen".

Hasselfeldt wolle die haupt- und ehrenamtlich tätigen Rotkreuzhelfer (es gibt in Bayern 180 000 und bundesweit 435 000 ehrenamtliche RK-Mitarbeiter) ermuntern, "auf dem gutem Weg weiter zu machen, denn eine wertvolle Gesellschaft lebt davon, sich gegenseitig zu stützen". Mit Blick auf Landrat Martin Bayerstorfer (CSU) und den Alt-Landrat und früheren stellvertretenden Ministerpräsidenten Hans Zehetmair (CSU) würdigte sie das auf kommunaler Ebene wie in Erding von gegenseitigem Vertrauen, Wertschätzung und Anerkennung geprägte Zusammenspiel der Behörden mit dem Roten Kreuz - das auf Bundesebene in Berlin derzeit fehle. Im Hinblick auf die jährlichen Mittel für "freie Wohlfahrtspflege" drohe in Berlin ein "besorgniserregendes Kaputtsparen" mit Folgen für den gesellschaftlichen "Kitt": "Derzeit gibt es intensive Gespräche im Bundesfinanz- und im Familienministerium und ist noch nichts entschieden", sagte sie. Hasselfeldt wolle zumindest den Status quo erhalten, schließlich seien neue Aufgaben für Integration und Flüchtlingsarbeit entstanden: "Die Situation bereitet mir Sorge, weil ein Kürzen der spärlichen freien Wohlfahrtspflege zum bösen Erwachen führen und von verheerender Bedeutung für die Gesellschaft werden könnte, wenn der Hahn zugedreht würde". Sie wünsche sich in Berlin eine von mehr Vertrauen geprägte Zusammenarbeit, wie sie auf kommunaler Ebene praktiziert werde, sagte Hasselfeldt, die als erste Präsidentin des RK und Nachfolgerin von Rudolf Seiters (CDU) gewählte Hasselfeldt.

Die frühere Bundestagsabgeordnete sprach den "eklatanten Fachkräftemangel" bei sozialen Berufen an, der wegen des demografischen Wandels Kopfzerbrechen bereite. Die in Erding angebotene Ehrenamtskarte (Bayerstorfer zufolge wurden 2000 Karten ausgegeben) finde sie "super". Menschen, die helfen, sollten belohnt werden - das Renommee des RK sei ihnen zu verdanken, sagte die aus Haibach bei Straubing stammende Hasselfeldt.

"Wir leisten alle einen Beitrag, Träume zu verwirklichen", fügte BRK-Kreisgeschäftsführerin Gisela van der Heijden, die sich bei dem "tollen Team" und Förderern bedankte, an. "Wir haben 2018 viel erreicht und 2019 viel vor", sagte Kreisvorsitzender Franz Hofstetter (CSU). Das Frauenhaus soll ausgebaut werden, zudem sei das neue "Haus der Begegnung" gelungen.

"Großes Kompliment und Anerkennung für die geleistete Arbeit", sagte Landrat Bayerstorfer, der den BRK als "spitzenmäßigen" Träger des Frauenhauses und für seinen erfolgreichen "rollenden Supermarkt" lobte.

© SZ vom 06.05.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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