Besonders inspiriert habe der Ideenreichtum:Fairness und Gerechtigkeit auf Augenhöhe

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Carina Birschke (ganz links) von Trans Fair Deutschland, überreichte die Urkunde. Einige der Schülerinnen der Mädchenrealschule Heilig Blut waren in Tracht auf die Bühne gekommen, um so die enge Verbindung von Regionalität und Globalität aufzuzeigen. (Foto: Stephan Goerlich)

Die Montessori-Schule Aufkirchen und die Mädchenrealschule Heilig Blut in Erding wurden mit dem Fairtrade-Siegel ausgezeichnet. Ziel ist es, ein Bewusstsein für nachhaltigen Konsum zu schaffen. Die Idee soll nicht nur theoretisch vermittelt, sondern auch vorgelebt werden

Von David Kirchner, Erding

Im Landkreis Erding hat Transfair, eine unabhängige Initiative zur Förderung des fairen Handels, zwei weitere Schulen mit dem Fairtrade-Siegel ausgezeichnet. Nachdem die Montessori-Schule Aufkirchen bereits vor Kurzem prämiert worden war, folgte am vergangen Freitag die Mädchenrealschule Heilig Blut. Damit sind bereits drei Schulen im Landkreis Erding Teil der Fairtrade-Kampagne. Ziel ist es, bei den Schülern, aber auch den Eltern und Lehrern ein Bewusstsein für gerechten Handel und nachhaltigen Konsum zu schaffen.

Um den Titel "Fairtrade-School" zu erhalten, müssen die Schulen fünf Kriterien erfüllen, dazu gehört beispielsweise die Integration des Themas Fairtrade in den Unterricht, die Durchführung eines Fairtrade-Tags sowie der Verkauf fair gehandelter Produkte in der Schule. Organisiert wird all dies von einem Schulteam, das aus Eltern, Lehrern und Schülern besteht und Projektideen gleichberechtigt erarbeitet. Denn Fairness und Gerechtigkeit funktionieren nur auf Augenhöhe und die soll im Fairtrade-Projekt nicht nur gepriesen, sonder auch gelebt werden.

Besonders inspiriert habe ihnen die Begeisterung und der Ideenreichtum des Schulteams, berichten die beiden Initiatoren des Projekts an der Montessori-Schule, Silke Weber und Nadine L'Helguen. So entwarfen und bauten zwei Schüler ein "Coffee-Bike". Aus einem alten Lastenrad wurde so mit ein wenig Erfindergeist und handwerklichem Geschick eine fahrbare Bar für fair gehandelten Kaffee, die bereits bei mehreren Schulveranstaltungen zum Einsatz kam. Schon länger betreiben die Kinder an der Schule zudem einen selbstverwalteten Schulladen mit einem breiten Sortiment an Fairtrade-Produkten, in dem sie beispielsweise fair produzierte Schokolade verkaufen.

Außerdem ist die Montessori-Schule bereits seit 2014 eine Unesco-Partnerschule. Für Rektorin Ulrike Reinhardt ist die Auszeichnung mit dem Fairtrade-Siegel daher nur konsequent und "eine wunderbare Ergänzung und Weiterführung des Unesco-Gedankens".

Außerschulische Bildung und Wertevermittlung spielten auch an der Heilig Blut Mädchenrealschule eine wichtige Rolle, berichtet Karin Urland, die als Lehrerin im dortigen Schulteam beteiligt ist bei der Urkundenverleihung. Denn auch Heilig Blut hat die fünf Kriterien erfüllt und darf sich nun mit dem Titel "Fairtrade-School" schmücken.

Für die Übergabe des Zertifikats haben sich alle Schüler und Lehrer bei ausgelassener Stimmung in der großen Turnhalle versammelt, und schnell wird klar: Dieses Projekt ist den Schülern eine Herzensangelegenheit. So haben die Teilnehmer des Fairtradeteams für die gute Sache viele Stunden ihrer Freizeit geopfert, in denen sie beispielsweise Weltläden besuchten, faire Bälle für die Schule anschafften und über tausend Fairtrade-Muffins backten und verteilten. Und so stand den Mädchen ganz verschiedener Jahrgangsstufen und ihren Lehrerinnen der Stolz deutlich ins Gesicht geschrieben, als sie die Urkunde von Carina Bischke, der Vertreterin des Vereins Transfair, endlich überreicht bekamen. In Dirndl und mit Fairtrade-Anstecker waren einige von ihnen auf die Bühne gekommen, um so die enge Verbindung von Regionalität und Globalität aufzuzeigen.

Doch mit Erhalt des Fairtrade-Siegels ist der Einsatz für eine gerechtere Welt natürlich noch nicht getan. Ganz im Sinne einer nachhaltigen Entwicklung müssen die Schulen alle zwei Jahre nachweisen, dass sie die Kriterien weiterhin erfüllen. So beispielsweise das Anne-Frank-Gymnasium, das sein Fairtrade-Konzept nach der ersten Urkundenverleihung 2015 sogar noch erweitert hat und daher im Juli mit einer Titelerneuerung belohnt wird.

© SZ vom 06.06.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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