Bericht der Fachstelle für Sozialplanung:Kindersegen erfordert mehr Betreuung

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Geburtenzahlen und Zuzüge von jungen Familien übertreffen die ohnehin schon hohen Prognosen. Die Kommunen haben Ausbaupläne, aber in der Tagesbetreuung zeichnet sich bereits ein Fachkräftemangel ab

Von Thomas Daller, Landkreis

"Wir haben ein unheimlich starkes Wachstum bei den Kinderzahlen", bilanzierte Petra Aschenbrenner von der Fachstelle für Sozialplanung den Bericht zur Kindertagesbetreuung im Landkreis, den sie im Jugendhilfeausschuss vorgestellt hat. Die Geburtenzahlen liegen über den Prognosen des Statistischen Landesamtes, auch der Zuzug von Familien mit kleinen Kindern übertrifft die Vorausberechnungen. Damit wächst auch der Bedarf in der Kindertagesbetreuung. Bei den Kinderkrippen führen elf der 26 Gemeinden bereits Wartelisten, kleinere Gemeinden haben gravierende Probleme, Personal zu gewinnen.

Der Landkreis gilt seit Jahren aufgrund seiner Altersstruktur als einer der jüngsten bundesweit. Eine erfreuliche Entwicklung, die allerdings auch Aufgaben mit sich bringt. Obwohl die Städte und Gemeinden im Landkreis in den vergangen Jahren viele neue Kindertagesstätten eröffnet haben, ist das Ende der Entwicklung noch nicht erreicht. Von 2015 bis 2017 sind die Geburtenzahlen von 1290 auf 1393 gestiegen. Durch Zuzug sind weitere 280 Kinder aus den Jahrgängen 2013, 2014 und 2015 hinzugekommen. Das Statistische Landesamt geht in seinen Prognosen für den Landkreis Erding davon aus, dass es bis 2028 weiterhin einen Anstieg geben wird, der dann auf hohem Niveau stagniert. Die Schulbedarfsplanung, die der Landkreis selbst in Auftrag gegeben hat, rechnet sogar mit noch deutlich höheren Zahlen als das Landesamt.

Die Kommunen im Landkreis kennen diese Entwicklung und haben längst reagiert: So stieg das Platzangebot in den reinen Kindergärten, Kinderkrippen, Horten und den Kinderhäusern insgesamt von 2010 bis 2017 deutlich an: 2010 waren es noch 4875, mittlerweile sind es 7526. Das sind 2651 Plätze mehr beziehungsweise ein Anstieg um 54 Prozent. Legt man die vergangenen zehn Jahre zugrunde, hat sich insbesondere die Zahl der betreuten Kinder unter drei Jahren, also im Krippenalter, seit 2007 von 325 auf nunmehr 966 fast verdreifacht. Damit erreichen die Krippen eine Betreuungsquote von 23,5 Prozent. Zum Vergleich: Der Landkreis Freising liegt mit 24,9 Prozent leicht darüber, der Landkreis Ebersberg mit 29,9 deutlich höher. In Oberbayern beträgt der Schnitt 28,7 Prozent.

Auch bei der Betreuung von Schulkindern, die nachmittags einen Hort oder ein Kinderhaus aufsuchen, gab es in den vergangenen Jahren deutliche Zuwächse, die erst 2016 und 2017 gebremst wurden. Das liegt vor allem an dem Ausbau der Ganztagesschulen. Die Zahl der Gruppen in den offenen Ganztagesschulen an Grundschulen im Landkreis ist von drei im Schuljahr 2015/17 auf 43 im Schuljahr 2017/18 rasant gestiegen. Die Einführung vieler Ganztagesklassen hat für die Eltern allerdings auch Nachteile, weil die Schulen in der Regel keine Ferienbetreuung anbieten. Berufstätige Eltern erkundigen sich nach wochenweisen Angeboten, vor allem in den Sommerferien. Das sei jedoch schwer planbar, weil der Bedarf wechsele.

Das Landratsamt hat sich im Frühjahr 2018 bei den Gemeinden nach deren Ausbauplänen erkundigt, 14 Gemeinden haben seither geantwortet: Demnach führen elf Gemeinden bei den Krippen Wartelisten, sieben bis acht Gemeinden haben Ausbaupläne. 84 Plätze seien bereits in Bau, vier Gemeinden hegen noch unbestimmte Ausbaupläne. Bei den Kindergärten führen acht Gemeinden Wartelisten, sechs Gemeinden haben Ausbaupläne. Bei Kinderhäusern sind weitere 24 Krippenplätze und 51 Kindergartenplätze bereits in Bau.

Der Landkreis will die Bilanz mit den Handlungsempfehlungen den Kommunen zur Verfügung stellen. Dabei soll auch erwogen werden, ob man mit einem Berufsschulzweig für Kinderpflegerinnen dem Fachkräftemangel begegnen könne. Zudem empfiehlt das Landratsamt den Gemeinden eine interkommunale Zusammenarbeit bei der Ferienbetreuung. Insbesondere die Eltern in kleinen Gemeinden könnten von so einer Kooperation profitieren.

© SZ vom 22.11.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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