Bayerisches Rotes Kreuz:Rollender Supermarkt

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Fahrer und Verkäufer Matthias Liebl füllt jeden Morgen den Bus mit den wichtigsten Dinge - auf Bestellung erfüllt er aber auch Sonderwünsche. (Foto: Julian Zieglmaier)

Der Lebensmittelbus wird im ganzen Landkreis gut angenommen und trägt sich finanziell schon fast

Von Julian Zieglmaier, Erding

Wenn kleine Lebensmittelläden auf dem Land schließen und die Anbindung mit öffentlichen Verkehrsmitteln nicht so optimal ist , ist das vor allem für ältere Menschen ein Problem. Sie sind dann auf Kinder, Enkel, Nachbarn oder professionelle Hilfe angewiesen, um genug Vorräte zu Hause zu haben, oder an Weihnachten eine Flasche Sekt für die Liebsten. Der Lebensmittelbus des Kreisverbands des Roten Kreuzes (BRK) soll da Abhilfe verschaffen. Er bietet seinen Kunden die notwendigsten Lebensmittel, Haushaltswaren und Kosmetika, aber Sonderwünsche können auf Bestellung erfüllt werden.

"Vor Jahren hatten wir in der Gemeinde noch vier Tante Emma-Läden, drei in Berglern und einen in Mitterlern", erinnert sich Altbürgermeister Herbert Knur. "Leider sind mittlerweile alle geschlossen. Die Betreiber haben aus Altersgründen oder Problemen mit der Gesundheit aufgehört und es gibt niemanden, der die Läden weiterführt." Ein Problem in Berglern besteht auch darin, dass es ein Straßendorf ist, bei dem die Ortsteile relativ weit auseinander liegen und es keinen klassischen Ortskern gibt. "Wir haben immer versucht, einen Großsortimenter in den Ort zu holen, aber der notwendige Umsatz ist einfach nicht gegeben. Die meisten Menschen müssten dann ja auch in der Gemeinde ein Auto benutzen um zum Supermarkt zu kommen und dann ist es bis nach Wartenberg auch nicht mehr weit," sagt Knur.

Seit Mai sorgt in Berglern und vielen anderen Orten im Landkreis der BRK-Lebensmittelbus für eine grundlegende Versorgung. Die Idee entstand durch die Allgegenwärtigkeit des Bedarf und Inspiration aus dem Ausland. "Der Mann unserer Geschäftsführerin stammt aus den Niederlanden, dort ist das Konzept schon bekannt", erzählt BRK-Sprecherin Danuta Pfanzelt. Der Bus fährt von Montag bis Freitag durch den Landkreis, steuert an einem Tag viele Gemeinden an und hält pro Ort für 15 bis 20 Minuten. Auch das Fischers und das Pichlmayr Seniorenzentrum sowie das Marienstift Dorfen sind Haltestellen. "Wir halten wir auch in Velden, obwohl das im Landkreis Landshut liegt. Und in der nächsten Zeit wollen wir die Gemeinde Oberding besser erschließen", sagt Pfanzelt.

In Berglern hat der Tierarzt Andreas Scharlach seinen Hof als Standort für den Bus bereit gestellt. Jeden Montagvormittag kommen nun vor wiegend ältere Herrschaften, die im rollenden Supermarkt einkaufen - und sich hier treffen. Wenn jemand fehlt, fällt das sofort auf. Der Bus ist also nicht nur eine Einkaufsmöglichkeit, sondern auch ein sozialer Treffpunkt. Viele Kunden berichten, dass sie nicht mehr Auto fahren können, den Verwandten nicht zur Last fallen wollen, oder den Bus einfach für Kleinigkeiten zwischendurch nutzen. Auch Tierarzt Scharlach nutzt den Bus: "Ich habe während der Arbeit keine Zeit zum Einkaufen zu fahren. Und jetzt wo es den Bus gibt, will ich den natürlich auch unterstützen."

Für das Sortiment sorgt Fahrer Matthias Liebl, der hauptamtlich beim BRK angestellt ist. "Ich fülle immer morgens die wichtigsten Dinge auf, wenn aber jemand was besonderes braucht, dann besorge ich das und bringe es eine Woche später mit. Egal ob Wäscheklammern oder Sekt." Der wirtschaftliche Erfolg ist für das BRK zwar nicht entscheidend. Doch der rollende Supermarkt soll sich trotzdem selbst tragen. "Der Mensch steht für uns im Mittelpunkt, aber 600 Euro Tagesumsatz wären nötig, um keine roten Zahlen zu schreiben", so Pfanzelt. Das sei schon fast erreicht. Der Tourenplan ist auf www.brk-erding.de einzusehen.

© SZ vom 26.11.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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