Baumschädlinge:Borkenkäfer schwärmen aus

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Waldbesitzer müssen ihre Fichtenbestände regelmäßig kontrollieren und befallenes Holz unverzüglich entfernen. Der akute Befall hat in den vergangenen Wochen stark zugenommen

Von Gerhard Wilhelm, Erding

Immer wieder gegen Ende des Sommers gibt das Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten eine fast identische Warnung heraus: "Die Borkenkäfergefahr steigt!" Das warme Wetter der vergangenen zwei Wochen hat die Gefahr auch im Landkreis Erding bedrohlich ansteigen lassen. "Bisher hatten wir nur Warnstufe gelb, aber jetzt schwärmt der Käfer aus", sagt Stefan Warsönke, stellvertretender Behördenleiter und Bereichsleiter Forsten, "daran hat auch der eine Regentag am Montag nichts geändert."

Waldbesitzer müssen nun ihre Fichtenbestände besonders intensiv kontrollieren und befallene Bäume unverzüglich entfernen. Auch wenn nur einzelne Bäume betroffen sind, müssen diese mindestens 500 Meter aus dem Wald heraus. Das Gleiche gilt für abgefallene Äste oder Kronenspitzen, da dort der Kupferstecher lauern kann, ebenfalls ein Baumschädling. Alles müsse "sofort gehackt, verbrannt oder aus dem Wald gebracht werden", sagt Forstexperte Warsönke.

Etwa 75 bis 80 Prozent der Wälder im Landkreis Erding bestehen aus Fichten. Die Zeit drängt, weil der Schwärmflug der nächsten Generation des Baumschädlings kurz bevorsteht und damit auch dessen Ausbreitung. In den Nachbarlandkreisen Ebersberg und Mühldorf zeigt das bayerische Borkenkäfermonitoring bereits eine "Gefährdungsstufe mit akutem Befall" an.

Es steht nicht gut um die Fichte, hieß es schon in Frühjahr im Agrarausschuss des bayerischen Landtages. Die für die Forstwirtschaft bedeutendste Baumart sei geschwächt vom extrem trockenen und heißen Sommer 2015. Das durchschnittliche Wachstum der Bestände sei im vergangenen Jahr um circa 50 Prozent eingebrochen. Der Nadelbaum braucht viel Wasser. Doch die Wurzeln der Fichte ragen - verglichen mit anderen Baumarten - nicht tief in den Boden. Die Trockenheit setzte den Bäumen stark zu und bot damit eine Angriffsfläche für den Borkenkäfer, der sich in den geschwächten Fichten einnistete. In diesem Jahr hat er sich stärker verbreitete als sonst, auch weil das Frühjahr so warm war.

Normalerweise legt ein Borkenkäfer-Weibchen zwei Mal pro Jahr ungefähr 60 Eier. Im vergangenen Jahr vermehrten sich die Käfer wegen der für sie so günstigen Bedingungen massiv. Gleich drei Generationen neuer Käfer pflanzten sich 2015 fort. Hinzu kam, dass der Wald vom Orkantief Niklas geschwächt war, der im März 2015 ganze Waldstriche verwüste. Wälder bei Isen und St. Wolfgang waren im Landkreis Erding damals am stärksten betroffen. Der Sturm warf Fichten um und brach sie ab, andere Bäume litten unter Wurzelabrissen.

Die Regenfälle im vergangenen Juni und Juli machten den Borkenkäfern einen Strich durch die Rechnung, die Fichtenbestände konnten sich erholen. Frischer Befall durch den Buchdrucker ist unter anderem am braunen Bohrmehl zu erkennen, das die Käfer bei der Brutanlage auswerfen. Auch nach starken Regenfällen ist das Bohrmehl hinter den Rindenschuppen und im Innern von Moosen erkennbar. Auch Harztröpfchen und Einbohrlöcher auf der Stammoberfläche sind Zeichen für einen Borkenkäferbefall.

Die hohen Temperaturen in den vergangenen Wochen haben dem Borkenkäfer wieder gut getan. "Wenn wir bisher fünf befallene Bäume zählten, sind es jetzt 30", sagt Stefan Warsönke. Im kommenden Jahr könne es wieder besser aussehen, weil es heuer mehr Regen gegeben habe und das die Ausschwärmung des Käfers verzögerte, sagt Forstfachmann Warsönke. Was auch dem Wald im Landkreis Erding helfen würde, der eh schon einer der waldärmste in ganz Bayern ist.

© SZ vom 01.09.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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