Baulandbegünstigtenmodell:Die Gewinner sind: einheimische Familien

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Bei der Vergabe von 15 vergünstigten Reihenhäusern im "Südlichen Thermengarten" kommen nur Bewerber zum Zug, die seit Jahren in der Stadt Erding leben oder arbeiten. Aktive Ehrenamtliche sind nicht unter den Glücklichen

Von Florian Tempel, Erding

Das Einheimischenmodell ist passé, es lebe das Baulandbegünstigtenmodell: Bei der Vergabe von 15 verbilligten Reihenhäusern im Baugebiet "Südlicher Thermengarten" sind nur Bewerber, die seit Jahren in der Stadt leben oder arbeiten, zum Zug gekommen. In allen Fällen handelt es sich um Familien mit Kindern. Nur: Keiner der glücklichen Gewinner - ein Reihenmittelhaus für 400 000 Euro ist eine Viertelmillion Euro günstiger als auf dem freien Markt - ist ein aktiver Ehrenamtlicher. Dabei hatte der Stadtrat extra Bonuspunkte für ehrenamtlich Tätige in das Vergabesystem eingebaut.

Angesichts der scheinbar unaufhaltsam steigenden Immobilienpreise stieß die Vergabe der 15 Reihenhäuser auf großes Interesse. Als man sich im April die Bewerbungsunterlagen im Rathaus abholen konnte, war nach kaum zehn Tagen die erste Auflage von 260 Stück vergriffen. Die Bedingungen, unter denen eine Bewerbung für eines der 15 Häuser aussichtsreich erscheinen durfte, ließen allerdings die meisten wieder davon Abstand nehmen.

Das Erdinger Vergabemodell war prinzipiell offen für alle EU-Bürger, egal wo sie wohnen, ob in Erding, Kirchasch, Stuttgart oder Lissabon. Das einzige harte Ausschlusskriterium war eine Vermögensobergrenze: Single oder Paare, die mehr als 150 000 Euro Vermögen haben, wurden nicht berücksichtigt. Bei der Stadt gingen bis zum Stichtag 3. Juni laut Pressesprecher Christian Wanninger 115 Bewerbungen ein, von denen 98 in die Punktevergaberunde kamen.

Hier galt es in verschiedenen Kategorien möglichst viel Punkte zu sammeln. Bewerber, die in Erding leben oder arbeiten, erhielten bis zu 90 Punkte. Das Maximum war bereits bei fünf Jahren Erding als Wohn- oder Arbeitsort erreicht. Bis zu 30 Punkte gab es für ehrenamtliche Tätigkeit. Das Ehrenamt konnte durch eine bayerischen Ehrenamtskarte nachgewiesen werden. Die erhält etwa, wer bei der Feuerwehr, im Rettungsdienst oder Katastrophenschutz aktiv ist oder eine Jugendleitercard hat. Ein ortsansässiger Feuerwehrmann konnte somit theoretisch schon die Hälfte der insgesamt 240 möglichen Punkte einstreichen.

Neben Ortsbezug und Ehrenamt gab es in einem zweiten Block weitere maximal 120 Punkte. Wie das Ergebnis zeigte, war der entscheidende Aspekt die Anzahl der Kinder. Hier gab es, nach dem Alter der Kinder gestaffelt, aufsummiert bis zu 60 Punkte zu ergattern. Behinderung und Pflegebedürftigkeit wurden mit bis zu 20 Punkte berücksichtigt. Weitere Punkte gab es, wenn bestimmte Einkommens- und Vermögensgrenzen nicht überschritten werden.

Das alles war sehr ausgetüftelt und durchaus kompliziert. Und da die Bewerber zudem umfangreiche Nachweise über ihre finanziellen Verhältnisse vorlegen mussten, zog sich die Auswertung auch etwas länger hin, als man gedacht hatte. Eigentlich sollte noch vor den Sommerferien die Punktbesten feststehen. Die 15 Familien, die eines der Reihenhäuser mit je 130 Quadratmeter Wohnfläche zugeteilt bekommen haben, sind mittlerweile alle über ihr Glück informiert worden. Die Häuser werden von einem Bauträger gebaut, der sie als Generalunternehmer im Auftrag der Stadt in drei Reihen à fünf Häuser hinstellen wird. Der klare, kantige Entwurf stammt vom Erdinger Architekturbüro Dinkel und Persch. Der Baubeginn steht noch nicht fest.

© SZ vom 24.10.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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