Bauarbeiten bis Ende 2018:Mit 100 Bar Druck zum Kunden

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In der Monaco-Pipeline, die sich auf 25 Kilometer Länge auch durch den südlichen Landkreis schlängeln wird, wird künftig Gas aus Russland nach Bayern strömen

Von Mathias Weber, Erding

Die Geschwindigkeit, mit der das Erdgas einmal von Burghausen nach Finsing gedrückt wird, ist enorm. Richard Schreiber überschlägt die Zahl schnell im Kopf: Bei einem Druck von maximal 100 Bar, der in der zukünftigen Monaco-Pipeline herrschen wird, dauert es zwei, vielleicht drei Stunden, bis das Gas von einem Ende der Neubaustrecke zum anderen gelangt. Bis das Gas aber wirklich so schnell fließt, muss die neue Pipeline, die sich auf 25 Kilometern Länge auch durch den südlichen Landkreis schlängeln wird, aber erst einmal gebaut werden. Die schweren Arbeiten haben in diesen Tagen begonnen, fertig sein soll die Pipeline Ende 2018.

Richard Schreiber ist der Projektmanager dieses Vorhabens. Er arbeitet für die Firma Bayernets aus München, die die Röhre geplant hat und betreiben wird. Das Geschäftsmodell der Firma funktioniert so: Bayernets, aus der ehemaligen Bayerngas hervorgegangen, betreibt zum großen Teil das Südbayerische Erdgasnetz mit unzähligen größeren und kleineren Pipelines und Verteilerstationen. Das Unternehmen transportiert das Gas vom Erzeuger zum Abnehmer und stellt dafür Gebühren in Rechnung. Die neue Monaco-Pipeline verbindet die Verteilerstation in Finsing mit den großen Gasspeichern hinter der deutsch-österreichischen Grenze.

Entlang der Pipeline - hier bei Oberbuch südlich von Buch am Buchrain - wird schon der Mutterboden abgetragen, der später dann wieder aufgetragen wird. (Foto: Stephan Görlich)

Zwar führen schon einige Pipelines von München nach Oberösterreich. Vor mehr als zehn Jahren hat die Bundesnetzagentur jedoch im Rahmen des nationalen Erdgasnetzentwicklungsplanes beschlossen, dass es eine weitere Röhre braucht. "Der Bedarf wurde ermittelt", sagt Projektmanager Schreiber: Weil der Gasverbrauch grundsätzlich steige und weil mit der Abschaltung der Kernkraftwerke dem Erdgas eine Brückenfunktion in der Stromerzeugung zukomme. Die Bayernets legt Wert darauf zu kommunizieren, dass die Monaco-Pipeline keine Idee der Firma war, um mehr Geld zu verdienen, sondern dass die Bundesnetzagentur den Bedarf gesehen und die Bayernets mit dem Bau sozusagen beauftragt hat.

Gebühren kann Bayernets natürlich trotzdem verlangen, sobald das Gas fließt - was übrigens in beide Richtungen möglich sein wird. Richard Schreiber sagt, dass man in der Zentrale der Firma tatsächlich nur einen Schalter umlegen muss, und schon fließe das Gas nicht mehr von Finsing nach Burghausen, sondern in die Gegenrichtung. Oft werde das aber nicht passieren, der Verbrauch richte sich schließlich auch nach Jahreszeiten: Im Sommer wird das Gas in Österreich gespeichert, im Winter zu den Endkunden nach Deutschland geliefert. Das Gas, das in Österreich ankommt, komme zu fast 100 Prozent "aus dem Osten", sagt Schreiber, also aus Russland.

Richard Schreiber, Projektmanager bei Bayernets. (Foto: Bayernets/oh)

Recht zügig soll der Bau der Pipeline vonstatten gehen. Man baut an mehreren Orten gleichzeitig, derzeit werden an die bereits im vergangenen Jahr angelegten Lagerplätze die massiven Rohrstücke angeliefert. Entlang der Strecke wird zudem schon der Mutterboden abgetragen, der neben der Strecke abgelegt wird und, sobald die Röhre in der Erde verbaut ist, wieder aufgetragen wird. Zwei Arbeitsgemeinschaften mit Spezialfirmen aus Deutschland, Österreich und Belgien kümmern sich um den Bau, eine östlich und eine westlich des Inns. Der Fluss selbst wird untertunnelt, eine Tunnelbaumaschine kommt zum Einsatz. Zu den Hochzeiten, sagt Richard Schreiber, werden zwischen 600 und 800 Personen an der Strecke arbeiten. Informationen zum genauen Bauablauf stellt die Bayernets unter der Sonderseite monaco.bayernets.de zur Verfügung.

Forstwirtschaft und Bebauung wird, wenn die Röhre unter der Erde ist, direkt oben drüber zwar nicht mehr möglich sein - Landwirtschaft aber schon. Bis auf einige Messstationen wird man nichts von Monaco mitbekommen. Und das mag, so spekuliert Schreiber, auch der Grund dafür sein, dass das Projekt bisher "sehr gut gelaufen" sei: Es sei eben keine Autobahn oder Bahnstrecke, die später Lärm und Abgase mit sich bringe. Man habe in der Planungsphase intensiv mit den Beteiligten gesprochen, Bürgerinformationen organisiert, sei in die Gemeinderäte gegangen und habe mit dem Bauernverband und anderen Eigentümern über Entschädigungen verhandelt. Am Ende gab es 350 Beteiligte am Verfahren. Und, da zeigt sich Richard Schreiber besonders erleichtert, nach dem Planfeststellungsbeschluss habe es keine einzige Klage gegen das Projekt gegeben: "Man merkt, die Leute im Landkreis haben schon Erfahrung mit Großprojekten."

© SZ vom 07.06.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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