Bauarbeiten an der Sempt:Damit die Bachforelle wandern kann

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Fischtreppen sollen Salmoniden die Fortpflanzung ermöglichen - eine davon wird an der Sempt in Altenerding gebaut

Sarah Ehrmann

Das Bild von stromaufwärts springenden Lachsen und im Fluss jagenden Bären aus Kanadas Wäldern ist wildromantisch. Doch auch mitteleuropäische Salmoniden wie Bachforelle, Regenbogenforelle und Äsche wollen zum Laichen zur Quelle schwimmen oder springen - und das macht Schwierigkeiten.

In deutschen Flüssen und Bächen versperren ihnen querstehende Hindernisse wie Schleusen und Wasserkraftwerke den Weg. Hans Balbach, dessen Familie seit Jahrhunderten die Wasserkraftanlage an der Lukasmühle besitzt, lässt aus diesem Grund gerade eine Fischtreppe in die Sempt bauen.

Die Treppe ermöglicht den Fischen am Hindernis vorbei flussaufwärts zu schwimmen. Zwei weitere Fischtreppen in der Sempt sind in Arbeit, doch es gibt viele Turbinenwerke bis zur Quelle. Die EU-Wasserrichtlinie hat das Ziel, europäische Gewässer in einen "guten Zustand" zu bringen. Bis 2015 soll demnach die Sempt komplett durchgängig sein.

In Balbachs normalerweise idyllischen Garten am Semptufer stehen zwei Bagger, ein Presslufthammer dröhnt, und unter den Turbinen steht morastiges Bachwasser. Dafür schießt aus der Schleuse gurgelnd das Wasser. Doch bald sollen sich die Turbinen wieder drehen und in Strom umwandelbare Energie erzeugen. Auch über die 21 Meter lange Fischtreppe wird dann viel Wasser plätschern: 300 Liter in der Sekunde durch elf hüfthohe Becken. Nur hinter der Schleuse, dem Wehr, wird das Wasser dann wieder relativ ruhig stehen.

"Wir haben eigentlich einen guten Fischbestand in der Sempt", sagt Horst Gattermann, Vorsitzender des Bezirksfischereivereins Erding. Allerdings gebe der Verein jährlich auch 15000 bis 20000 Euro aus, um den Bestand zu halten. Denn in der Sempt könnten sich die Fische kaum vermehren, da sie nicht zu den Kiesgründen im Quellgebiet zwischen Markt Schwaben und Anzing wandern könnten.

Die restliche Sempt sei relativ stark verschlammt: "Die Fische laichen zwar dennoch, aber der Laich erstickt", sagt Gattermann. Äschen könnten gefangen und ohne zu sterben künstlich abgelaicht werden, Forellen aber nicht. Daher müsse der Verein seit Jahren etliche Zentner Jungtiere kaufen.

Ist die Sempt erst einmal durchgängig, vermehren sich die Fische alleine. Geschützte Vögel wie der Gänsesäger oder der Kormoran würden den Bestand wohl auch in Zukunft deutlich dezimieren, mit den Fischtreppen sei aber ein Anfang getan, sagt Gattermann. Dann müsse weniger zugekauft werden.

Hans Balbach wird der Umbau vermutlich zwischen 40000 und 50000 Euro kosten. Für das Wasser, das ihm durch die Fischtreppe verloren geht, zahlt der Staat einen Ausgleich. Drei bis vier Cent erhält er pro eingespeister Kilowattstunde Strom. Auch wenn er nicht von seinem "Turbinenhäuserl" leben könne, will er es nicht aufgeben. Das Werk ist Familienbesitz seit Jahrhunderten.

An der Stelle stand einst die Lukasmühle, die mit großen Mühlrädern die Mahlwerke antrieb. 1908 wurde die erste Turbine in Betrieb genommen, später leitete die Familie die Altenerdinger Stromversorgung. Sobald die Fischtreppe fertig ist, will Balbach daher am Äußeren feilen: "Damit es nicht wie ein technisches Bauwerk aussieht."

© SZ vom 25.06.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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