Bäuerliches Brauchtum:Von Kräutersuppe bis Brathähnchen

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Beim Speiseplan für die Ostertage richtet sich Kreisbäuerin Elisabeth Mayr nach Traditionen und persönlichen Vorlieben

Interview von Jan-Hendrik Maier, Erding

Am Sonntag nach dem ersten Vollmond im Frühling ist Ostern. Da der Himmelskörper an diesem Mittwoch in voller Pracht leuchtete, fällt das Fest noch in den März. Im SZ-Interview spricht Kreisbäuerin Elisabeth Mayr über die Rolle des frühen Termins für die Landwirte. Außerdem berichtet sie von traditionellem Essen während der Karwoche, Bauernregeln und einem vergessenen Brauch.

SZ: Was sind heutzutage die typischen Mahlzeiten an Gründonnerstag, Karfreitag und am Ostersonntag?

Elisabeth Mayr: Am Gründonnerstag kommt eine grüne Kräutersuppe mit Petersilie, Oregano, Basilikum und Dill auf den Tisch, abgeschmeckt mit Schnittlauch. Dazu gibt es eine Mehlspeise, gerne mit dem Obst, das vom Winter noch da ist. Heuer wird es ein Apfelstrudel. An Karfreitag gibt es traditionell Fisch. Am Ostersonntag mache ich persönlich kein Lamm - weil es die Familie nicht so mag - sondern lieber Rindsrouladen. Der Ostermontag wird mit einem Brathähnchen beschlossen.

Sind das immer noch die gleichen Gerichte wie früher oder hat sich im Lauf der Zeit an der Speisekarte etwas verändert?

Nein, viel verändert hat sich nicht. Der Fisch am Karfreitag und das Lamm am Ostersonntag waren schon immer traditionell. Ich glaube, früher gab es öfters Hasen, die gezielt für Ostern gemästet wurden.

Ostern ist in einigen Regionen auch eine Zeit der Traditionen. Welche bäuerlichen Bräuche gibt es noch im Landkreis Erding?

Das ist schwierig, denn meist sind Bräuche ja mit der kirchlichen Tradition verbunden wie das Palmbuschbinden mit der Segnung am Palmsonntag. Aus dem Erdinger Raum kenne ich daher keinen spezifischen Brauch, der unter den Bauern überliefert wäre. Bedeutung hat für uns aber noch die Speisenweihe am Ostersonntag. In einen Korb kommen ein Osterschinken, gekochte Eier, Salz und ein Schälchen Wasser. Alles wird vom Pfarrer geweiht. Wir streuen dann ein bisschen von dem Salz über das Futter der Tiere. Die Eierschalen werden bis Ende April aufgehoben und bei der Maisaussaat mit auf die Felder gegeben. An den Rand der größeren Felder stecken wir einen geweihten Palmenzweig und stellen ein Schälchen mit Weihwasser daneben. Ein kurzes Stoßgebet für eine gute Ernte und weiter geht's zum nächsten Feld. Im Oberland macht man das aber noch häufiger.

Erinnern Sie sich an einen Brauch, der den Wandel der Zeit nicht überlebt hat?

Früher sind die Burschen am Ostermontag zu ihren Angebeteten gegangen und haben sie nach einem gekochten Ei gefragt. Wenn sie ihm ein rotes Ei gegeben hat, hatte er Chancen bei ihr. Alles andere bedeutete eine Absage.

Spielt es für die Bauern eine Rolle, dass Ostern in diesem Jahr bereits Ende März ist?

Ja, auf jeden Fall. Wenn Ostern erst in drei oder vier Wochen wäre, müssten die Kartoffeln schon in der Erde sein. Das gilt auch für das Sommergetreide. Früher hat man darauf geachtet, dass es am Karsamstag im Boden ist. Das geht auf eine Bauernregel zurück. Aber heuer müssen die Bauern noch ein bisschen warten. Mit der Zeit wird man flexibel.

Kennen Sie eine Bauernregel, die für Ostern gültig ist?

Da stehen viele im hundertjährigen Kalender. Die Bauern haben darauf im Übrigen auch noch bis vor etwa fünfzig Jahren vertraut, als es noch keine Wettervorhersagen wie heute gab. Eine lautet zum Beispiel: "Ostern im März verspricht ein gutes Brotjahr." Damit ist das Getreide gemeint. Das Wintergetreide steht nach wie vor auf den Feldern und kann noch mal große Früchte tragen. Das Sommergetreide ist hingegen noch nicht ausgesät. Eine andere Regel, die mir noch einfällt, ist: "Osterregen bringt magere Kost, Ostersonne fette und reichliche."

© SZ vom 24.03.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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