Ausschuss billigt Masterplan:Vielfalt im Wohngebiet

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Erding entwickelt neues Areal mit Einheimischenmodell, Genossenschaftsbau und einer Baugemeinschaft

Von Antonia Steiger, Erding

Die Stadt Erding verschärft das Tempo in ihren Bemühungen, mehr bezahlbaren Wohnraum zu schaffen. Der Planungs- und Umweltausschuss hat am Dienstag einem Masterplan seinen Segen gegeben, der in groben Zügen die Bebauung in dem künftigen Wohngebiet südlich des Thermengartens regelt. Das ist der Bereich westlich der Kreuzung, an der die Sigwolfstraße an ihrem südlichen Ende auf die alte B 388 trifft. Wie viele Wohnungen dort entstehen, dazu wollte man keine Aussage treffen. Die Baugenossenschaft alleine plant einen Block mit 66 Wohnungen.

Das Wohngebiet wird eine Kombination verschiedener Projekte: Außer der Baugenossenschaft will auch die Wohnungsbau- und Grundstücksgesellschaft im Landkreis Erding dort bauen. Geschäftsführer Mathias Vögele bestätigte, dass die Gesellschaft "in nicht unerheblichem Umfang" Wohnungen errichten möchte. Und sie ist offenbar auch bereit, das Tempo der Stadt mitzugehen. Bis Jahresende sei das geklärt, sagte Vögele. Auf einen groben Zeitplan hat man sich im Rathaus bereits festgelegt: Ende 2017 soll der Bebauungsplan als Satzung beschlossen sein, im Jahr 2019 sollen die ersten Bürger einziehen können. Und auch wenn das noch eine recht lange Zeitspanne ist angesichts der drückenden Wohnungsnot: "Wir sind froh, dass das so schnell geht", sagte nach der Sitzung Eva Kolenda, die Vorsitzende der Baugenossenschaft Erding.

Auch eine Baugemeinschaft soll eine Fläche bekommen. Dieses Modell wollen die Grünen erstmals in Erding etablieren: Bauwillige Bürger schließen sich zusammen und planen gemeinsam ein Mehrparteienanlage. So lassen sich Kosten sparen, weil kein Bauträger mitverdient. Die Mitglieder können ihre individuellen Wünsche verwirklichen, alle zusammen planen gemeinsam zu nutzende Freiflächen oder Gemeinschaftsräume. Im Juni ließ sich der Stadtrat über Baugemeinschaften informieren, demnächst soll es erste Gespräche geben, kündigte OB Max Gotz (CSU) an.

Schließlich möchte sich die Stadt Erding auch an ein Einheimischenmodell wagen. Gotz sieht Möglichkeiten, wie er sagt, ein solches Modell wieder auf den Markt zu bringen, obwohl europaweit strengere Maßstäbe als früher gelten, weil die Förderung Einheimischer laut EU-Recht gegen das allgemeine Diskriminierungsverbot verstößt. Gotz sagte aber auch, dass es der Stadt Erding außer an der Schillerstraße in keinem einzigen Fall gelungen sei, die Grundstücke eines Einheimischenmodells in einem überschaubaren Zeitraum zu verkaufen. Ein neuer Versuch soll dennoch unternommen werden.

Ein Teil des Grundes in dem künftigen Wohngebiet - etwa ein Drittel am östlichen Rand - ist in privater Hand. Auch für diese Fläche hat die Stadt eine Grobplanung verlangt, wie Stadtbaumeister Sebastian Henrich sagte. Detaillierte Pläne seien nicht verlangt worden. Man wolle nur über die grobe Anordnung der Wohngebäude Bescheid wissen, um mit der Planung voranzukommen. Bodenuntersuchungen und archäologische Untersuchungen laufen ebenfalls schon, sagte Gotz. Auch für die Erschließung gibt es bereits einen Plan. Demzufolge sollen die Autos auf Höhe der Thermenallee in das Baugebiet fahren können - die nächste Chance, in Erding wieder einmal einen Kreisverkehr zu bauen. Dass dies der richtige Platz für die Zufahrt ist, hat sich die Stadt von Helmut Ammerl bestätigten lassen, dem Verkehrsplaner des Büros Obermeyer, der sich in Erding bestens auskennt, weil er bereits eine Vielzahl von Expertisen zu Verkehrsproblemen erarbeitet hat. Das Baugebiet wird über Fuß- und Radwege, aber auch über eine Straße an das nördlich sich anschließende Wohngebiet Thermengarten angebunden. Tempo 30 und Spielstraßen sollen dabei verhindern, dass die Autofahrer im Schleichverkehr durch die neue Siedlung knattern.

Am westlichen Rand entsteht sogar eine besondere Situation: Die Bewohner vermutlich von Doppelhäusern werden freien Blick auf den Sonnenuntergang haben - wie ihn früher einmal die Kletthamer hatten, bevor sich Gewerbe- und Wohnbebauung von dort in Richtung Westen vorgearbeitet hatte.

© SZ vom 10.11.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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