Auf großer Bühne zwischen Florida und Hawaii:Stephan Jägers Weg in die Spitze

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Golfprofi Stephan Jäger hat die Grundlagen für seine internationale Karriere in Eichenried gelegt. Im kommenden Jahr wird er seine Heimat anlässlich eines Turniers wieder besuchen. (Foto: privat)

Der aus Eichenried stammende 29-jährige Golfprofi behauptet sich in den USA in der Meisterklasse. Auch im nächsten Jahr wird der auf Platz 220 der Weltrangliste liegende Spieler wieder bei Turnieren gegen Größen wie Tiger Woods antreten

Von Philipp Schmitt, Eichenried/Chattanooga

Der aus Eichenried stammende Golfprofi Stephan Jäger spielt auch im nächsten Jahr in den USA erstklassig: Der in Chattanooga/Tennessee lebende frühere Serien-Klubmeister des Golfklubs München-Eichenried (GC) wird nach seiner ersten Saison auf der höchstklassigen "US-PGA-Tour" im nächsten Jahr in der nordamerikanischen Elite-Liga auf großer Bühne zwischen Florida und Hawaii bei mehr als 20 Turnieren mit Weltklassespielern wie Tiger Woods, Brooks Koepka, Phil Mickelson oder Dustin Johnson spielen: Der 29-Jährige hat sich Ende August nach seiner ersten Saison in der Königsklasse zum zweiten Mal das begehrte Ticket der Spielberechtigung auf der legendären und lukrativen Golf-Turnierserie gesichert: "Gott sei Dank hat es mit der neuen Spielberechtigung nach einer Saison, die im Großen und Ganzen nicht so gelaufen ist wie ich es erwartet hatte, geklappt. Ich freue mich darauf, nächstes Jahr wieder auf der PGA-Tour zu spielen - im zweiten Jahr wird hoffentlich vieles besser", sagte der Vorzeigegolfer aus dem Landkreis Erding, der etwa einen Kilometer vom Eichenrieder Golfplatz entfernt aufgewachsen ist und das Erdinger Gymnasium besucht hat.

2006 ist er in die USA aufgebrochen, um als einer der besten deutschen Golfspieler dort eine internationale Karriere zu starten: "Es war immer mein Traum, dort als Profi zu spielen. Ich kann mir wirklich nichts anderes vorstellen, deswegen fühle ich mich auch so gut, weil ich es geschafft habe und jetzt in den USA als Profi spiele. Ich will noch so lange spielen, wie es mir mein Körper erlaubt", sagte Jäger.

Im Golfsport sind die USA mit der US-PGA-Tour das Eldorado und dort gilt es für die besten Spieler der Welt sich auf höchstem Niveau zu etablieren: Damals, als Jäger 1997 als Achtjähriger mit dem Rad vom nahe gelegenen Elternhaus zum Golfplatz bei Eichenried fuhr und bei den BMW International Open als Zaungast die Stars bewunderte - und als er 1999 als Zehnjähriger beim von seinem Mentor Ken Williams geleiteten Jugendtraining im GC und beim Golfsport im Erdinger Gymnasium Golf spielen lernte, habe er sich noch nicht träumen lassen, dass er 20 Jahre später in den USA in der weltbesten Liga als Profi spielen werde. Unzählige Stunden und Runden hat er dafür in Eichenried hart trainiert - mit Erfolg, er wurde 2005, 2008, 2009 und 2010 Klubmeister, Bayerischer Meister und U-18-Nationalspieler. 2006 zog er zur "Baylor School" und zum Studium nach Chattanooga. 2014 reiste er durch Südamerika auf der "South American Golftour". Von 2013 bis 2017 spielte er in den USA auf der "Web.com-Tour", über die er sich für die PGA-Tour qualifiziert hat. Zurzeit ist er auf Platz 220 der Weltrangliste. Jäger kommt nur noch selten nach Eichenried, er lebt in Chattanooga, wo er sich vor zwei Jahren ein Haus gekauft hat. Dort trainiert er in zwei Golfklubs meist mit guten US-Freunden, die er von der High-School kennt und die ebenfalls Golfprofis geworden sind.

Jäger ist ehrgeizig, nach den ersten Erfahrungen auf der PGA-Tour will er sich weiter steigern und noch besser werden: "Du wirst nur besser, wenn du mit besseren Leuten spielst". Er arbeitet neuerdings mit einem Sportpsychologen zusammen, um das mentale Potenzial besser zu nutzen. 2012 hat Stephan Jäger ein Psychologie Studium an der Universität von Tennessee mit dem Bachelor abgeschlossen, diese psychologischen Kenntnisse haben ihm aber auf dem Golfplatz "nichts gebracht". Wenn er zwischen Turnier- und Reisestress in Chattanooga etwas Zeit hat, entspannt er sich beim Fischen in der Natur.

Im nächsten Jahr will Jäger auf der Profi-Tour angreifen und aus der erweiterten Weltklasse näher an die Spitze heran rücken: "Ich will ganz vorne dabei sein, Turniere gewinnen und bei den Majors mitspielen." Er hoffe auf die Teilnahme an weiteren Major-Turnieren: "Sensationell wäre, wenn sich der Traum einer Teilnahme am Masters in Augusta erfüllen würde." Stephan Jäger nahm bereits zwei Mal an den altehrwürdigen US-Open teil, wo er 2017 in Erin Hills erstmals bei einem der weltweit bedeutendsten Major-Turnieren den Cut schaffte und mit dem geteilten 60. Platz zweitbester Deutscher wurde. Die Nominierung im "Team Europe" für den Ryder Cup zwischen den besten Golfern aus Europa und den USA ist ein weiteres großes Ziel des Eichenrieders in den nächsten Jahren. Den nächsten Ryder Cup Ende September bei Paris mit Spielern wie seinem Vorbild Tiger Woods wird er genau verfolgen. Jäger hat seine bislang vier Turniersiege auf der ambitioniert-zweitklassigen "Web.com-Tour" erspielt, wo er 2016 beim Turniersieg in Hayward an der Küste bei San Francisco einen "Rekordscore" auf der US-Tour erzielte: Über diese Serie qualifizierte er sich für die PGA-Saison 2018 und nun auch die Saison 2019. Bei 26 verletzungsfrei gespielten Turnieren auf der PGA-Tour in diesem Jahr kam Jäger drei Mal unter die besten 25, in der Endabrechnung landete er im Sommer auf dem 165. Platz. Weil sich aber je Saison nur die 125 Bestplatzierten der Meisterklasse die direkte Spielberechtigung für die nächste Spielzeit sichern, musste sich der 29-Jährige Ende August noch auf Umwegen bei Finalturnieren der "Web.com-Tour" um seine neuerliche PGA-Eintrittskarte für 2019 bemühen - was ihm aber glückte.

Viele deutsche Klassespieler gibt es derzeit auf der PGA-Tour nicht: Kaymer, Cejka, Jäger ... Vorreiter war der Altmeister und frühere Masters-Sieger Bernhard Langer aus Anhausen, der inzwischen meist auf der Senioren-Tour spielt. Mit Kaymer hat Jäger in den USA wenig Kontakt, er respektiert aber den erfahrenen US-PGA-Tour-Veteran Alex Cejka, der seit vielen Jahren in den USA spielt und sich diese Saison als 99. direkt für die nächste US-PGA-Saison qualifizierte für dessen professionelle Einstellung: Als Jäger 1989 geboren wurde spielten Cejka und Langer bereits in Eichenried bei den ersten BMW International Open mit, 2016 haben Jäger und Cejka im Team für Deutschland beim World Cup of Golf in Melbourne gespielt.

Im Juli 2019 wird Jäger bei seinem Turnier in der alten Heimat zu sehen sein: Das Aushängeschild des GC München-Eichenried möchte kurz nach seinem 30. Geburtstag als Lokalmatador in Eichenried bei den BMW International Open abschlagen: Jäger freut sich schon auf den Besuch zu Hause bei der Familie und "das gute bayerische Essen" von Mama Sophie, die ihn 2018 wieder in den USA besucht hat. Auch seinen früheren Mentor und Coach Ken Williams wird er dann in Eichenried wieder treffen. Der Meisterschaftsgolfplatz in Eichenried wird derzeit saniert und neu gestaltet: "Die neuen Grüns in Eichenried werden super, ich freue mich schon auf diese harten, schnellen Dinger - und darauf, im eigenen Bett schlafen zu können."

© SZ vom 27.09.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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