Attaching:In Feststimmung

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"Aufgemuckt" feiert zehnten Jahrestag des Widerstands gegen den Bau einer dritten Start- und Landbahn

Von Katharina Aurich, Attaching

Knapp 2000 Menschen feierten am Samstag auf dem Attachinger Sportgelände den zehnjährigen organisierten Widerstand gegen den Bau einer dritten Start- und Landbahn am Flughafen. Zum großen Familienfest, das die Mitgliedsgruppen des Aktionsbündnisses "Aufgemuckt" auf die Beine gestellt hatten, trafen sich die Bevölkerung, zahlreiche Lokalpolitiker, Aktivisten und Musiker im "Widerstandsnest vom Bayernland", wie Michael Well von den Well-Brüdern beschrieb. "Wir wollen heute keine großen politischen Reden halten, sondern das Feiern steht im Vordergrund. Wir Startbahngegner wollen zeigen, dass wir keine verbissenen Gegner und Fortschrittsverweigerer sind. Wir kämpfen für unsere Kinder und Enkel für die Bewahrung unserer Heimat und unserer Schöpfung", sagte Hartmut Binner, Sprecher das Aktionsbündnisses "Aufgemuckt".

Binner freue sich und sagte, er sei sehr dankbar über den erfolgreichen zehnjährigen Widerstand. Die dritten Bahn sei heute so weit weg von einer Realisierung wie noch nie in den vergangenen zehn Jahren. Auch die Münchner Bürger und ihr Oberbürgermeister Dieter Reiter, die sich vor drei Jahren in einem Bürgerentscheid mehrheitlich gegen den Bau ausgesprochen hatten, trügen zu dieser starken Bewegung bei. Natürlich ging es bei den Liedern und Texten der Interpreten, Herzblut, Weiherer, Otto Göttler und die Diatoniks, Geigenmusi Haindl, Wiggerl, das Grüne Kabarett, Well Brüder und 70 Cent immer wieder um die Heimat. Mit Sprachwitz wurden Politiker kräftig gescholten, die Schönheit des Bayernlandes beschrieben und die Feierfreude gelobt. Für die Well-Brüder ist Bayern die Vorstufe zum Paradies und das müsse erhalte bleiben. Die drei erinnerten daran, dass sie bereits bei der allerersten "Aufgemuckt"- Veranstaltung spielten und hofften, dass es den Widerstand bald nicht mehr brauche.

Während auf dem Platz die Musiker rockten, liefen im fast leeren Zelt die Bilder aus zehn Jahre Widerstand über die Leinwand. Hartmut Binner und Ludwig Grüll (Plane Stupid) standen gemeinsam davor und erinnerten sich: an die erste große Demonstration des Aktionsbündnisses durch Freisings Innenstadt im Jahr 2006, zu der 10 000 Menschen kamen. Ein Jahr später, als das Raumordnungsverfahren für den Bau der dritten Bahn abgeschlossen war und das Planfeststellungsverfahren eingeleitet wurde, versammelten sich am Münchner Odeonsplatz sogar 18 000 Menschen und protestierten in einem Fahnen- und Bannermeer gegen die Pläne. Für dieses Verfahren organisierte das Aktionsbündnis insgesamt 85 000 Einwendungen. Nach dem Erlass des Planfeststellungsbeschlusses organisierte Aufgemuckt in enger Zusammenarbeit mit dem großen Münchner Bündnis (Münchner Grüne, die Linken, Freie Wähler, ÖDP, Green City, Bund Naturschutz, Landesbund für Vogelschutz) das Münchner Bürgerbegehren zur Durchsetzung eines Münchner Bürgerentscheides.

Rund 31 000 Unterschriften wurden in monatelanger Kleinarbeit gesammelt, der Entscheid wurde dann von den verbündeten Startbahngegner klar gewonnen. Inzwischen reichten alle Kläger die Nichtzulassungsbeschwerde beim Bundesverwaltungsgerichtshof ein, die Klage der Schutzgemeinschaft und der Kommunen wurden bereits abgelehnt, die des Bund Naturschutz und Privatkläger stehen noch aus. Für Harmut Binner ist jedoch der Münchner Bürgerentscheid "auf lange Sicht unser Faustpfand gegen das Damoklesschwert dritte Bahn".

© SZ vom 23.06.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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