Archäologischer Verein Erding:Ein Buckelfußring für die Preisträger

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Der Verein ehrt in Rolf Böker und Susi Mörth zwei Mitglieder der ersten Stunde. Der Vorsitzende Harald Krause zieht beim Neujahrsempfang eine positive Bilanz für 2017

Von Regina Bluhme, Erding

Ein wenig fassungslos, aber sehr glücklich standen Rolf Böker und Susi Mörth am Montagabend beim Neujahrsempfang des Archäologischen Vereins (AVE) plötzlich im Mittelpunkt des Geschehens. Der Vereinsvorsitzende Harald Krause hatte im vollbesetzten Foyer des Museums Erding soeben mitgeteilt, dass die beiden den Archäologiepreis erhalten. Das Ehepaar, das seit der ersten Stunde im Verein engagiert ist, aber am liebsten im Hintergrund arbeitet, sei ein absolutes "Dream Team" und die gute Seele des Vereins, lobte Krause.

"Heute früh haben wir noch darüber gesprochen: Hoffentlich geht der Kelch an uns vorüber", verriet Böker der SZ nach der Preisverleihung. Seine Frau und er ständen nun mal nicht gerne im Mittelpunkt. Dabei strahlte das Ehepaar aber um die Wette. "Ein wenig stolz sind wir schon", sagt Böker. Interesse an Archäologie hatten beide von Anfang an. Susi Mörth wollte ursprünglich Archäologie studieren, ein Kindheitstraum, der sich leider nicht erfüllt habe. Sie wurde Chefsekretärin in einer Patentanwaltskanzlei, ihr Mann arbeitete als Versuchsingenieur bei BMW.

Volles Haus herrschte beim Neujahrsempfang des Archäologischen Vereins Erding im Museum Erding. Für Musik sorgte die Gruppe Sol. (Foto: Renate Schmidt)

Über einen Flyer hatte das Ehepaar 2010 von dem neuen Verein gehört. Gleich nach dem ersten Versammlung war für die beiden klar: "Das machen wir mit", erklärt der 64-Jährige. Rolf Böker und Susi Mörth seien "treue Seelen des Vereins, vom ersten Tag an engagiert", betonte der Vorsitzende und Museumsleiter Harald Krause. Egal ob bei Exkursionen, Wanderungen oder bei den ehrenamtlichen Ausgrabungen: Das Ehepaar sei immer dabei. Böker habe für den Verein "Ardeo-GIS" entwickelt, eine archäologische Datenbank für den gesamten Landkreis. Zudem betreue er die AVE-Homepage und sei als "Vereinsfotograf" unermüdlich im Einsatz und seit kurzem zweiter Vorsitzender. "Wir brauchen euch, die Archäologie in Erding braucht euch", betonte Krause. Er überreichte den Preisträgern die Anstecknadel, die Johannes Goldes gestaltet hat. Der Bronzeguss erinnert an archäologische Fundstücke und kombiniert das Logo des AVE - laut Krause handelt es sich bei dem hübsch verzierten Stern um einen keltischen Hohlbuckelfußring - mit einem schwalbenschwanzförmigen Anhänger.

Auch der Erdinger Oberbürgermeister Max Gotz (CSU) gratulierte den Preisträgern. In seinem Grußwort betonte das Stadtoberhaupt die Verbundenheit mit dem AVE. Er sei überzeugt, dass die Menschen auch ein Stück stolz seien, wenn sie berichten könnten, was auf ihren Grundstücken gesichert worden ist. Es sei nicht einfach, "den Spagat zu schaffen" zwischen dem Siedlungsdruck und den Interessen der Archäologie. Dabei sei die "Wurzelpflege" sehr wichtig, "damit wir nicht gesichts- und geschichtslos sind". Der Oberbürgermeister dankte im Anschluss dem AVE und allen Ehrenamtlichen für ihr Engagement.

Das Ehepaar Rolf Böker und Susi Mörth hat am Montagabend den Archäologiepreis Erding erhalten. (Foto: Renate Schmidt)

Harald Krause hielt in einem Bildervortrag Rückblick auf das archäologische Jahr in Stadt und Landkreis Erding. Er fiel durchweg positiv aus. Es sei nicht selbstverständlich, dass staatliche Denkmalpflege mit Kommunen und Ehrenamtlichen so gut zusammenarbeite. Ein Hauptpfeiler des Erfolgkonzepts sei die Bürgernähe, erklärte Krause. Der AVE ist aber auch fleißig: Acht Vorträge, fünf Exkursion und zwei Veranstaltungen wurden organisiert. 161 Mitglieder hat der Verein aktuell.

Krause erinnerte an Funde des vergangenen Jahr. 2017 habe es mehr als 25 Ausgrabungen im Landkreis Erding gegeben. Ein Höhepunkt war der frühmittelalterliche Königshof am Gaugrafenweg, wo die "Keimzelle Erdings, eingepresst zwischen Gärten und Neubauten", entdeckt worden sei. Überhaupt seien wieder "Leichen im Vorgarten" bei Baumaßnahmen zum Vorschein gekommen. Ein wenig enttäuschend aus Archäologensicht seien die Grabungen beim Baugebiet Thermengarten verlaufen. Hier habe es keine größeren Funde gegen, informierte der AVE-Vorsitzende. Dafür wurde in Dorfen beim Rathausbau eine mittelalterliche Holzkonstruktion im Boden gefunden.

Neben der Urkunde gab es auch eine Anstecknadel, die Johannes Goldes nach historischen Erdinger Fundstücken gestaltet hat. (Foto: Renate Schmidt)

Krause informierte die knapp 200 Zuhörer auch darüber, dass die Kupferbarren aus Oberding im Oktober als Leihgabe zu einer Ausstellung nach Berlin reisen werden. Im Februar präsentiert Thomas Schöberl im Museum eine digitale Zeitreise in Erdings Vergangenheit. Krause hält im März den Vortrag: "Vom Langhaus zum Hochhaus: 7000 Jahre Architektur im Erdinger Land". Des weiteren sind wieder verschiedene Exkursionen geplant.

Für die Musik sorgte beim Empfang das Quartett "Sol" mit dem letztjährigen Preisträger Rolf Koller. Die Gruppe erspielte sich zu Recht Zugaben, obwohl sie laut Harald Krause, um im Archäologenjargon zu bleiben, "erst vor sechs Wochen aus dem Boden gestampft wurde".

© SZ vom 10.01.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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