Archäologische Funde :Verborgene Spuren rechtzeitig entdeckt

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Im Zuge des Baus der Isentalautobahn (BAB 94) wurden bisher unbekannte bronze- und eisenzeitliche Siedlungen im Isental bei Lindum von den Archäologen entdeckt. (Foto: OH)

Bei Ausgrabungen, die Großprojekten wie dem Bau der Isentalautobahn vorangehen, machen Wissenschaftlergen neue Entdeckungen. Und sie erwarten weitere Funde

Von Gerhard Wilhelm, Erding

Die Geschichte des Erdinger Landkreises reicht weit zurück. Die ersten menschlichen Spuren, die man bisher feststellen konnte, stammen aus der Zeit um 7000 vor Christus. Richtig besiedelt wird der Landkreis dann seit etwa dem Jahr 2000 vor Christus. Viele der Spuren haben die Archäologen schon der Verborgenheit des Bodens entrissen, manches schlummert aber immer noch dort. Da das Erdinger Land seit Jahrzehnten von ungebremstem Wachstum geprägt ist, bedroht der Flächenfraß nicht nur die Natur, er wirkt sich auch massiv auf die vor- und frühgeschichtliche Bodendenkmallandschaft aus.

Stefanie Berg, Referatsleiterin der Abteilung "Lineare Projekte und archäologisches Welterbe" am Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege, berichtet am kommenden Montag, 10. Dezember, um 20 Uhr im Museum Erding, Prielmayerstraße 1, bei freiem Eintritt über die archäologischen Erfolge bei sogenannten linearen Großprojekten im Erdinger Land innerhalb der vergangenen zehn Jahre. Zum Beispiel fanden im Zuge des Baus der Isentalautobahn (BAB 94) sowie der Flughafentangente Ost (FTO) zahlreiche bauvorgreifende Ausgrabungen statt. "Hierbei wurden nicht nur bekannte Fundstellen vor der Zerstörung wissenschaftlich dokumentiert, es kamen auch zahlreiche neue Fundplätze hinzu, die bis zum Baubeginn der Denkmalpflege und Heimatforschung vollkommen unbekannt waren", schreibt das Museum Erding. Zu nennen seien hier bronze- und eisenzeitliche Siedlungen im Isental bei Lindum und Lengdorf sowie frühbronzezeitliche Hausgrundrisse aus der Zeit um 2000 vor Christus bei Pastetten.

Systematische Feldbegehungen durch Mitglieder des Archäologischen Vereins Erding in enger Absprache mit dem Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege bei Lindum zeigten zum Beispiel, dass oberhalb des Tales von Isen und Lappach das prähistorische Siedlungsareal weitaus ausgedehnter war als bisher angenommen. Funde von Keramikscherben und von Feuersteinwerkzeugen belegen eine Siedlungsaktivität bereits zum Ende der Jungsteinzeit beziehungsweise zum Beginn der Frühen Bronzezeit (circa 2500 bis 2000 vor Christus). Weiter konnte durch zahlreich ausgepflügte Eisenschlacke der Standort eines ehemaligen Rennfeuerofens zur Gewinnung von Eisenerz entdeckt werden.

Nicht minder erfolgreich sei die konsequente archäologische Begleitung der neuen Erdgaspipelines von Burghausen nach Finsing und von Forchheim nach Finsing. gewesen, die jüngst den östlichen und nordwestlichen Landkreis Erding förmlich durchschnitten haben. Auch hier habe man zahlreiche Neufundstellen wie Siedlungen, Gräber und Grabenwerke entdeckt und fachgerecht ausgegraben. Neben römischen Funden seien auch solche aus der Stein-, Bronze- und keltischen Eisenzeit überraschend zu Tage getreten.

Die archäologische Begleitung der Großbaustellen zeigten bei bislang fundstellenfreien Regionen deutlich, dass weitaus mehr archäologische Bodendenkmäler vorhanden seien als bislang der Denkmalpflege bekannt und im Bayerischen Denkmal-Atlas im Internet kartiert sind. Zukünftige Bauvorhaben - so der Ausbau der Flughafen Tangente Ost (FTO), der Bau des S-Bahn-Ringschlusses und der Neubau der Nordumfahrung Erding - würden nach Berg in absehbarer Zukunft zu einem weiteren enormen Wissenszuwachs um die Geschichte des Erdinger Landes führen.

© SZ vom 05.12.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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