Arbeiten dauerten fünf Monate:Technischer Vorreiter

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Das neu restaurierte Uhrwerk im zweiten Stock des Stadtturms. Im Bild vorne Restaurator und Uhrmacher Kurt Strehlow daneben Stadtführerin Doris Bauer. (Foto: Renate Schmidt)

Uhrwerk im Erdinger Stadtturm restauriert

Von Karin Roeckl-Balbach, Erding

Im zweiten Stock des Stadtturms ist das Uhrwerk restauriert worden und erstrahlt nun in neuem Glanz. Es handelt sich um ein Produkt der Familie Hamberger aus Erling bei Andechs, gebaut um 1910. Für die damalige Zeit war dieses Uhrwerk hochmodern, erzählt Restaurator Kurt Strehlow, denn es verfügte bereits über einen "elektrischen Aufzug", der einmal am Tag ausgelöst wurde und dem Mesner das Aufziehen per Hand mit einer Kurbel ersparte. Das Uhrwerk war in der damaligen Zeit ein technischer Vorreiter, denn die meisten Haushalte in Erding waren noch nicht elektrifiziert. Heute betrachtet man historische Turmuhrwerke als technische Denkmäler.

Als Restaurator und Uhrmachermeister Strehlow Ende 2016 mit seiner Arbeit begann, fand er ein Uhrwerk vor, das viele Jahre kaum gewartet wurde. Schritt für Schritt hat er das Uhrwerk abgebaut, in seine Werkstatt in Pliening transportiert, gesäubert, entrostet, repariert und die Stahlteile mit einem wachsartigen Überzug behandelt. Danach wurde das Uhrwerk im Stadtturm Stück für Stück zusammengesetzt, die Konservierung ergänzt und die Funktion des Gehwerks sichergestellt. Die größten Teile des Uhrwerkes wiegen mehr als 50 Kilogramm und konnten beim Zusammenbau nur mit Hilfe eines speziellen Hebewerkzeugs positioniert werden. Die Restaurierungsarbeiten dauerten etwa fünf Monate.

Auf Wunsch des Museums soll das Gehwerk kurz in Betrieb genommen werden können, um die Funktion zu zeigen. Bisher wurde dafür der "Zwischenaufzug" von Hand betätigt, erläutert Strehlow, und die Besucher konnten dann die "Funktion der Hemmung" betrachten. Um aber den Fortschritt der Zeit am Kontrollzifferblatt ablesen zu können, musste das Gehwerk funktionsfähig gemacht werden. Hierzu wurde die Seiltrommel des Gehwerkes wieder mit einem Seil und Antriebsgewicht versehen. Die Fallhöhe des Gewichtes ermöglicht eine Laufdauer des Gehwerkes von etwa 20 Minuten, ausreichend für eine Turmführung.

Der Stadtturm wurde Ende des 14. Jahrhunderts erbaut, hat eine Höhe von 46 Metern und erstreckt sich über sieben Stockwerke. Im Laufe der Zeit wurde die frühere Glockenstube und Turmwächterwohnung in ein Museum umgewandelt . Doris Bauer führt jährlich etwa 1 500 Einheimische und Touristen auf das Wahrzeichen der Herzogstadt mit seinem Türmerzimmer, das früher dem Turmwächter dazu diente, die Bevölkerung vor Feuer und sonstigen Gefahren zu warnen. Heute hat der Besucher von dort oben einen einmaligen Ausblick über die Stadt, bei Föhnwetter sogar bis zu den Alpen. Die Stadtturmführungen finden jeden dritten Sonntag im Monat um 15.30 Uhr statt und dauern 60 Minuten. Der Preis beträgt zwei Euro pro Person.

© SZ vom 08.07.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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