Angebot wird ausgeweitet:Stiftung investiert bis zu 20 Millionen Euro

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An der Haager Straße 36 in Erding entstehen eine Station für Demenzkranke und noch mehr betreutes Wohnen.

Von Antonia Steiger, Erding

15 bis 20 Millionen Euro will die Fischers Wohltätigkeits-Stiftung in den kommenden Jahren in die Hand nehmen und ihre Angebote für ältere Menschen deutlich erweitern. Dazu hat sie ihr Vorkaufsrecht in Anspruch genommen für das Grundstück neben dem Seniorenzentrum an der Haager Straße. Es ist das Grundstück, dessen frühere Besitzer mit einer radikalen Abholzaktion für Aufsehen gesorgt hatten. Über den Kaufpreis haben beide Seiten Stillschweigen vereinbart. Die Stiftung plant dort nicht nur noch mehr betreutes Wohnen und einen Ausbau der Tagespflege, sondern vor allem eine Demenzstation, die in Erding dringend benötigt wird, wie es am Mittwoch bei einem Pressegespräch hieß.

260 Namen stehen auf der Warteliste

Landrat Martin Bayerstorfer (CSU) als Vorstandvorsitzender der Fischers Stiftungs-Verwaltungs GmbH (FSV) und Mathias Vögele als Geschäftsführer der FSV legten im Beisein des Erdinger OB Max Gotz (CSU) die Pläne dar. Demnach soll auf dem Areal vor allem zügig mehr betreutes Wohnen bereitgestellt werden. Vor sechs Jahren war die Stiftung mit ihrem ersten selbst finanzierten betreuten Wohnen gestartet, alle Wohnungen waren sofort vermietet, wie Vögele sagte. Auch jetzt stünden bis zu 200 Leute auf der Liste für die kleineren Wohnungen und 60 auf der Liste für die größeren, in denen Ehepaare wohnen können. Etwa fünfzig Wohnungen sollen nun in einem ersten Abschnitt nebenan entstehen - ebenfalls frei finanziert.

Noch nicht ganz sicher sei man sich, sagte Bayerstorfer, wo die Einrichtung für Demenzkranke situiert sein soll, denn dabei gilt es einiges zu beachten. Die an Demenz erkrankten Menschen haben oftmals einen großen Bewegungsdrang. Man müsse sie davor bewahren davonzulaufen, sie sollten sich aber auch nicht zu stark eingeschränkt fühlen. Gotz betonte, dass auch die Heiliggeist-Spitalstiftung, die das Heiliggeist-Heim führt, sich über eine Station für Demenzkranke Gedanken gemacht habe. Aus baulichen Gründen sei eine solche Station an diesem Seniorenheim aber nicht anzubinden. Umso froher ist er darum, dass die Fischers Stiftung sich dieser Versorgungslücke annehme, wie er sagte. Bayerstorfer fügte an, dass einzig in Wernhardsberg 14 Plätze für Demenzkranke im Landkreis zur Verfügung stünden. Diese Plätze seien viel zu wenig und außerdem schlecht zu erreichen.

Am 11. Mai 2017 wurde das Grundstück gekauft

Die Investitionen der Fischers Stiftung werden sich über mehrere Jahre hinziehen. Am 11. Mai dieses Jahren hat die Stiftung zunächst den Kaufvertrag für das Grundstück am der Haager Straße 36 unterschrieben. Es wurde je zur Hälfte von der Fischers Wohltätigkeitsstiftung und von der FSV finanziert. Die FSV verwaltet alle Immobilien, die zum Vermögen der Stiftung gehören. Dazu sind viele Wirtschaften zu zählen, aber auch der Komplex rund um das Gasthaus zur Post. Auf diesem Gelände stand einst die Stiftungsbrauerei. Wie Bayerstorfer am Mittwoch betonte, habe die Stiftung nichts mit der umstrittenen Abholzaktion zu tun. Sie habe aber ein Vorkaufsrecht für diese Fläche gehabt und habe es nun genutzt.

Schon jetzt sei die Stiftung ein "Vollsortimenter", was die Angebote für Senioren betreffe, wie Bayerstorfer sagte. Und schon jetzt gibt es auch eine kleine Abteilung für weglaufgefährdete Menschen. Sie sei aber zu klein und biete auch keinen kompletten Schutz, wie Vögele ergänzte. "Bis jetzt haben wir dort aber alle Menschen betreuen können", sagte er. Man habe noch keinen Bewohner des Seniorenzentrums wegschicken müssen, weil er im Laufe seiner Wohnzeit an Demenz erkrankt sei. Für die Angehörigen sei es aber von großer Bedeutung, dass die Stiftung eine Station für Demenzkranke anbieten könne. Sie soll etwa zehn Plätze umfassen.

Ein Bauleitverfahren ist vielleicht gar nicht nötig

Sowohl die Fällaktion als auch der Wunsch der ehemaligen Besitzer, den Grund zu verkaufen, hatte umfangreiche Konsequenzen gehabt: In Erding wurde über eine Baumschutzverordnung diskutiert - von der CSU angestoßen und von der CSU wenig später auch wieder als überflüssig bezeichnet. Der Stadtrat hat aber auch beschlossen, für den Bereich einen Bebauungsplan aufzustellen, um die Entwicklung steuern zu können. Ob dieses Bauleitverfahren nun tatsächlich nötig ist, wird nun wohl neu diskutiert. Sollte die Stiftung einen ausreichend "qualifizierten Vorbescheid" einreichen, was spätestens im Oktober der Fall sein soll, könne man sich das Bauleitverfahren möglicherweise sparen, sagte Gotz. Vögele betonte, die Stiftung strebe kein erhöhtes Baurecht an und wolle sich der Umgebung anpassen.

© SZ vom 11.08.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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