Angebot stark ausgeweitet:Helfen ohne Gewinnabsicht

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Der BRK Kreisverband steht mit Einnahmen von 7,6 Millionen Euro aber auf "gesunden finanziellen Beinen"

Von Antonia Steiger, Erding

Der Kreisverband des Bayerischen Roten Kreuzes (BRK) hat sein Angebot in den vergangenen fünf Jahren stark ausgeweitet. Es hat die Trägerschaft des Frauenhauses übernommen und die Leitung des Hauses der Begegnung in Erding, der rollende Supermarkt wurde eingeführt, BRK-Shops eingerichtet und etliches mehr. Dies alles komme zu der ehrenamtlichen Arbeit des Roten Kreuzes noch hinzu, darauf wies die BRK-Geschäftsführerin Gisela van der Heijden bei ihrer Jahrespressekonferenz hin. Es ist ihr wichtig, wie sie sagte, dass das BRK in der Öffentlichkeit als Hilfsorganisation wahr genommen werde, nicht als Wirtschaftsunternehmen. Es gebe nicht die Absicht, Gewinn zu erzielen, alles sei dem Grundsatz untergeordnet, den Menschen helfen zu wollen. Auf gesunden finanziellen Beinen muss das BRK dennoch stehen. Und das tut es offenbar auch.

"Gut" sei die Gesamtbilanz des Kreisverbandes, teilt van der Heijden auf Nachfrage mit. Etwa 7,6 Millionen Euro habe der Kreisverband 2018 eingenommen, etwas weniger ausgegeben. Das Geld stammt aus Fördermitgliedsgelder, Spenden, Erbschaften und Gewinne aus den Geschäftsfeldern. Vor allem die Beiträge der Fördermitglieder sind es, die die ehrenamtliche Arbeit finanziert, also die der Wasserwacht, der Bereitschaften, des Jugendrotkreuzes und der Wohlfahrts- und Sozialarbeit. Der Finanzbedarf ist enorm: So kalkuliert die Wasserwacht für 2019 mit einem Bedarf in Höhe von mehr als 90 000 Euro und die Bereitschaften mit mehr als 93 000 Euro. Der Katastrophenschutz benötigt etwa 38 000 Euro. Dies alles für Ausbildungen und Ausrüstungen, Bekleidung, Fahrzeuge und anderes. Künftig sollen die Gelder aus den Beiträge der Fördermitglieder prozentual auf die ehrenamtlich arbeitenden Gemeinschaften verteilt. Das schafft auch mehr Transparent gegenüber den Fördermitgliedern. Sie sehen, "in welcher Höhe die einzelnen Gemeinschaften unterstützt werden".

Regelmäßig versucht das Rote Kreuz, dem Schwund an Fördermitgliedern zu begegnen, wie van der Heijden erklärte. 2015 hatte das BRK noch 10789 fördernde Mitglieder, 2018 waren es nur noch 10466. Zwischen 340 und 440 pendeln seit Jahren die Zahlen der Kündigungen inklusive der gestorbenen Mitglieder, für die dann die Angehörigen die Mitgliedschaft kündigen. Um diesen Schwund auszugleichen, startet das BRK alle zwei Jahre eine Werbekampagne, für 2019 ist eine solche wieder geplant. Und dann soll die Zahl der Fördermitglieder wieder nach oben gehen, gerne auch solche jüngeren Alters. Denn die meisten Fördermitglieder sind zwischen 50 und 90 Jahre alt, nur 1,5 Prozent sind jünger als 30.

Die Finanzierung des großen Kreisverbandes mitsamt seiner vielfältigen Aufgaben ist eine nicht ganz leicht zu lösende Aufgabe. Manches erweist sich als weniger rentabel als erhofft, und manchmal verläuft auch die Suche nach Zuschüssen ergebnislos, wie van der Heijden erklärte. So hat der rollende Supermarkt im Jahr ein Defizit in Höhe von 39 000 Euro eingefahren. Das BRK hält aber an ihm fest und dreht an einigen Stellschrauben, wie der stellvertretende BRK-Kreisvorsitzende Jürgen Loher sagte: "Wo halten wir? Welches Sortiment bieten wir an?" Solche Fragen werden überdacht. Gestrichen wurden unter anderem die Stationen Kienraching und Fraunberg, letztere um dem dortigen Angebot nicht Konkurrenz zu machen. Für 2019 erhofft Loher "mehr als eine schwarze Null".

Überdacht wird auch die Aktion Erbse, der früheren Benefizaktion der Bundeswehr in Erding, die in den vergangenen Jahren immer wieder mehr als 50 000 Euro, im letzten Jahr sogar 75 000 Euro erlöst hat. Dem BRK blieb im ersten Jahr trotz eines enormen Einsatzes kein Geld übrig, auch hier soll nachjustiert werden, wie van der Heijden sagte. Überdacht werden muss vielleicht der Preis: 3,50 Euro kostete der Teller Supper im Jahr 2018. Im ersten Jahr sei auch zu beweisen gewesen, "dass das BRK durchaus in der Lage ist, dieses Großprojekt zu stemmen", teilte van der Heijden auf Nachfrage mit.

© SZ vom 17.04.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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