Anbau oder Neubau:Raum für Kunst und Aktionen

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Auf dem Areal neben dem Museum Franz-Xaver Stahl soll ein Erweiterungsbau entstehen. Er soll als Depot für 1200 Gemälde des Tiermalers dienen und Platz für Ausstellungen anderer Künstler bieten

Von Laura Dessena, Erding

Auf dem Areal neben dem Museum Franz-Xaver Stahl in der Landshuter Straße soll gebaut werden. Oberbürgermeister Max Gotz (CSU) will mehr Raum für Kunst, Aktionen und kreative Bildung schaffen. Außerdem ist ein fachgerechtes Depot für 1200 Gemälde geplant. Ob es ein Anbau an das Museum oder ein Neubau wird, muss der Stadtrat noch entscheiden. Fest steht nur, dass es nicht um eine Erweiterung der Ausstellungsfläche für Stahls Werke gehe, sagt Museumsleiterin Heike Kronseder. Das Ganze wird vom Staat im Rahmen des "Investitionspakts Soziale Integration im Quartier 2020" mit 1,8 Millionen Euro gefördert.

Das Museum Franz Xaver Stahl an der Landshuter Straße in Erding (Archivbild). (Foto: Renate Schmidt)

Auf die Frage, wieso der Bau neben dem Museum notwendig sei, hat Kronseder viele Antworten. Zum einen sollen in dem neu geschaffenen Raum Aktionen stattfinden, die das Erleben von Kunst und Geschichte interaktiv gestalten - Vorträge, Konzerte, Lesungen und Malrunden für Kinder und noch vieles mehr. Die promovierte Kunsthistorikerin stellt sich auch vor, dass dort auch Ausstellungen Erdinger Künstler gezeigt werden, mit genügend Platz für Vernissage oder Diskussionsrunden mit Künstlern. Ihr schwebt ein Raum vor, in dem die Kunst Menschen verbindet und ihren Bildungsauftrag erfüllt. Kronseder findet, dass ein derartiger Ort in Erding bislang fehlt.

Museumsleiterin Heike Kronseder hält einen Anbau aus mehreren Gründen für nötig. (Foto: Renate Schmidt)

Zum anderen werde für die 1200 Exponate Tiermalers Franz-Xaver Stahl (1901-1977), die zuvor im Rückgebäude untergebracht waren, dringend ein Depot benötigt. Das sei aber aufgrund der Schwankungen in Temperatur, Luftfeuchtigkeit und Lichtverhältnissen "absolut keine Option für die konservatorisch fachgerechte und sorgfältige Lagerung von Kunst", erklärt Kronseder. Die idealen Bedingungen für diese Gemälde lägen zwischen 18 und 20 Grad Celsius mit einer relativen Luftfeuchtigkeit von 50 bis 55 Prozent. Dieses Umgebungsklima und vor allem die Sicherheit, dass es konstant bleibt, sind dort nicht gegeben.

Als Zwischenlösung wurden die Exponate in der Stadtbücherei untergebracht, wo sie jetzt immer noch sind. Dort sind die Bilder zwar zumindest gesichert, jedoch sei es nicht möglich, richtig mit ihnen zu arbeiten. Dazu bräuchte es nicht nur ein klimatisch korrektes Depot, sondern auch eines, in dem die Exponate fachgerecht gelagert und geordnet werden können. Die Bilder müssten zum Beispiel durch Schieberegale leicht zugänglich sein, sagt Kronseder, damit man auch mal eines aus der Reihe nehmen könne, ohne es gleich zu beschädigen. "Der Schadensprozess schreitet voran", betont sie. Deswegen sei es so wichtig, dass das Museum bald ein Depot bekäme. Wer sich fragt, wieso diese Exponate so bedeutsam wären, dem entgegnet Kronseder: "Ohne Geschichte ist der Mensch gesichtslos." Das Museum biete nicht nur Platz für Kunstgeschichte, sondern auch für Möbel-, Porzellan-, Stoffgeschichte und mehr. Unter den Exponaten finden sich neben Bildern auch viele andere Zeugnisse der Zeit, wie Briefe oder kleine Notizen. Es handle sich schließlich um das deutschlandweit am authentischsten belassene Haus, in dem seit mehreren Generationen nichts Relevantes weggeschmissen wurde. "Ein Traum für jeden Kunsthistoriker", sagt Kronseder. Besonders, da Stahl zwei Weltkriege miterlebt und im Dritten Reich gelebt hat, sei seine Vergangenheit geschichtlich besonders interessant. Er sei der gefragteste Tiermaler seiner Zeit gewesen.

Diesen Aspekt finden Kritiker besonders relevant: Kronseder wird immer wieder damit konfrontiert, dass Stahl 1939 der NSDAP beitrat. Es gibt viele Diskussionen darüber, weswegen er das tat. "Nach dem derzeitigen Stand der Forschung war der Grund für Stahls Beitritt zur NSDAP der Druck seines Vermieters und Unterstützers Max Kammerers sowie die Aussicht auf die Leitung der Tiermalklasse an der Kunstakademie München", erklärt Kronseder.

© SZ vom 19.09.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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