An der Realschule Oberding und der FOS/BOS:In der Pause auch mal die Mama anrufen

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Ob man in der Schule sein Smartphone benutzen darf, ist auch nach Ansicht der Schüler eine Altersfrage. Für die Unterstufe sei das eher nichts. (Foto: Florian Peljak)

Zwei Schulen im Landkreis wollen die private Nutzung von Handys auf dem Schulgelände erlauben. Dazu nehmen sie an einem Modellversuch des bayerischen Kultusministeriums teil

Von Thomas Jordan, Erding/Oberding

Zwei Schulen aus dem Landkreis Erding wollen neue Wege gehen, wenn es um die Nutzung von Handys während der Schulzeit geht. Die Realschule Oberding und die Fachoberschule/Berufsoberschule (FOS/BOS) in Erding nehmen dazu an einem Schulversuch des Bayerischen Kultusministeriums teil, der es 135 weiterführenden Schulen im Freistaat erlaubt, eigene Regeln für den Handygebrauch aufzustellen. Bisher ist Bayern das einzige Bundesland, das es seinen Schülern grundsätzlich verbietet, Mobiltelefone auf dem Schulgelände privat zu nutzen. Zudem ist auch oft die Ausstattung mit Wlan im Schulgebäude unzureichend. Beides soll sich an den zwei Schulen nun ändern.

"Die Technik ist jetzt da, ich muss mich dem stellen", sagt Martin Heilmaier, Schulleiter der Realschule Oberding. Es sei ihm lieber, dass es festgelegte Zeiten gibt, zu denen die Schüler ihr Handy privat nutzen können, als dass Anrufe und SMS versteckt getätigt werden: "Wenn es gar nicht erlaubt ist, versuchen es die Schüler auf der Toilette." Mit den Eltern- und Schülervertretern hat er deswegen besprochen, dass alle Schüler von der achten bis zur zehnten Klasse in der Pause im Mensagebäude der Realschule ihre Handys privat nutzen dürfen. So könnten die Schüler auch mal in der Pause die Mama anrufen. Bisher werden an der Schule Mobiltelefone, die nicht zu vom Lehrer genehmigten Unterrichtszwecken eingesetzt werden, eingesammelt. Die Schüler können sich das Gerät drei Tage später beim Direktor wieder abholen, wahlweise können die Eltern das Gerät schon mittags am selben Tag ausgehändigt bekommen.

Bei Lehrern, Eltern und Kollegen sei der neue Vorschlag gut angenommen worden, sagt Heilmaier. Die Schülersprecher seien dabei sogar "sehr streng mit sich selber gewesen", sagte der Realschuldirektor: "Sie haben gesagt, bitte nicht für die Kleinen." Fünft- und Sechstklässler müssten erst einmal die neue Schule kennenlernen und seien damit überfordert, auch noch das Handy privat zu nutzen. Die neuen Handy-Nutzungsregeln in Oberding, die im November vom Schulforum beschlossen werden sollen, gelten daher frühestens ab der siebten Klasse. Noch offen ist, ob es künftig morgens und mittags auch auf dem Busparkplatz Schülern erlaubt wird, zu telefonieren und Nachrichten zu verschicken.

Anders ist die Ausgangslage an der FOS/BOS in Erding. Viele Schüler seien es dort aus ihrem Beruf gewöhnt, das Handy permanent zu nutzen, sagt Schuldirektor Jens Baumgärtel. Wer die Berufsoberschule besucht, hat oft schon eine abgeschlossene Berufsausbildung und strebt die allgemeine Hochschulreife an. "Die haben wenig Verständnis dafür, dass es in der Mittagspause an der Schule verboten ist, zu telefonieren", sagt Baumgärtel.

Bisher sei der Funkempfang an der Schule allerdings schlecht gewesen, wodurch die Möglichkeiten der Schüler, ihr Handy während der Schulzeit zu nutzen, ohnehin eingeschränkt gewesen seien. Das ändert sich nun. Bis Ende des Jahres soll die FOS/BOS laut Baumgärtel mit Hilfe des Landkreises flächendeckend mit Wlan-Access-Points ausgestattet sein.

Der Schulleiter will bei der Neufassung von Handy-Regeln an seiner Schule einen Schwerpunkt auf das Thema Cybermobbing legen. Zuletzt hatte der Präsident des Deutschen Lehrerverbandes, Heinz-Peter Meidinger, vor Mobbing mithilfe von Mobiltelefonen gewarnt und Handys als "Mobbinghauptinstrument" bezeichnet. Meidinger forderte deswegen sogar ein Handyverbot in den Pausen. Schuldirektor Baumgärtel will nun stattdessen in allen 11. Klassen Unterrichtsmodule einführen, bei denen die Schüler für die Themen Persönlichkeitsrechte und Datenschutz im Internet sensibilisiert werden.

Dass die Schulen gut daran tun, sich für bessere Regeln bei der Handy- und Internetnutzung einzusetzen, zeigt das Beispiel des Gymnasiums Dorfen. Weil es in ihrem Oberstufenzimmer keinen Internetzugang gab, richteten die Dorfener Schüler im Jahr 2016 kurzerhand mithilfe eines Routers ihren eigenen Wlan-Access-Point ein. Das funktionierte eine Zeit lang super, sagt Andreas Grasser, der 2017 am Gymnasium Dorfen Abitur gemacht hat. Bis eines Tages die Schulleitung Probleme beim Senden von E-Mails hatte. Dann kam heraus: Die Oberstufenschüler hatten den Internetzugang des Direktorats angezapft.

© SZ vom 17.09.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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